Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Bauleute, seid auf der Wacht! Nachtrag

roser parks, Thursday, 17.05.2007, 02:50 (vor 6791 Tagen) @ roser parks

Noch etwas anderes ist in dem Zusammenhang wichtig. Heute wird oft
gefragt, wie jemand wie Hitler in Deutschland nur an die Macht gelangen
konnte. Versailles und Weltwirtschaftskrise, die gängigen Erklärungen,
waren ja nicht alles.
Die KPD der 20er und 30er war eine Filiale der sowjetischen
Weltrevolutionäre und komplett ferngesteuert, russische Komintern-Kader
allerorten.

Zu DDR Zeiten, so als kleiner Junge, hab ich mich immer gefragt, warum den nur die Kommunisten, wo sie doch die Guten waren, am Ende doch so wenig Unterstützung hatten, und so tragisch wie das Schicksal von Ernst Thälmann war, aber wenn ich lese das er für den Kampf um die deutsche Sowjetrepublik, loszog, kann ich mir das dann aber auch erklären. Damals hat mir das nur niemand erklärt, naja so richtig fragen getraut, hab ich mich auch nicht.

Das Grauen in der SU war den Deutschen wohlbekannt und
dürfte

ihre Wahlentscheidung zugunsten der konsequentesten Antikommunisten

massiv

beeinflußt haben. Sehr wenigen dürfte dagegen klar gewesen sein, daß

sie

gegen die Pest sich für die Cholera entschieden hatten.

Aus dem Grund soll Oskar Maria Graf sein Buch Reise in die Sowjetunion nicht oder erst später veröffentlicht haben. Darin sind a.u. Wiener Arbeiter die sich über russische Verhältnisse beschweren und in irgendeinem Dorf, kommt er in eine Bauernküche und da liegt der Völkische Beobachter auf dem Küchentisch.

Nachdem in den 20zigern viele in den Ersten Arbeiter und Bauernstaat
gezogen sind, um den Kommunismus aufzubauen, kammen in den 30 zigern die
ersten ernüchtert aus der Su nach DTl zurück.

Ist zwar ein Propagandastück, aber es steht auch viel Interessantes drin.
Der verratene Sozialismus
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_I._Albrecht

?Der verratene Sozialismus? zehn Jahre als hoher Staatsbeamter in der Sowjetunion
von Karl I. Albrecht
Nibelungen Verlag Berlin-Leipzig 1939

In dem Buch geht es zunächst einmal um Wald-, Holzwirtschaft (Holzfäller, Sägewerke, etc.) und um die aus seiner Sicht chaotische Wirtschaftsweise. Danach geht es dann in die Vollen und auch eine hier gute Bekannte kommt darin vor.

Absatz: Bei Genossin Kollontay

?In Stockholm erwartete mich bereits die wenige Wochen vorher aus Oslo dorthin versetze bekannte bolschewistische Frauenrechtlerin Kollontay. Frau Kollontay war zu meiner Überraschung nicht die blutrünstige, nach sexuellen Exzessen lechzende Xanthippe, wie ich sie mir auf Grund ihrer Bücher auf dem Sexualgebiet und ihrer zahlreichen Aufrufe und Broschüren über den Bürgerkrieg vorgestellt habe. Ich fand eine kleine, zierliche, etwa 50jährige, bereits stark ergraute, sehr intelligente Frau, die, ganz im Gegensatz Maiski, eine ziemlich wurstige Haltung allen Moskauer Begebenheiten gegenüber an den Tag legte. Während die sowjetischen Gesandtschaftsräume in Helsingfors infolge ihrer grobschlächtigen Inneneinrichtung einen wuchtigen Eindruck machten, waren bei Frau Kollontay die meisten Zimmer im Rokokostil ausgestattet. Wie ich hörte, stammten diese Möbel aus dem kaiserlichen und großfürstlichen Palais in Gatschina und waren eigens von Frau Kollontay für ihre diplomatischen Empfänge angefordert worden. Schon vor meiner Abreise aus Helsingfors hatte ich von Gesandtschaftsrat Mirna, der längere Zeit mit Frau Kollontay zusammengearbeitet hatte, erfahren, dass sie über einen großen persönlichen Bekanntenkreis in der norwegischen und schwedischen Geburts- und Finanzaristokratie verfügte und ein gern gesehener Gast bei den höfischen Empfängen des Königs von Schweden war. Ich konnte mir schon nach einer halbstündigen Unterhaltung vorstellen, das diese Frau eine viel gefährlichere Repräsentantin und Verfechterin der kommunistischen Ideen war, als etwa der brutale Maiski oder jene anderen roten Diplomaten, die ich in Moskau im Dynamo Klub bei Regierungssitzungen oder bei Empfängen und Banketten der Volkskommissare und während des Parteikongresse kennen lernte. Frau Kollontay war keine Verehrerin Stalins, beurteilte aber auch die oppositionelle Bewegung in Moskau durchaus geringschätzig. Sie war überzeugt, dass die Opposition niemals einen Erfolg haben würde, da sie sich aus ?Generalen ohne Armee? zusammensetzte. Sie war der Meinung, dass Stalin es verstanden habe, in der Parteiapparatur bis hinab zum kleinsten Dorf eine Schicht brutaler Despoten zu Herren des Volkes und allmächtigen Vollstreckern des Willens des Moskauer Zentrale zu machen?Frau Kollontay hatte deshalb für die sowjetischen inneren Fragen kein nennenswertes Interesse. Ihr ging es lediglich darum, den Kommunismus in jene Länder weiter zu verpflanzen, in denen sie als Diplomatin tätig war. Mochten sich in Moskau die obersten Parteiführer gegenseitig bekämpfen oder zu feindlichen Gruppen zusammenschließen. Sie wusste, dass sie in weiten Kreisen der Parteiführung starken Einfluss besaß, und war deshalb nicht in Sorge etwa bei Stalin in Ungnade zu fallen und damit ihre Laufbahn zu beschließen. Sie hat mir andeutungsweise zu verstehen gegeben, das sie allerdings dafür sorgen würde, nicht von ihren eigenen Freunden vorzeitig aufgefressen zu werden. Ich verstand damals noch nicht, worauf sie anspielte; heute, nach Hinrichtung so vieler Sowjetdiplomaten, habe ich erst den Sinn ihrer Worte begriffen.?


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