Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Tatsächlich?

Beelzebub, Sunday, 17.06.2007, 01:02 (vor 6761 Tagen) @ Chato

Nicht, dass ich dir in deiner Ansicht nicht zustimmen möchte - ja, so was kommt vor, jedenfalls wenn's um die Einschätzung des Talents von Wiglaf Droste geht - aber staunen macht's mich denn doch, dass augerechnet du dich als Droste-Fan outest.

Gilt das mit dem "Großmeister" eigentlich auch für Texte wie z.B. den folgenden, erschienen anläßlich des Katholentages 1990 in Berlin?

"Wo warst du, Nero -

und vor allem: Wo waren deine hungrigen Löwen, als Ende Mai die Christen in Berlin einfielen und in vielfacher Divisionsstärke durch die Rabatten trampelten?

[...]

Als, bunt wie die kleine Welt von Benetton, mit Brotschuh und Sandale am Fuß, dem lila Dreieckstuch um den Hals und dem meist glockenrockumwogten Der-reicht-auch-für-zwei-Hintern, ihre Frauen mit sakralem Singsang den weniger abergläubischen Bewohnern dieser Erde einen Vorgeschmack der Hölle zelebrierten?

[...]

Als hinter dem tausendfachen Christenlächeln der faulige Mundgeruch der Inquisition wehte, ausgeatmet von vertrocknet-greisen Käppchenträgern, die grienend "den Fall der Mauern und den Sturz gefährlicher Götzenbilder" bejubelten, mit "geistiger Einkehr", "Besinnung", "Nachdenklichkeit" und "Freude" drohten und aller Welt den "ethischen Lebensvollzug" nahe legten - wahrscheinlich in der Lebensvollzugsanstalt?

[...]

Wo warst du, Nero, mit deinen netten wilden Tieren, als die Rucksäcke des Herrn, die Ein-Mann-Gummizellen marschierten, als kein Schäfchen ungeschoren und kein Fötus ungeboren blieb?

Ich habe dich und deine vierbeinigen Freunde sehr vermisst.

[...]

Ziemlich enttäuscht: Dein Wiglaf Droste (nach Diktat selig gesprochen)"

Vollständiger Text hier (nach ganz unten scrollen).

Oder den hier, erschienen anläßlich des Kirchentages 2003 in Berlin? (Besonders der letzte Satz - in der Tat eine meisterliche Metapher, auf die sonst wohl so schnell keiner gekommen wäre.)

"In einer kleinen Brotbrecherei

Ist der Christ nicht gern alleene, ruft er auf zur Ökumene. Es kirchentagt in Berlin, das Gläubische kommt als Doppelpack angeeiert, Katholen und Prostatisten Hand in Hand, eine zwiefache Hölle zelebrierend, denn doppelt gequält hält besser.

[...]

Wer Jesus hat, der hat auch Sorgen: Dürfen katholische und evangelische Christen gemeinsam die Esspapierhostie mit schlechtem Messwein herunterspülen, oder muss auf Geheiß ihrer Chefs jeder Haufen für sich bleiben? Wen aber außer Angehörige beider Sekten kann das interessieren? Eine mutige Berliner Tageszeitung immerhin druckt den Aufruf eines publizierenden Top-Christen: "Brecht das Brot gemeinsam!"
verlangt der Mann und rät: "Was also tun? Trotz allem ungehorsam sein und gemeinsam Abendmahl feiern."

Abendmahl, gemeinsames, wie bist du ungehorsam! In einer Kleinanzeige liest sich das so: "Abendmahl, männlich, stark behaart, extrem ungehorsam, sucht dominante Brotbrecherin."

[...]

Brot und Wein können richtig lecker sein - warum aber sich Jesus draufschmieren? Das schmeckt doch gar nicht, das lenkt nur ab, und das Herumbrummeln beim Essen ist äußerst störend. Wer sich eine Mahlzeit religiös mit Bedeutung aufladen muss, damit sie ihm schmeckt, sollte dringend den Koch wechseln.

[...]

Jeden Christen lasse ich seinen Privatwahn zelebrieren - nur muss er das eben auch privat tun. Öffentlich bestehe ich auf dem Recht, von dieser durch sich selbst hinlänglich diskreditierten Sorte Debilität bitte nicht mehr und nicht immer wieder belästigt zu werden.

Wer herumjesussen will, soll das in seinen vier Wänden tun. Und wer das Brot brechen muss, um es essen zu können, der muss es halt brechen. Dann aber bitte auch nach dem Essen."

Vollständiger Text hier.


Beelzebub

*immer noch ungläubig staunend*

--
"Ihre Meinung ist widerlich. Aber ich werde, wenn es sein muß, bis zum letzten Atemzug dafür kämpfen, dass Sie sie frei und offen sagen dürfen." (Voltaire)

Ich denke, also bin ich kein Christ. (K. Deschner)


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