Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"Genderismus"

Sven ⌂, Wolfsburg, Monday, 06.02.2012, 21:59 (vor 5069 Tagen) @ 15Uhr22

Du bestätigst damit eher, was ich vorhin schrieb.
Der Knoten, über den du - und die Leute, die ihn benutzen - dabei nicht
kommen willst, ist, dass "Gender" in der Forschung eine sinnvolle Ketagorie
ist, gerade wenn es um die Erforschungen anderer Kulturen oder auch der
eigenen zu anderen Zeiten geht. Die Kategorie ist erst einmal wertfrei.

Sie ist vor allen Dingen problematisch und sinnfrei. "Gender" als alternative Geschlechtskategorie zu "Sex" impliziert, dass diese gleichwertig mit dem biologischen Geschlecht ist, das ist jedoch nicht der Fall. Ungeachtet der mehr als problematischen Vergangenheit hätte man es bei den Begriffen Geschlechtsrolle und -identität belassen sollen. Diese Begriffe sind völlig hinreichend, um die Lebenssituation der Geschlechter in bestimmten Epochen einerseits zu beleuchten und die Geschlechtsidentität von Menschen zu bestimmen, deren biologisches Geschlecht nicht eindeutig bestimmbar ist. Vor allem aber sind diese Begriffe für den Menschen leichter verständlich, da sie sich in Abhängigkeit zum primären Unterscheidungsmerkmal, dem biologischen Geschlecht, befinden - es ist so nur eine zusätzliche Information. Der Begriff "Gender" jedoch provoziert Widerspruch.

Womit die Kritiker dann wieder recht haben, ist, dass die Praxis, die
ebenso ein "Gender" in ihrer Selbstbezeichnung führt, natürlich
ideologisch motiviert ist und auf etwas ganz anderes zielt - "feministische
Praxis", die sich ein "wissenschaftliches Mäntelchen" umlegt.

Korrekt. Hierbei gerät allerdings zum Hauptproblem, dass "Gender" fast ausschließlich vom Feminismus und queer-gläubigen bedient wird. Der gemeine Bürger kennt den Begriff nicht und mag sich darunter auch nichts vorstellen, weil ihm hierfür kein sinnvoller Grund offeriert wurde.

Gleichwohl ist sehr wohl festzustellen, dass in vielen Fällen neuerdings nur noch nach "Gender" gefragt wird. Operation erfolgreich: Das biologische Geschlecht wurde verdrängt vom feministisch konstruierten Geschlecht. Eine mutmaßliche Wissenschaft, die dem nicht entgegentritt, hat sich selbst abgeschafft.

Du kannst dir sicher nicht vorstellen, dass man gleichzeitig analytisch
den Begriff "Gender" verwendet und damit durchaus zu einem besseren
Verständnis gelangen kann, und zur selben Zeit Antifeminist sein kann? Der

Kann man schon. Ob man durch Verwendung von "Gender" jedoch besser verstanden wird, bleibt die Frage.

Vielleicht wäre ein wichtiger Schritt, statt durch vermengende
Neologismen zu bilden, die Begriffe klarer herauszuarbeiten - und in

Vielleicht wäre es ein richtiger Schritt, statt Neologismen überhaupt zu bilden, Begriffe zu verwenden, die jeder Leser auch verstehen kann. Ein Großteil des Widerspruchs bei "Gender" resultiert aus dem Begriff höchstselbst. Wer dort nachforscht, erlebt noch viel mehr Widersprüche.

Grundsätzlich hast du zwar Recht damit, dass "Genderist" ein vermengender Neologismus ist, insbesondere im englischsprachigen Raum. Für die gibt es nämlich in ihrer Sprache durchaus zwei unterschiedliche Bezeichnungen für "Geschlecht" - und könnten unsere sprachliche Kritik gar nicht verstehen. Auf den deutschsprachigen Raum bezogen ist festzustellen, dass "Genderismus" einerseits in der überwältigenden Mehrheit Menschen trifft, die deren feministische Umformung verinnerlicht haben und andererseits in dem Sinne zutreffend ist, als dass diese Interpretation reine Ideologie, der -ismus somit gerechtfertigt ist.

Das mag dem einsamen Gallier, der seine ursprüngliche Bedeutung im antifeministischen Kontext unterzubringen sucht, zwar nicht schmecken. Er sollte jedoch durchaus verstehen, warum der Widerstand hier dermaßen massiv ist - wie an diesem Thread zweifellos zu sehen.

Gruß,

Sven


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