Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die Berliner 'BZ' titelt heute...

Numes(Nurmalebenso), Monday, 23.07.2007, 04:15 (vor 6725 Tagen) @ Chato

Eben sah ich in einem Café die BZ ausliegen (das ist gewissermaßen so eine
Art speziell Berliner "BILD-Zeitung" aus dem Hause Springer) mit dem
großgeletterten Titel auf Seite Eins:

"Die schönste Weisheit des Dalai Lama: Frauen sind die besseren
Menschen!"

Der Dalai Lama könnte sich möglicherweise inzwischen eine Frage stellen,
die auch ich mir längst stelle - ob nämlich, verglichen mit der
militärischen Okkupation Tibets durch die Chinesen, sich seine eigene
Missionstätigkeit im Westen nicht als der letztlich sogar gefährlichere
Bumerang für Tibet herausstellen könnte, weil durch die dadurch ausgelöste
Invasion von Westlern in den tibetischen Buddhismus der Fortbestand der
tibetischen Kultur in ihrem innersten Kern infrage gestellt wird.

Vielleicht stellt er sich diese Frage auch nicht, sondern nur ich selbst
stelle sie mir. Zwar betont er immer wieder mal, es sei eigentlich besser
für Westler, ihrer eigenen, christlichen Tradition zu folgen, aber er weiß
natürlich, daß sie es nicht tun. Der Grund indes, warum sie es nicht
tun, ist exakt identisch mit dem Grund dafür, warum West-Buddhisten
so eine enorme Gefahr für seine eigene Religionsgemeinschaft darstellen:
ihr gnadenlos ichsüchtiger, narzißtischer Atheismus.

Es ist gewiß eine Qual, der "Ersatz-Gott" solcher Leute zu sein.

Nick

1. Der Dalai Lama missioniert nicht! Das würde dem Wesen des Buddhismus vollkommen widersprechen. Es ist im Übrigen für einen westlich geprägten Menschen unmöglich in dieser Gesellschaft nach der buddhistischen Religion zu leben, da sich die Art und Weise zu denken und das Wertesystem zu sehr unterscheiden. Und genau das spricht der Dalai Lama bei seinen Besuchen in westlichen Ländern auch immer und immer wieder an, egal ob in den USA oder in Deutschland.
2. Etwas schlimmeres als die Annexion durch China kann es für Tibet nicht geben, oder glaubst Du etwa ernsthaft, dass diese mörderische Militärdiktatur die tibetische Kultur fördert? Ganz im Gegenteil, sie bekämpft sie ja sogar aktiv, und auch den buddhistischen Glauben! Viele Pagoden und Klöster sind durch die Chinesen zerstört, SEHR viele Mönche und Nonnen ermordet worden! Die Menschen werden durch das pseudo-kommunistische Regime gezielt in Abhängigkeiten gebracht, das macht sie dann für die Machthaber manipulierbar - aber eben unselbstständig.
3. Der Buddhismus kennt keine Götter, er kennt (als höchste religiöse Stufe) nur Buddhas - und das sind Menschen, die das Samsara (den Kreislauf des Lebens) überwunden haben - dank vollkommener Erkenntnis. Die Buddha-Statuen stellen auch keinen Gott dar, sondern den Prinzen Siddharta, der als erster den Weg zur Erleuchtung gefunden und diese Erkenntnis selbstlos weitergegeben hat. Dafür sind ihm die Gläubigen dankbar und verehren ihn, aber er ist definitiv nicht ihr Gott!
Seine Heiligkeit, der Dalai Lama, ist das (geistige, religiöse) Oberhaupt aller Angehörigen des tibetischen Buddhismus. Er ist der oberste aller religiösen Lehrer (Lama = Lehrer).In seiner Stellung ist er vergleichbar mit dem Papst und verdient dementsprechenden Respekt! Auch er ist demzufolge kein Gott und erst recht kein "Ersatzgott"!
4. Buddhisten (auch West-Buddhisten) sind keine narzistischen Atheisten, sondern Ignostiker. Aber selbst wenn, wäre es für die buddhistische Religion nicht sonderlich schlimm, da es - wie gesagt - in dieser Religion keine Götter gibt! Davon abgesehen widersprechen Egoismus und Narzismus dem Kern der buddhistischen Lehre, da genau diese Eigenschaften für das Leid [...] verantwortlich sind. Wer solche Eigenschaften besitzt, kann folglich auch kein Buddhist sein!
Im Übrigen streitet der Dalai Lama nicht die Existenz eines christlichen Gottes ab und wird von echten Christen deshalb gerne zur Ökomene eingeladen, oder zur gemeinsamen Meditation. Man erarbeitet dort die vielfältigen Gemeinsamkeiten und begegnet sich freundsachaftlich. Buddhismus und Christentum können prima miteinander! Und nur der Fundamentalist (der Religionsfaschist) Chato hetzt gegen den Buddhismus und dessen (westliche) Gläubige, und verunglimpft den Dalai Lama als "Ersatzgott"! Aber das war ja auch nicht anders zu erwarten!
5. Was viele Menschen am Buddhismus sehr schätzen ist, dass man sich nicht über andere Religionen erhebt und diesen mit Respekt begegnet! Buddhismus ist zudem eine lebenspraktische Religion, die sich mit den Problemen der Menschen in der Jetztzeit auseinandersetzt, auf individueller und auf gesellschaftlicher Ebene - und eben nicht dadurch gekennzeichnet ist, dass man nach den Regeln eines imaginären Gottes (der Kirche) leben muss, weil man sonst bestraft wird. Die buddhistische Religion dient den Menschen - im Christentum jedoch dienen die Menschen der Religion - und zwar auf Teufel komm raus, wie die Religionskriege bewiesen haben und beweisen!

In Bezug auf die aktuelle Geschlechterfrage sagte der Dalai Lama übrigens auch, dass Nonnen (nicht Frauen im Allgemeinen) zwar gleichberechtigt werden sollten, "er selbst jedoch nicht die Autorität habe, die Umsetzung tatsächlich zu verabschieden. Es liege nun an den tibetischen Mönchen und Nonnen, das Gelübde einzuführen." (Quelle) Was das jetzt mit Feminismus oder unfairer Gleichstellung zu tun haben soll, also kritisiert werden könnte, erschließt sich mir nicht.


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