Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wow - Jungen und Mädchen sind keine geschlechtsneutrale Wesen

Garfield, Friday, 29.06.2007, 18:17 (vor 6748 Tagen) @ Chato

Hallo Nick!

Klar, dieser Gendermainstreaming-Unsinn ist so fatal wie überflüssig.

Aber ich glaube nicht, daß man es damit schafft, Kindern ihre Identität zu nehmen. Ich kann mir sogar gut vorstellen, daß man ihre natürliche Identität damit sogar noch verstärkt oder aber sie in Identitäten hineindrängt, die ganz und gar nicht der Zielsetzung dieses Unsinns entsprechen. Man muß dabei auch bedenken, daß Jugendliche in der Pubertät stark dazu neigen, Meinungen und Positionen zu bilden, die denen der Erwachsenen um sie herum völlig entgegen gesetzt sind. So entstanden in der Bundesrepublik linke Punks und in der DDR gab es unter Jugendlichen immer einen unterschwelligen Rechtsradikalismus. Einfach weil die Jugendlichen schon aus Prinzip den Erwachsenen um sie herum widersprechen wollten.

Den Gendermainstreamern wird es nicht anders ergehen.

Ich habe das selbst in der DDR übrigens auch erlebt. Ich hatte als kleiner Junge immer einen Hang zum Militär. Wenn mich im Alter von 4-5 Jahren jemand fragte, was ich später werden möchte, sagte ich "Offizier". Ich bin mir nicht sicher, woher das kam, also ob ich das von Natur aus wollte, oder ob es an der gesellschaftlichen Erziehung lag. An meinen Eltern lag es jedenfalls nicht. Meiner Mutter war das so ziemlich egal, und mein Vater war immer eher pazifistisch eingestellt. Er hatte ja als Kind noch das Kriegsende bewußt miterlebt und auch die Vertreibung seiner Familie aus Danzig. Es gab aber in der DDR das Bestreben, männliche Kinder und Jugendliche schon früh für den Dienst in der NVA zu begeistern, weil man da immer Personal suchte. In Kinderzeitschriften waren dann schon comicartige Geschichten z.B. über irgendwelche Heldentaten von Rotarmisten im Zweiten Weltkrieg. Vielleicht hat mich das in den ersten Lebensjahren tatsächlich beeinflußt. Im Kindergarten setzte sich das dann fort - da sangen wir dann Lieder mit Texten wie "Gute Freunde, gute Freunde, gute Freunde in der Volksarmee - sie schützen unsere Heimat, zu Land, zu Luft und auf der See". Den Text hab ich immer noch im Kopf, obwohl ich das Lied seit Jahrzehnten nicht mehr gehört habe, so oft haben wir das im Kindergarten mit den Kindergärtnerinnen gesungen. In der Schule mußten die Lehrer dann Quoten erfüllen, also bestimmte Zahlen von zukünftigen Unteroffizieren und Offizieren erreichen. Bei Nichterfüllung gab es Ärger mit der Parteileitung, und man konnte einen guten Posten wie z.B. den des Schuldirektors verlieren. Entsprechend wurde dann auch Druck auf Jungen und ihre Eltern ausgeübt. Schon in der ersten Klasse, gleich in der ersten Elternversammlung, appellierte meine Klassenlehrerin an die Eltern, ihre Söhne doch davon zu überzeugen, Unteroffiziere oder Offiziere bei der NVA zu werden. Später beklagten sich die Lehrer immer darüber, daß es in unserer Klasse keinen einzigen Offiziers- oder Unteroffiziers-Bewerber gab, in der Parallelklasse aber gleich vier. Natürlich waren auch in allen möglichen Zeitschriften, besondern in Jugendzeitschriften, entsprechende Anzeigen.

Dieser zunehmende Druck bewirkte aber bei mir mit zunehmendem Alter interessanterweise genau das Gegenteil. Mein ursprünglicher Hang zum Militär bildete sich schnell zurück, und ich entwickelte eine regelrechte Aversion dagegen. Ich spürte wohl instinktiv, daß man mit aller Macht versuchte, mich in eine bestimmte Richtung zu drängen, und dann blockierte ich total, und zwar eigentlich eher unbewußt.

Ich denke, daß es anderen Jungen sehr ähnlich ging, denn auch andere haben sich nicht leichtfertig als Zeit- oder Berufssoldaten bei der NVA beworben. Das taten nur diejenigen, die schlechte Schulleistungen hatten oder die irgendeinen seltenen Beruf erlernen oder einen begehrten Studienplatz wollten. Alle anderen haben davon die Finger gelassen, genauso wie ich.

Deshalb denke ich, daß Gendermainstreaming eine Totgeburt ist, die Kindern zwar durchaus schaden, sie aber nicht zu identitätslosen Wesen umformen wird.

Freundliche Grüße
von Garfield


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