Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Lübecker Awo-Frauenhaus abgewickelt

Der Unorthodoxe, Friday, 09.12.2011, 22:39 (vor 5129 Tagen)

Lübeck - Das Awo-Frauenhaus in der Innenstadt schließt zum Jahresende. Seit heute werden keine Hilfesuchenden mehr aufgenommen. Das autonome Frauenhaus läuft derweil über.

Ein trauriger Anblick: Matratzen stapeln sich vor einer Kinderschaukel. Arbeiter schaffen Möbel in zwei Container vor dem Haus. In den schlicht eingerichteten Zimmern stapelt sich die Bettwäsche. Im Kinderspielzimmer läuft noch die Heizung, aber Gesellschaftsspiele und kleine Stühle sind bereits gestapelt, um weggeschafft zu werden. 26 Jahre nach seiner Gründung wird das Awo-Frauenhaus in der Innenstadt abgewickelt. Das Land hat seine Förderung zum nächsten Jahr eingestellt.
Sechs Frauen, fünf Kinder und ein Hund leben noch in dem Haus, das der städtischen Grundstücksgesellschaft „Trave“ gehört und das die Awo langfristig gemietet hat. Eine ist Andrea E. (Name geändert). Seit fünf Wochen ist die 35-Jährige hier, geflohen vor einem gewalttätigen Partner. „Weihnachtsstimmung kommt dieses Jahr nicht auf“, erzählt Andrea E., die nicht weiß, wo sie ab Januar wohnen wird. Sie appelliert an Lübecker Vermieter, ihr eine Wohnung zur Verfügung zu stellen. „Keine der Frauen wird auf der Straße landen“, verspricht Renate Brinker, Fachbereichsleiterin der Awo. Das Frauenhaus bemüht sich um Wohnungen (Vermieter können sich unter 04 51/ 70 51 85 melden).

Die Verteilung der Frauen auf andere Zufluchtsstätten im Land sei schwierig, so Brinker. Das autonome Frauenhaus auf Marli ist überlaufen. „Wir haben derzeit 41 Frauen und Kinder, aber nur 40 Plätze“, schildert Anke Kock vom Verein „Frauen helfen Frauen“ die Lage. Seit Anfang Oktober hätte der Verein 44 Frauen mit 52 Kindern absagen müssen. In ein Frauenhaus in einer anderen Stadt zu ziehen, sei auch keine Lösung, erklärt Andrea E. Sie hat ihr Kind gerade erst in einer anderen Schule angemeldet. Das will sie dem Kind nicht schon wieder zumuten. Die Situation sei schon traurig genug. Einen Weihnachtsbaum wird es in diesem Jahr im Awo-Frauenhaus nicht geben. „Bei uns hängt kein Stern, bei uns hängt ein Trauerflor“, sagt Mitarbeiterin Roswitha Bode, die von Anfang an dabei war. Neun Mitarbeiterinnen betreuten bislang die Fluchtstätte mit ihren 42 Plätzen. Aktuell sind es noch fünf, ab Januar bleiben zwei übrig.

„Ab Januar gibt es in Lübeck keine ausreichende Versorgung mehr für Frauen auf der Flucht“, sagt Renate Brinker. Aus Sicht des verantwortlichen Kieler Justizministeriums stimmt das nicht. „Auch nach der Umstrukturierung bei Frauenhäusern und Beratungsstellen steht Schleswig-Holstein mit seinen Angeboten für Frauen in Not überdurchschnittlich gut da“, sagt Sprecher Oliver Breuer. Roswitha Bode und Bärbel Cornelissen sollen die drei Schutzwohnungen betreuen, die die Awo im hinteren Teil des Hauses einrichten will. Eigentlich sollten die Schutzwohnungen fertig sein, wenn das Frauenhaus im Vorderteil abgewickelt wird. Im Sommer habe die Awo das Konzept bei der Stadt eingereicht, erklärt Brinker. 93 000 Euro Zuschuss braucht der Verband für dieses neue Angebot. Inzwischen hat die Awo erfahren, dass die politischen Gremien der Hansestadt sich damit erst im nächsten Jahr befassen. Die Awo sammelt jetzt Spenden für das Projekt Schutzwohnungen (Volksbank Lübeck, BLZ 23090142, Konto-Nr. 16008823, Kennwort Frauenhaus).

http://www.ln-online.de/nachrichten/3304184/luebecker-awo-frauenhaus-abgewickelt-elf-frauen-und-kinder-wissen-nicht-w...


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