Nicht überraschend
Hallo roser parks!
Die tatsächliche Verteilung der Stimmen nach Geschlecht läßt sich bis heute gar nicht 100%ig ermitteln. Dazu müßte man entweder geschlechtsspezifische Wahlzettel ausgeben (z.B. rosa Zettel für Frauen, blaue Zettel für Männer) und dann später die Stimmen nach Geschlecht auszählen, oder aber man müßte vom Prinzip der anonymen Wahl abgehen und irgendwelche Personendaten auf die Wahlzettel drucken, anhand derer man später auch auf das Geschlecht schließen kann.
Letzteres wäre problematisch. Die erste Variante wurde in früheren Zeiten in Deutschland angewandt, aber nicht flächendeckend, sondern nur in einigen Wahlkreisen (z.B. in den 1920er Jahren in manchen Wahlkreisen Thüringens, soweit ich mich erinnere). Das macht die Wahlen in diesen Wahlkreisen heute so interessant. Und dabei stellte man häufig fest, daß rechte Parteien überproportional oft von Frauen gewählt wurden.
In den meisten Wahlkreisen konnte man Wahlstatistiken wie heute nur durch Befragungen von Wählern und darauf basierenden Hochrechnungen erstellen. Die müssen allerdings nicht unbedingt zutreffend sein. Wenn meine Frau und ich wählen gehen und wir danach gefragt werden, ob wir einen Fragebogen zur Wahl ausfüllen möchten, mache ich das oft, während meine Frau ablehnt. Ich weiß natürlich nicht, ob das bei vielen Paaren so läuft. Wenn ja, dann hätte das den Effekt, daß relativ wenige Frauen die Fragebögen ausfüllen und daß somit die Stimmen der Frauen für die Statistiken in geringerer Zahl verwendet werden. Und je niedriger die Zahl der befragten Personen, umso weniger representativ ist die Befragung.
Allerdings könnte es um 1930 herum tatsächlich eine Erhöhung der Zahl der männlichen Wähler von rechten Parteien gegeben haben. Durch die Weltwirtschaftskrise stiegen die Arbeitslosenzahlen in dieser Zeit nämlich auch in Deutschland nochmal stark an, und da auch damals auf den Männern die Ernähreraufgabe schwerer lastete als auf den Frauen, empfanden die Männer dies noch stärker als Problem, verloren vielfach das Vertrauen in etablierte Parteien und wählten deshalb verstärkt radikale Parteien, auch im rechten Spektrum. Dazu würde passen, daß 1933 der Frauenanteil unter den NSDAP-Wählern anscheinend wieder anstieg. Schon 1932 lief es wirtschaftlich wieder besser in Deutschland, und die NSDAP verlor dann auch zum ersten Mal seit Jahren wieder Sitze im Parlament. Vermutlich sind in dieser Zeit vor allem männliche Wähler abgesprungen, für die die Welt nun wieder in Ordnung war und die deshalb keine radikalen Weltverbesserer mehr brauchten.
Freundliche Grüße
von Garfield
gesamter Thread:
- Rechte Parteien für Frauen interessant -
Klaus Brause,
26.08.2007, 20:40
- Nicht überraschend -
Garfield,
27.08.2007, 12:37
- Nicht überraschend -
roser parks,
27.08.2007, 13:04
- Nicht überraschend - Garfield, 27.08.2007, 14:03
- Nicht überraschend -
roser parks,
27.08.2007, 13:04
- Rechte Parteien für Frauen interessant - Odin, 27.08.2007, 18:22
- Nicht überraschend -
Garfield,
27.08.2007, 12:37