Hinreissend. Oder hirnreissend. Ganz zuckrig!

Bero, Wednesday, 18.04.2012, 02:31 (vor 4995 Tagen) @ Flint

Hier schon mal die Film - Szene auf deutsch:
Der Soldat James Ryan Teil
1 von 11 [German HD]

Beeindruckender Film. Aber wo sind da eigentlich die Neger der tapfer gegen den deutschen Rassismus kämpfenden alliierten Truppen? Die haben damals doch noch getrennt gekämpft, richtig? Die Neger ganz vorn, wo es am bleihaltigsten war? Und auch die Franzosen hatten damals noch ihre Untermenschen-Soldaten, wenn ich recht informiert bin, die Engländer als Kanonenfutter ihre Gurkhas usw.

Ein deutscher Jude, der in den Dreissiger Jahren die USA besucht hat, soll den Rassismus im Deutschen Reich als wesentlich erträglicher geschildert haben. Gut, danach kamen die Vierziger, und an Treblinka und Auschwitz ist nichts besser zu reden als es war. Die Verbrechen der SS sind beispiellos - obwohl sie sich ausdrücklich an Beispielen orientierten.
Aber trotzdem: alliierte Helden des Gutmenschentums der Welt, gefühlvoll mit zitternden Lippen und unterdrückten Tränen, die in rassegetrennten Truppenverbänden damals marschierten gegen Rassismus, und nicht auf einen einzigen Neger trafen in all dem versprengten Chaos damals, das hat schon was! Fast so originell wie humanitäre Einsätze der SS oder der Roten Armee.
((o:

Private Ryan ist historisch so wahrheitsgetreu wie Schindlers Liste, und ja auch vom gleichen Regisseur. Oder wie Jud Süss. Das war von einem anderen Regisseur, aber ähnlich ausgelegt mit ähnlichen Absichten. Nicht primitiv! In der zweiten Stufe der Propaganda schildert man Scheusale so, dass sie zumindest zeitweise sogar Sympathieträger des Publikums werden, dass man Verständnis für sie entwickeln kann. So bei Jud Süss, aber auch bei Ryan. Der bemitleidenswerte SS-Mann ist so ein Fall. Was hat der falsch gemacht? Wenn er nach seiner Freilassung zufällig auf deutsche Truppen gestossen ist, ist es normal, dass er ausgerüstet und wieder eingesetzt wurde, da hatte er gar keine Wahl. Im Ryan tötet er mit einem viehischen Grinsen seinen eigenen Retter - und muss schliesslich von seinem eigenen ehemaligen Fürsprecher, einem ausgemachten Feigling, erledigt werden. Angelsächsische Filme sind in ihrem Gut-Böse-Schema, bei der zu überwindenden EINEN bösen Macht immer besonders primitiv. Das gilt so auch für Harry Potter, Herr der Ringe, Duell - enemy at the Gates und viele andere Machwerke.

Wer sich über die primitiven Nazi-Propagandafilme empört und sowas gut findet und da gar nix bemerkt, hat einfach den Schuss nicht gehört. Der ist kein Feind der Propaganda, des Totalitarismus oder der Primitivität, sondern schlicht ein Deutschen-Feind und ein Propaganda-Opfer. Oder eben ein moderner Mensch, also ein Feind von allem, was der Grosse Bruder gerade in seiner Tageslosung ausgegeben hat.

Die Nazis lebten von Primitivlingen, die auf Kommando alles abgrundtief hassten, was halt zu hassen freigegeben war. Sie haben den Krieg militärisch verloren, mental aber gewonnen, denn ebendiese Geisteshaltung hat sich seuchenartig über Europa und die Welt ausgebreitet. Vielleicht haben sie auch gegen Gegner gekämpft, die ihnen ähnlicher waren als man das heute sagen darf (ausser bei den Bolschewiken). Ich zumindest kann bei dem gedanklichen Ansatz, deutsche Städte in Grosskrematorien für lebende Menschen zu verwandeln, das spezifisch westlich-Humanitäre, demokratisch-Überlegene gegenüber der Idee, missliebige Menschen in abseits gelegenen Vernichtungszentren in Asche zu verwandeln, jedenfalls nicht herausfühlen. Wahrscheinlich bin ich ja darum auch ein Nazi oder so.