Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Anwälte = Abzocker ....... kennen viele Väter sicher auch aus Familienverfahren!

RuckiZucki, Thursday, 06.10.2011, 17:27 (vor 5195 Tagen)

Ludwigsburg - Die kostenlosen Hilfestellen sind überlastet und die Juristen-Büros stellen oft horrende Rechnungen: Weil es immer mehr Überschuldete gibt, will der Landkreis nun mehr Berater einstellen. Doch viele Fehler stecken im System.

Eigentlich ist bei Annika Gruber (Name geändert) gar nichts mehr zu holen. Zuletzt hatten sich ihre Mietschulden auf 30 000 Euro addiert. Denn obwohl die 47-jährige Ludwigsburgerin immer hart gearbeitet hat, reichte das geringe Gehalt nie aus fürs Leben und den Freund, den sie viel zu lange aushielt und schlussendlich hinauswarf. Doch dann geriet sie wieder an den Falschen, "den falschen Anwalt", wie Beate Breitweg sagt, die vom Gericht als rechtliche Betreuerin eingesetzt wurde. Denn Annika Gruber wusste irgendwann nicht mehr aus noch ein, war aus Angst vor Obdachlosigkeit depressiv geworden und lebt derzeit von Krankengeld.

Das alles hätte man ihr ersparen können, meint Breitweg. Schließlich habe Gruber schon vor Jahren versucht, sich einen Weg aus der Schuldenfalle zu bahnen. Bei der Schuldnerberatung im Landratsamt habe man ihr aber mit Verweis auf die langen Wartezeiten geraten, einen Anwalt aufzusuchen. "Sie bekam eine Liste mit Ansprechpartnern", sagt Breitweg. Doch die Hilfe des Juristen, den sie schließlich aufsuchte, sei keine gewesen. Anstatt den Schein zu verlangen, mit dem sich Gruber als Bedürftige quasi kostenlos beraten lassen kann, kam eine Rechnung. "Sie sollte 700 Euro an den Anwalt überweisen", sagt Breitweg. "Dabei war von vornherein klar, dass sie das nicht bezahlen kann, aber der Kollege versuchte es halt." Dass das ihrer Erfahrung nach kein Einzelfall ist, macht Breitweg umso wütender: "Da werden Unsicherheit, Unbedarftheit und Gutmütigkeit ausgenutzt."

Laut Erika Kluge, Leiterin des Bereichs Schuldnerberatung im Landratsamt, hätte Gruber die Anwaltsliste gar nicht bekommen sollen. Diese sei nur für den Spezialfall der Ratsuchenden gedacht, die von ihrer Beratungsstelle per Kreistagsbeschluss ausgeschlossen sind: Menschen, die durch Immobilienbesitz oder Selbstständigkeit Pleite gegangen sind. Außerdem sei die Auflistung, weil nicht qualitativ überprüft, keine Empfehlung, sondern nur ein Entgegenkommen, "eine gut gemeinte Hilfestellung". Der Presse bleibt der Einblick allerdings verwehrt. "Das Faltblatt ist nur für unsere Schuldner gedacht", sagt Kluge. Beschwerden über die in der Liste verzeichneten Anwälte habe es nie gegeben.

Das wiederum überrascht Michael Marek, den in Sachen Extrafallen für Überschuldete eigentlich nichts mehr überraschen kann. Der Ärger mit Anwälten sei fast an der Tagesordnung, sagt der Leiter der Schuldnerberatung des Kreisdiakonieverbandes. Seit kurzem betreue er ein Ehepaar, bei dem der Mann 50 000 Euro und die Frau 2800 Euro Schulden hat. Der Anwalt, den die beiden zuvor aufgesucht hatten, wollte von jedem 3500 Euro.

Problematisch sei, so Marek, dass der Beratungshilfeschein beim Anwalt nur für den ersten Versuch der außergerichtlichen Einigung gilt - der meist scheitere. Für den Insolvenzantrag im Anschluss bekämen die Juristen dagegen kein Geld aus der Staatskasse. Dabei seien dieser und eine detaillierte Ursachenforschung die entscheidenden Schritte in der finanziellen Schieflage. Viele Anwälte, die sich erst etablieren müssen, würden gezielt um die abgebrannten Klienten werben, jedoch eine schlampige Gläubigerrecherche machen und die Schuldner danach durch horrende Rechnungen loswerden wollen. "Und dann landen sie bei mir", sagt Marek.

Dass in einer landesweit wohl einzigartigen Ausnahme außerdem Leute mit Immobilienschulden grundsätzlich von der Beratung des Landkreises ausgeschlossen sind, hält Marek angesichts dieser Schwierigkeiten für unzumutbar. "Die juristischen Tretminen mit Bausparverträgen und Bankkrediten sind doch meist schon abgewickelt", sagt der Berater: "Die haben am Ende dieselben Probleme wie alle anderen."


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