Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die GRÜNEN wollen nichtverheirateten Väter das Sorgerecht ermöglichen

Maesi, Wednesday, 25.06.2008, 22:14 (vor 6389 Tagen) @ chrima

Hallo chrima

sogar (in Einzelfällen) gegen den Willen der Mutter.
Hier
nachzulesen.
Das im verlinkten Text downloadbare PDF gibt nähere Informationen. Ist
zwar immer noch großer Dreck was die da zusammengeschwurbelt haben, aber
ein paar interessante Ansätze sind zu finden und ein Fortschritt im
Vergleich zur heutigen Situation wäre es auf jeden Fall.

Wenn es ein Fortschritt ist, dann ein winzigkleiner. Dampflok hat es lakonisch auf den Punkt gebracht: reine Augenwischerei. Damit generiert man einige neue Klagemoeglichkeiten fuer Vaeter; das ist gut fuer's Geschaeft - aber hoechstens fuer Rechtsanwaelte, Justizbeamte, Jugendaemter und staatlich bezahlte psychologische Gutachter.

Wer hingegen die realen sozialen Situationen betrachtet und nicht bloss die abstrakt rechtlichen, bemerkt, dass der Vorstoss ein Windei oder noch schlimmer ein Danaergeschenk ist. Wenn Mama damit einverstanden ist, dann koennen nichteheliche Elternpaare auch heute schon das gemeinsame Sorgerecht beantragen. Eine teure Klage mit dem ganzen damit einhergehenden Brimborium ist nicht notwendig. In diesem Fall ist absolut nichts gewonnen.

Wenn Mama jedoch nicht mit dem gemeinsamen Sorgerecht einverstanden ist, dann bringt selbst eine erfolgreiche Klage ausser Spesen praktisch nichts sondern schadet hoechstens. Die Mutter kann dem Vater weiterhin ungestraft das Kind entziehen. Das vom Sorgerecht abgekoppelte Aufenthaltsbestimmungsrecht garantiert ihr auch fortan die absolute Verfuegungsmacht ueber das Kind, so wie wir das trotz des gemeinsamen Sorgerechts als Regelfall bei ehelichen Kindern schon sattsam kennen. Wenn der Herr Papa klagt, dann zerstoert er dadurch normalerweise auch den letzten Rest von Goodwill auf Mamas Seite mit den entsprechenden Konsequenzen. Einem in unserer Rechtswirklichkeit inexistenten Gewinn steht also in vielen Faellen nur ein realer Verlust gegenueber. Dass den Gruenen das nicht klar ist, kaufe ich denen schlichtweg nicht ab. So merkresistent sind nicht einmal die.

Nein, chrima! Das Problem der entsorgten Vaeter (ob ehelich oder unehelich) ist mit rechtlichen Zwangsmassnahmen nicht befriedigend zu loesen. Am einfachsten waere es, das ganze Familien-, Scheidungs- und Unterhaltsrecht in die Tonne zu treten und die Familien komplett sich selbst zu ueberlassen. Dann greifen wieder die ueblichen zwischenmenschlichen Beziehungen und tarieren die durch die parteiische Rechtsprechung in Schieflage geratenen Machtverhaeltnisse von selbst und obendrein ohne unnoetige rechtlich-buerokratische Kosten von selbst aus. Der von einer Mutter abgesaegte Vater beispielsweise versorgt dann die Restfamilie u.U. nicht mehr, was die Mutter zu Wohlverhalten zwingt, sofern sie sich nicht der Geissel einer echten und nicht bloss eingebildeten Doppel- oder Dreifachbelastung von Vollzeit-Erwerbstaetigkeit, Kindesbetreuung und Haushaltsarbeit unterwerfen will. Umgekehrt wird ein Vater kaum willkuerlich seine Versorgungszahlungen stoppen, wenn Mama ihm dann als Vergeltung den regelmaessigen Umgang mit den Kindern verweigert. Diese sehr direkt voneinander abhaengenden, gegenseitigen Sanktionsmoeglichkeiten moegen vielleicht ueberzivilisierten Geistern als barbarisch erscheinen, aber sie funktionieren. Das Gesetz von actio und reactio gilt auch im sozialen Bereich; Gemeinheiten und Perfidie werden in zwischenmenschlichen Beziehungen ebenso vergolten wie freiwillig geleistete Zuwendungen und Wohlverhalten. Jeder Dummdoedel begreift das, bloss die abgehobenen und klug daherschwallenden (vornehmlich linksorientierten) Beziehungstheoretiker in Politik- und Justizapparaten haben das noch nicht geschnallt.

Aber es ist auch mir klar, dass eine vollstaendige Abschaffung des gesamten Familienrechtsbereichs illusorisch ist. Ergo bleibt als Alternative nur noch das konsequente Zurueckdraengen staatskollektivistischer Regelungswut auf ein vernuenftiges Mass, damit die aeusserst sensiblen, individuell-natuerlichen Mechanismen zwischen den Menschen die Oberhand gewinnen ueber die summarisch-holzschnittartigen Rechtsverfahren der Juristen. Wenn zwei verfeindete Rechtsparteien in einer Gerichtsverhandlung das Kindeswohl unter sich aushandeln, dann ist das etwa dasselbe, wie wenn zwei sich in ihren Diagnosen voellig uneinige Aerzte mit Macheten eine Herzoperation an einem Patienten vornehmen wollten.

Was mich ein wenig verwundert ist, dass ich hier in diesem Forum darüber
nichts gelesen habe. Das kann durchaus daran liegen, dass ich zurzeit hier
nicht mehr so regelmäßig lese. Allerdings brachte auch eine kurze
Archivsuche zu "Sorgerecht" keine Beiträge zu diesem Thema.
Ist dieses Forum inzwischen tatsächlich schon so runtergekommen, dass die
Teilnehmer nur noch die Informationen wahrnehmen, die in ihr
zurechtgebasteltes Weltbild passen? Und GRÜNE sind nunmal pöse linke
Femifaschistinnen und lila Pudel, weshalb positive Ansätze dort einfach
ausgeblendet werden?

Wahrscheinlich wurde es nicht thematisiert, weil es bisher niemand gewusst hat. Aber das hast Du ja jetzt dankenswerterweise nachgeholt, wenn auch nicht unbedingt zum Nutzen der gruenen 'Vaeterfreunde'. Wer die Gruenen zum Freunde hat, braucht keinen Feind mehr zu fuerchten.


Gruss

Maesi


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