Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

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Nee, Du hast keine Ahnung, aber ich kläre Dich gerne auf...

Kritiker, Tuesday, 14.06.2011, 20:03 (vor 5312 Tagen) @ Dr Andro

... es ist simple Mathematik, die aber auch viele Ärzte nicht begreifen (wollen).

Des besseren Verständnis wegen beschränke ich mich auf ein einfaches Beispiel mit runden Zahlen, Du darfst die Rechnung dann gerne eigenhändig mit den tatsächlichen Zahlen nachvollziehen.

Ein Land hat 10.000.000 Einwohner, es existiert eine nicht ansteckende Erkrankung die jeden 10.000 betrifft. Ohne Vorsorge würden also 1000 Einwoher daran erkranken (Generationenwechsel etc. mal außen vor).

Nun gibt es eine Vorsorgeuntersuchung die mit 99% Wahrscheinlichkeit anzeigt ob jemand die Krankheit im gut behandelbarem Frühstadium in sich trägt.

Tolle Sache würden viele denken, sehr sinnvoll, da dann 990 der 1000 Betroffenen gerettet werden können.

Leider hat die Sache einen Haken, der in der Öffentlichkeit wenig bekannt ist, nämlich auch dieser Test produziert wie eigentlich jeder Test nicht nur 1% falschnegative Befunde, sondern leider z.B. auch 0,5% falschpositive Befunde, das sind ja nicht gerade mal fünf Promill - gell.

Der Haken, die große Mehrheit hat diese Krankheit nicht.

Würde man nun alle testen hätte das zur Folge, dass man 990 Betroffene mit dem Test erkennt, 10 leider nicht, man würde aber auch 49.995 falschpositiv befinden.

Diese würden dann völlig unötigerweise u.U. eine Operation mit allen Risiken über sich ergehen lassen müssen.
Nehmen wir nur mal an jeder 100. hat Narkosekompliktion mit nicht unerheblichen folgen und jeder 20. fängt sich gefährlich Keine ein, jeder 50. hat Wundheilungsstörungen, jeder 200. hat mit schweren Nebenwirkungen mit den postoperativen Medikamenten zu kämpfen etc.

Wir brauchen an der Stelle nicht weiter zu rechnen, bei der Darmspiegelung ist es komplexer weil nach der optischen Befunderhebung im Zweifel eine Biopsie erfolgt und sich so die Fehler gar potenzieren, außerdem ist schon die Untersuchung selbt mit Risiken verbunden.

Unter dem Strich ist es so, dass es sich (fast) die Waage hält, die ganze Aktion also ein Nullsummenspiel (mit leichter Tendenz ins Negative) ist, zumindest statistisch, jeder einzelne Betroffe mag das für sich je nach Sachlage anders empfinden.

Für die Ärtze, die Pharmahersteller und Gerätebauer sowie weitere Beteiligte wie z.B. Werbeagenturen, Zeitungen, fernsehen, Politiker etc. aber auf jeden Fall ein Gewinn.

Aber der oder die eine oder andere soll ja Freunde daran haben sich Gegenstände in den Rectus einführen zu lassen, so betrachtet also für manchen auch ein Gewinn.

Zu welchen Gewinnern gehörst Du?


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