Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Hat Florian Rötzer abgewirtschaftet?

Scanner, Wednesday, 07.03.2012, 19:27 (vor 5038 Tagen)

Dieser versucht bei Telepolis, feministische Abhandlungen eines Philosophie-Magazins so unter die Leute zu bringen, daß er sich nicht gleich der Lächerlichkeit preisgibt.

Haben die Männer abgewirtschaftet?
In der neuen Ausgabe des Philosophie Magazins wird der Frage nachgegangen, ob die Frauen moralischer als die Männer sind und sich die Moral feminisiert hat

Spitzenreiter sind dann Brüller wie
"Der Mann ist das problematische Individuum des 21. Jahrhunderts. Frauen sind gebildeter, sozial kompetenter, fürsorglicher und weniger aggressiv. Empathie, Kooperation, Kommunikation: Sogenannte weibliche Eigenschaften sind gefragt wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit. Steuern wir auf ein feminines Zeitalter zu?"

Flori gibt sich zwar Mühe, die Kommentare haben jedoch fast durchweg mehr Gehalt und Durchblick. So schreibt crumar:

Was ist eine "feministische Doppelstrategie" und wie funktioniert sie: 1
crumar (mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.07)
1. Grundvoraussetzung für die Wirksamkeit feministischer Texte ist
prinzipiell, dass jeder logische Sektor im Gehirn ausgeschaltet
werden muss. Feministische Texte wirken erst, wenn fundamentale
Widersprüchlichkeiten in diesen Texten ausgeblendet werden.

Inkonsistenz, Ablehnung von formaler Logik, Verzicht auf
Objektivität, fehlender Bezug zur empirischen Wirklichkeit ist ein
Kennzeichen postmoderner Theorien - das erklärt, warum diese Theorien
mit feministischer Hand in Hand gehen.
Es musste historisch erst ein Feld generiert werden, in dem solche
Texte wirken, ohne dass das Publikum lachend auf dem Boden
zusammenbricht: Das "feminist reality distortion field" (frdf).

Was Rötzer in seinem Text bespricht, ist ein sich selbst in Szene
setzendes frdf.

2. Feministinnen haben ein (u.a.) komplett gestörtes Verhältnis zu
dem Verhältnis von

a. Ursache und Wirkung
b. Zweck und Bedingung
c. Natur und Gesellschaft

Davon abgesehen neigen sie zu einer peinlich narzisstischen
Selbstbeweihräucherung und zu Selbstbetrug und Betrug.

Frau Flaßpöhlers rhetorische Frage:

"Frauen sind gebildeter, sozial kompetenter, fürsorglicher und
weniger aggressiv. Empathie, Kooperation, Kommunikation: Sogenannte
weibliche Eigenschaften sind gefragt wie nie zuvor in der Geschichte
der Menschheit."

Laut letzten Spiegel-Test zur Bildung von Studenten war es natürlich
so, dass die Allgemeinbildung von jungen Männern erheblich höher war.
Was sich auch daran zeigte, dass Studienfächer mit dominant hohem
weiblichen Anteil am schlechtesten abschnitten.
Es handelt sich also um eine Lüge, die in erster Linie die Autorin
aufwerten soll.
Und die Frage aufwirft, wie es möglich ist, dass junge Männer eine
bessere Allgemeinbildung aufweisen und dennoch schlechtere Noten in
allgemeinbildenden Schulen erhalten.

Es fällt weiterhin auf, sämtliche der von ihr als positiv
dargestellten Eigenschaften werden der "Frau" an sich zugeschrieben,
nämlich als natürliche Eigenschaft.
Dies kann keine andere sein als eine *biologisch* fundierte.
Denn die Dichotomie, wonach es eine andere, männliche, weniger
gefragte Eigenschaft existiert macht erst Sinn, wenn es den MANN als
das andere biologische Geschlecht gibt. Der all diese Eigenschaften
PER GESCHLECHT nicht aufweist.

Wer jetzt darauf verzichtet, die Herkunft dieser Eigenschaften zu
analysieren, bewegt sich in biologistischem Fahrwasser.
Der beutet die negativen historischen Zuschreibungen von Weiblichkeit
einfach nur aus, indem sie stumpf umgekehrt werden.

Wenn man jedoch nach der FUNKTION dieser Eigenschaften sucht und
vermutet, diese Eigenschaften hätten eine ZWECK, dann kommt man
unvermittelt zur geschlechtlichen Arbeitsteilung in der bürgerlichen
Gesellschaft.
In der Frauen für die Reproduktion und Erziehung, für die soziale
Fürsorge, für Zwischenmenschlichkeit zuständig waren bei
GLEICHZEITIGEM Ausschluss aus der Sphäre der Öffentlichkeit und der
Erwerbsarbeit.

BEDINGUNG der Herausbildung dieser besonderen weiblichen
Eigenschaften war also das, was Feministinnen vorgeblich abschaffen
wollen.
Was hier bejubelt wird sind Eigenschaften, die ein RESULTAT der
Arbeitsteilung und des Ausschlusses sind und keine biologische
Wesenheit.

Und genau das ist die grundsätzliche Lügerei: Angeblich stellen sich
Feministinnen gegen Naturalisierungen von Geschlechterverhältnissen.
Das tun sie jedoch selbst: Sie verwandeln Produkte von Geschichte in
Natur.

Ebenso sind "männliche" Eigenschaften wie Durchsetzungsvermögen,
Härte, Solidarität, Gerechtigkeit, Aggressivität keine Tugenden, die
in ihren Genen stecken, sondern sozialisationsbedingt verstärkte
Notwendigkeiten des Erwerbslebens, auf die sie vorbereitet werden und
in dem sie stehen.

Und auch hier noch einmal: Wer betreibt eigentlich als
Erziehungsagentin männliche Sozialisation (zumindest mit)?
Es ist doch absurd, an dieser Stelle weibliche
Verantwortungslosigkeit zu behaupten auf der einen Seite und sich
zugleich darüber zu beschweren, Erziehung sei alleine Frauensache.

Teil 1 Gruß, C.


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