Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die unsichtbare Hand

Maesi, Saturday, 16.02.2008, 10:02 (vor 6518 Tagen) @ DschinDschin

Hallo DschinDschin

Glaubt denn irgendwer, dass systemantische Benachteiligung einer
gesellschaftlichen Gruppe nicht Folgen nach sich zieht.

Es ist wie mit dem Klima. Fällt in einer Region weniger Regen, ändert sich
mittel- bis langfristig der Bewuchs, und zwar ganz ohne Gärtner und
politischen Beschluss.

Wer es für Männer uninteressant macht, sich eine Familie aufzuladen, wer
bei Frauen den Entschluss fördert, keine Kinder zu bekommen, der wird als
Staat und Gesellschaft langfristig gewaltige Probleme bekommen. Das
Traurige ist, dass die Verzögerung so lange ist. Die Zeit zwischen Absprung
an der Felskante und dem Aufschlag auf dem harten Boden der Tatsachen ist
zu lang. Und wenn der harte Boden der Tatsachen in Sicht kommt, ist es für
Gegenreaktionen schon lange zu spät.

So ist es. Es geht gar nicht darum, welches 'Rollenmodell' nun besonders gerecht ist; eine Frage, die sowieso nicht gesamtgesellschaftlich und schon gar nicht politisch sondern nur von jedem einzelnen in Bezug auf sein eigenes Privatleben entschieden werden kann. Und jeder muss dann auch die Konsequenzen seiner Entscheidungen tragen, ob er will oder nicht.

In der harten Wirklichkeit kommt es allerdings nicht darauf an, welche ideologischen Konstrukte streng demokratisch legitimiert oder meinetwegen auch von oben herab autoritaer verordnet als 'gerecht' gefuehlt werden. Viel wichtiger ist, ob sie in der Praxis funktionieren. Die Reproduktion der Europaeer funktioniert mit den neuen 'Rollenmodellen' schlichtweg nicht so, wie sich das die sogenannten Progressiven in ihren abstrakten Gesellschaftskonzepten vorgestellt haben; das 'erfolgreichste' neue 'Rollenmodell' ist denn auch folgerichtig das des kinderlosen Singles, der auf die neumodischen 'Rollenmodelle' ebenso pisst wie auf die alten. Das Ende dieser Form von 'sozialer Gerechtigkeit' ist absehbar, eine solcherart sich verhaltende Gesellschaft mendelt sich von selbst aus. Die muslimische Gesellschaft andererseits mag von vielen als zutiefst ungerecht angesehen werden, aber sie funktioniert und reproduziert sich erfolgreich weiter. Allein das zaehlt.

Vor diesem Dilemma steht die BRD,
deren seeliges Ende ich hiermit für das Jahr 2030 vorhersage. Dann ist der
Laden nämlich endgültig pleite, die Kohle fehlt, um den Pöbel
ruhigzustellen und es kracht gewaltig im Karton.

Wir werden sehen. Auf jeden Fall werden die naechsten zwei bis drei Jahrzehnte (zumindest aus soziologischer Sicht) aeusserst spannend und interessant - nicht bloss in Deutschland sondern in ganz Europa. Setzt sich die soziale und kulturelle Agonie in unseren Gesellschaften fort oder nicht? DschinDschin hat ein existentielles Problem (die Ueberalterung) schon angesprochen. Es ist IMHO jedoch wahrscheinlich, dass Immigranten das sich zusehends vergroessernde Vakuum, verursacht durch die langsam aussterbende autochthone Bevoelkerung, auffuellen werden. Wenn sich ein Land entvoelkert, dann bleibt es das ja normalerweise nicht auf Dauer - schon gar nicht, wenn die Lebensbedingungen eigentlich guenstig sind. Irgendwann wird dann eine Mehrheit von Immigranten die Leitkultur bestimmen. Wie stark diese neue Leitkultur von der jetzigen differiert, ist davon abhaengig, wieviel integrative Kraft die autochthone Bevoelkerung zur kulturellen Assimilierung der Immigranten noch aufbringen kann und wie und homogen die Einwanderergruppen sind. Sind sie sehr heterogen, kann es durchaus sein, dass von ihnen wesentliche Teile der autochthonen Kultur als gemeinsamer Nenner akzeptiert wird. Sind Immigranten vergleichsweise homogen, stirbt die einmische Kultur mit grosser Wahrscheinlichkeit aus.

Wie bereits gesagt: was in der Umbruchphase im Verlaufe der naechsten Generation abgeht, wird aus soziologischer Sicht aeusserst spannend; das wird dann auch die Leitkultur der nachfolgenden Generationen entscheidend praegen. All das natuerlich unter der Voraussetzung, dass es zu keiner Zaesur (z.B. durch ausgedehnte Kriegshandlungen) kommt.

Ich bete darum, diesen Tag noch erleben zu dürfen, wo dieses erbärmliche
Nachkriegskonstrukt seine unheilige Seele aushaucht und die noch
erbärmlichere politische Klasse zum Donnerdrummel fährt. Und da ist sie
wieder, die unsichtbare Hand, die dafür sorgt, dass jeder jeden Scheiss
machen darf, aber mit absoluter Sicherheit auch die Rechnung dafür
präsentiert bekommt.

Tja, die Gerechtigkeit ist unerbittlich. Man kann sie vielleicht eine Zeitlang austricksen, langfristig setzt sie sich durch. Ist so aehnlich wie mit der Entropie...


Gruss

Maesi


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