Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"Die Gender-Revolution" von Gabriele Kuby -- Rezension

Maesi, Thursday, 20.12.2007, 01:14 (vor 6576 Tagen) @ Michael Baleanu

Hallo Michael

Beim Gender Mainstreaming geht es darum, die kulturell geprägten
Rollenunterschiede zwischen den beiden Ge-schlechtern aufzudecken und
gegebenenfalls abzubauen bzw. zu "dekonstruieren".

Wo kommt der Text her?

Wahrscheinlich aus irgendeinem Elfenbeinturm der 'Genderwissenschaften'. Das interessante ist, dass die 'Genderwissenschaftler' bis heute nicht erklaeren konnten, weshalb ueberhaupt eine Dekonstruktion der 'kulturell gepraegten Rollenunterschiede' zwischen den beiden Geschlechtern notwendig sein soll. Eine solche (kulturelle) 'Notwendigkeit' kann naemlich keine Wissenschaft serioes begruenden ohne dabei zur Ideologie zu mutieren, trotzdem wird diese 'Dekonstruktionsnotwendigkeit' axiomatisch festgelegt.

Ausserdem: wenn die real existierenden Gesellschaften die Geschlechtergleichheit als gerecht erachteten, dann haetten sich gar nie 'gender' herausgebildet, und es gaebe somit auch keine zu dekonstruieren. Aber wozu sich mit solchen Lappalien abgeben, wenn man sich die eigene virtuelle Modellwelt mit so schoenen theoretischen Glaubenssaetzen zusammenbauen und mit viel klug klingendem Geschwaetz 'begruenden' kann. Ich persoenlich bin dafuer, die Genderdekonstrukteure zu dekonstruieren.

Du hast doch vorhin eine andere Definition
gepostet(hier):
"Gender Mainstreaming ist damit ein Auftrag an die Spitze einer
Verwaltung, einer Organisation, eines Unternehmens und an alle
Beschäftigten, die unterschiedlichen Interessen und Lebenssituationen von
Frauen und Männern in der Struktur, in der Gestaltung von Prozessen und
Arbeitsabläufen, in den Ergebnissen und Produkten, in der Kommunikation
und Öffentlichkeitsarbeit, in der Steuerung (Controlling) von vornherein
zu berücksichtigen, um das Ziel der Gleichstellung von Frauen und Männern
effektiv verwirklichen zu können."

Das entspricht mehr oder weniger dem offiziellen politischen EU-Text, der von den dazu nicht legitimierten EU-Kommissaren dem arg- und ahnungslosen Souveraen oktroyiert wurde. Eine breit angelegte politische Debatte hat es darueber nie gegeben. Wer den europaeischen Durchschnittsmichel nach Gender Mainstreaming fragt, erntet entweder verstaendnisloses Kopfschuetteln oder irgendeine vage Auskunft, es handle sich um eine neue Art von Gleichstellungspolitik. Vielmehr wurde in geschlossenen pseudowissenschaftlichen Zirkeln der schwammige Schwachsinn ausbaldowert, der hernach auf irgendwelchen Frauenkonferenzen ohne vertiefte Auseinandersetzung mit der betreffenden Materie abgesegnet wurde, den in der Folge dann auch die EU-Kommission fuer die EU adaptiert hat.

Was das 'Konzept' genau beinhaltet war zum Zeitpunkt der politischen Annahme durch die EU-Volkskommissare gar nicht klar und ist es bis heute nicht. Ein eigentliches Konzept (also etwas, das diesen Namen wirklich verdient) gibt es gar nicht sondern es handelt sich einfach um unzaehlige Einzelmassnahmen, die sozusagen ad-hoc von den dezentralisierten Genderstellen in den einzelnen EU-Laendern bzw. in untergeordneten politischen Einheiten erarbeitet und auch gleich umgesetzt werden; die Zentrale in der EU gibt bestenfalls gewisse ideologische Leitplanken vor, koordiniert die Genderstellen in der EU und verfasst die ueblichen selbstbeweihraeuchernden Erfolgsberichte. Die EU-Kommissare haben somit den Genderbuerokraten im Namen des Souveraens eine Blankovollmacht erteilt, unter der politisch alles durchgewunken wird, was das Label 'Gender Mainstreaming' traegt und von den buerokratischen Experten ausgebruetet wird; die einzige echte Beschraenkung ist das Budget, denn fuer Gotteslohn arbeitet natuerlich auch die Genderbuerokratie nicht.

Also, wenn ich den zweiten Text richtig verstehe, geht man doch von
unterschiedlichen Interessen aus und auch darum, diese auch von
vornherein zu berücksichtigen
! Im ersten Text hingegen, will man sie
abbauen. Könnten sich die Experten endlich entscheiden?

Die erste Definition ist die philosophische, die zweite ist die politische. Die politische Version ist die massgebende; die philosophische wird allenfalls zu diskursiven Zwecken benuetzt, wenn die konkrete Situation es gerade mal erfordert. Man koennte auch dahingehend argumentieren, dass die politische Definition als praktische Umsetzungstaktik eingesetzt wird, um das strategisch philosophische Ziel der Gleichheit der Geschlechter zu erreichen. Gleichheit durch Ungleichbehandlung; dass die Ungleichbehandlung fuer sich genommen schon Ungleichheit bedeutet, interessiert niemanden. Hier setzen (patriarchale) Vernunft und Logik aus und der Wahn regiert - nichts neues in der Gleichstellungsszene. Nihi hat's bereits geschrieben. Du, ich, wir alle niederen Geister muessen das nicht verstehen. Es reicht aus, wenn die erhabenen Erleuchteten der Genderbuerokratie Bescheid wissen und einen allumfassenden Masterplan erarbeiten.

Gruss

Maesi


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