Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Alice Schwarzer im Gespräch mit Joachim Scholl

Mus Lim ⌂, Friday, 27.01.2012, 16:02 (vor 5079 Tagen) @ Emanzipator

Deutschlands Feministin Nr. 1 über 35 Jahre "Emma", ihren Kampf für die Frauen und den neuen Feminismus
Erstmal pudelig Honig um den Mund geschmiert. Das sehen Frauen, sogar die meisten Feministinnen heute anders.

Vor 35 Jahren gründete Alice Schwarzer die Frauen-Zeitschrift "Emma", zu einer Zeit, als die meisten Frauen noch hinter dem Herd standen.
Ich denke, vor 35 Jahren waren viele Frauen berufstätig. Und wenn es nicht anders ging mit Heimarbeit.

Scholl: Sie haben sich selbst und allen auch historisch interessierten Leserinnen und Lesern ein besonderes Geburtstagsgeschenk gemacht: Ab sofort gibt es jetzt nämlich sämtliche "Emmas", von Heft eins bis 300 komplett digitalisiert im Netz, und kostenlos kann man dort stöbern.
Das ist klasse, da können wir ja mal recherchieren und dokumentieren den Männerhaus und die Nähe zu linksextremistischer Gewalt. Das bedeutet allerdings viel Arbeit.

Schwarzer: ... zum Beispiel, konnte in Deutschland ein Ehemann einer berufstätigen Frau noch zum Chef seiner Frau gehen, ohne sie auch nur zu fragen, und die Stelle kündigen mit der Begründung, sie macht ihren Haushalt nicht ordentlich. ...
Diese Lüge haben wir ja gerade widerlegt bekommen, siehe § 1358 BGB.

Scholl: Sie schreiben selber im Editorial dieses Dossiers, dass man von einer Bewegung ja eigentlich nur für die ersten zehn Jahre sprechen kann. Ab Anfang der 1980er sei der Feminismus allgegenwärtig in der deutschen Gesellschaft ...
Aha!?!!

Schwarzer: Es ist gut und problematisch zugleich. Also der Feminismus, der Begriff Feminismus, ist eine sehr inflationäre Münze. Und was wir nicht geschafft haben - wir haben es aber auch, ehrlich gesagt, nicht angestrebt -, ist sozusagen, eine politische Lobby zu sein, nicht? ...
Keine Lobby? So, so ...

... Wir haben uns also nicht institutionalisiert, sondern haben sozusagen einen Kulturkampf geführt, haben das Augenmerk auf die Veränderung des Bewusstseins gelegt. ...
So, so, also nicht institutionalisiert: Staatsfeminismus

... Wir erleben ja seit Langem, dass auch Forderungen im Namen des Feminismus gestellt werden, die mit Feminismus gar nichts zu tun haben. ... so dieses, bei einigen sehr beliebte, Spielchen des Frauen gegeneinander Ausspielens zu spielen ...
Aber mit Männern darf man das machen?!? Hier die guten Profeministen, dort die bösen rechtsextremen Antifeministen. Siehe Geisterkrampf-Studie und Heinrich Ballermann-Anstiftung.

Scholl: … die mit sehr viel nackter Haut und sehr aggressiv demonstriert, jetzt nicht nur in Kiew, sondern auch in Rom und Zürich und Paris sind die Damen aufgetaucht. Was ist das für eine Variante von Frauenpower? Wie sehen Sie das?

Schwarzer: Ja, das ist für mich der neue Feminismus ...
Wir sind beeindruckt, Frau Schwarzer. Das letzte Aufgebot des Feminismus ist das. ;-)

Ihr Hauptanliegen ist der Kampf gegen den Frauenhandel und gegen die Prostitution.
Wenn eine Frau nicht mehr weiß, was sie tun kann, dann zieht sie sich aus.
Dieser Satz findet mal wieder seine volle Bestätigung.

Und auf diesen Schildern steht: Prostitution ist ein Verbrechen gegen die Menschenwürde, oder Frauen sind nicht zu kaufen.
Das Schlimme ist die Realität: Frauen sind tatsächlich käuflich.

Nacktheit an sich will noch gar nichts besagen. Es ist eine Frage der Würde, wie das auftritt und in welchem Zusammenhang. Und hier wird die Nacktheit mit Stolz präsentiert und kämpferisch eingesetzt ...
Na dann, nur zu, Frau Schwarzer. Lassen Sie die Hüllen fallen. *rofl*

Unsere nackte Blondine auf "Emma", die springt mit Stolz und Zorn dem Betrachter ins Gesicht.
Muss das feministisch-korrekt nicht BetrachterIn heißen?!??

Scholl: ... In der kommenden Woche wird es in Köln eine Veranstaltung der Heinrich-Böll-Stiftung geben, und dort soll es um eine sogenannte antifeministische Männerbewegung gehen, die jetzt wieder stärker von sich reden machen soll. Ich habe mich gefragt, wenn Sie so was hören, Frau Schwarzer, zucken Sie da mit den Achseln, weil solch blöder Quark Sie seit 40 Jahren begleitet, oder ist das doch wieder was Neues, das Sie interessiert?

Schwarzer: Nein, ich glaube, das muss man ernst nehmen.
Boah, ey, alta! Die olle frist den Köda tatsäschlisch. Jetscht bün üsch aba platt wie flunda. Oh, man, alta!

Nochmal fett für das Poesiealbum:
Man muss uns ernst nehmen!
Dass A.S. auf den Zug aufgesprungen ist, finde ich sehr erfreulich.

Und das Interessante an dieser Bewegung - das ist so ein strapazierter Begriff, aber an dieser Stimmung, die an vielen Fronten herrscht - ist ihre Breite.
Es folgt also der Frontbericht:
Der Feminismus wird an allen Fronten zurückgeschlagen.
Hey, Leute, vielleicht beginnt für uns heute der D-Day! ;-))

Dazu gehören auch einige Intellektuelle und bekannte Journalisten in seriösen Zeitungen. Dazu gehören neue Rechte, dazu gehören Teile der Väter-Bewegung und so weiter.
Die Alliierten schlagen zurück. ;-)

Schwarzer: ... Das macht natürlich sehr, sehr frei.
Sehr frei, vor allem von der Wahrheit. *grins*

--
Mach mit! http://wikimannia.org
Im Aufbau: http://en.wikimannia.org


gesamter Thread:

 

powered by my little forum