Noch mal: Slutwalk
Wenn der Anarchist, als Mundstück niedergehender Schichten der Gesellschaft, mit einer schönen Entrüstung „Recht“, „Gerechtigkeit“, „gleiche Rechte“ verlangt, so steht er damit nur unter dem Drucke seiner Unkultur, welche nicht zu begreifen weiß, warum er eigentlich leidet – woran er arm ist, an Leben ...
Ein Ursachen-Trieb ist in ihm mächtig: jemand muß schuld daran sein, daß er sich schlecht befindet ... Auch tut ihm die „schöne Entrüstung“ selber schon wohl, es ist ein Vergnügen für alle armen Teufel, zu schimpfen – es gibt einen kleinen Rausch von Macht. Schon die Klage, das Sich-Beklagen kann dem Leben einen Reiz geben, um dessentwillen man es aushält: eine feinere Dosis Rache ist in jeder Klage, man wirft sein Schlechtbefinden, unter Umständen selbst seine Schlechtigkeit denen, die anders sind, wie ein Unrecht, wie ein unerlaubtes Vorrecht vor. „Bin ich eine Kanaille, so solltest du es auch sein“: auf diese Logik hin macht man Revolution.
Das Sich-Beklagen taugt in keinem Falle etwas: es stammt aus der Schwäche. Ob man sein Schlecht-Befinden andern oder sich selber zumisst ... macht keinen eigentlichen Unterschied. Das Gemeinsame, sagen wir auch das Unwürdige daran ist, dass jemand schuld daran sein soll, dass man leidet – kurz, dass der Leidende sich gegen sein Leiden den Honig der Rache verordnet. Die Objekte dieses Rach-Bedürfnisses als eines Lust-Bedürfnisses sind Gelegenheits-Ursachen ...
(Nietzsche – Götzen-Dämmerung)
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H.-Norbert,
14.08.2011, 21:22
- ...dass Exhibitionismus laut §183 des StGB nur bei Männern strafbar ist - vt, 14.08.2011, 21:39
- Noch mal: Slutwalk - Zeitgenosse, 14.08.2011, 23:40
- Noch mal: Slutwalk - der_quixote, 15.08.2011, 16:51