Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die Brigitte-Studie

Garfield, Tuesday, 08.04.2008, 14:39 (vor 6466 Tagen) @ DschinDschin

Hallo DschinDschin!

Als man seit den 1950er Jahren händeringend Arbeitskräfte suchte und die dann auch entsprechend gut bezahlen mußte, besann man sich auch auf die Hausfrauen, die es damals in großer Zahl gab und die schon zu der Zeit häufig vor der Heirat eine Berufsausbildung oder gar ein Studium absolviert hatten. (Gegen Kriegsende lag an deutschen Universitäten auch in vielen naturwissenschaftlichen Fächern der Frauenanteil bei über 50%.) Man konnte nämlich nicht alle Stellen mit billigen Ausländern besetzen, vor allem keine Stellen, die hohe Qualifikationen erforderten, und auch keine Stellen im Dienstleistungssektor, wo gute Kenntnis der deutschen Sprache wichtig war. Schwierig war das auch z.B. bei Bürojobs, wo häufig auch Kenntnis der deutschen Gesetze und Normen nötig war.

Zunächst einmal schaffte man das Gesetz ab, nach dem Frauen die Zustimmung des Ehemannes brauchten, um einen Job anzunehmen. Das brachte aber nicht den gewünschten Erfolg: Viele verheiratete Frauen sahen überhaupt keine Veranlassung, sich den Streß fremdbestimmter Erwerbstätigkeit anzutun, zumal ihre Männer häufig gut genug verdienten, um die Familien allein zu ernähren.

Also mußte ein Bewußtseinswandel her. Man mußte die Frauen dazu bringen, Erwerbstätigkeit als Möglichkeit zur Selbstverwirklichung zu betrachten und dann also auch selbst erwerbstätig zu sein. Das hat teilweise auch gut funktioniert, allerdings weniger durch die ideologische Berieselung, sondern mehr durch die Tatsache, daß immer mehr Frauen heute gezwungen sind, erwerbstätig zu sein, weil ihre Partner nicht mehr genug verdienen, um die Familien allein zu ernähren oder weil sie erwerbslos sind. Das trägt dazu bei, den Arbeitsmarkt vor allem in Bereichen mit niedriger und mittlerer Qualifikation gut zu füllen und dort die Löhne zu drücken.

Auf Probleme stößt man aber nach wie vor in Bereichen, wo hohe Qualifikationen nötig sind. Frauen mit solchen Qualifikationen suchen sich nämlich häufig Partner mit ähnlicher Qualifikation, die dann auch ein entsprechend gutes Einkommen haben. Das ermöglicht solchen Frauen das Hausfrauenleben - und viele nutzen diese Möglichkeit, spätestens, wenn sie sich Kinder wünschen. Und wenn sie weiter berufstätig sind, dann oft nur auf Teilzeit.

Weiterhin gibt es nach wie vor sehr viele Frauen, die sich für Studiengänge entscheiden, die in der freien Wirtschaft kaum gefragt sind.

Dumm ist auch, daß man gerade in Bereichen mit hohem Qualifikationsniveau zunehmend Schwierigkeiten hat, Stellen mit Ausländern zu besetzen. Zwar gibt es mittlerweile im Ausland genügend hoch qualifizierte Menschen - aber die ziehen häufig andere Länder vor, weil sie dort netto und immer öfter sogar auch brutto mehr heraus bekommen als in Deutschland. Umso mehr benötigt man nun die Frauen - aber die scheuen häufig immer noch vor der Vollzeit-Erwerbstätigkeit zurück.

Das soll sich ändern. Die Frauen sollen in die Bereiche hinein, wo man noch relativen Fachkräftemangel hat und deshalb relativ gute Löhne zahlen muß. Und sie sollen nicht nur etwas in diesen Richtungen studieren, sondern sie sollen dann auch auf Vollzeit erwerbstätig sein.

Man erhofft sich davon verschiedene Vorteile:

Man kalkuliert, daß Frauen mit guter Qualifikation häufig Partner mit gutem Einkommen haben und sich dann darauf verlassen, daß diese Partner schon genügend Geld zum Leben heranschaffen. Und daß sie ihr eigenes Einkommen nur als Zuverdienst zum Kauf von Luxusgütern sehen. Und daß sie dementsprechend bescheidener bei Gehaltsverhandlungen sein und auch Gehaltskürzungen eher akzeptieren werden.

Man erwartet, daß Frauen häufig ortsgebundener sind als Männer. Sie haben weniger Bereitschaft, sehr weite Strecken zur Arbeitsstelle zurück zu legen, und sie fühlen sich durch ihre Familien mehr an einen Ort gebunden. Davon erhofft man sich, daß eine Frau nicht so schnell eine besser bezahlte Stelle annehmen wird, wenn die z.B. weiter weg liegt. Und daß sie auch eine Gehaltskürzung eher akzeptieren, sich dann also nicht anderweitig bewerben wird.

Also tut man unter Aufwand von Milliarden Euro alles, um mehr Frauen mit hohen Qualifikationen in die Vollzeit-Erwerbstätigkeit zu bringen. Das kostet ja nichts - die Effektiv-Steuerzahler bezahlen den Spaß schließlich. Das Erziehungsgeld ist ein Mittel dafür, und auch die Reform des Unterhaltsrechts. Und natürlich nutzt man die Medien, um den Menschen vorzugaukeln, daß es völlig normal und alltäglich wäre, daß Frauen massenweise in Berufe mit hoher Qualifikation strömen. Jede Frau, die das nicht tut, soll sich dafür schämen, ihre Einstellung möglichst ändern und schleunigst auf die Überholspur fahren, anstatt gemütlich in der rechten Spur entlang zu zockeln.

Freundliche Grüße
von Garfield


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