Gesichter des Feminismus

adler, Friday, 20.04.2007, 20:31 (vor 6817 Tagen) @ Max

Hallo Max,

... die Idee vom "Neuen Menschen" ist originär links.

Der Mensch" wurde damals noch geschlechtsneutral verstanden.
Es ist zudem nicht originär links,[1] sondern hat immer Menschen bewegt, die an ihrer Zeit leiden und daher etwas verändern wollen.
Daß dafür Konservative, die ja nur bewahren wollen und Angst vor Veränderungen haben wenig bis nicht empfindsam versteht sich von selbst. Deshalb können Veränderungen auch nicht aus diesem Lager kommen.
Darum leistet sich zb dieses Land ab und zu eine jedenfalls aus Sicht der Rechten und Konservativen "linke" Regierung.
Die dürfen dann in etwa 2 Wahlperioden den Reformstau abbauen der in vieren ausgesessen wurde, wenn das Land nicht ganz vor die Hunde gehen soll.
"Wer nix tut, macht keine Fehler" scheint mir ein originär konservativer Wahlspruch zu sein.

von "emanzipierten Frauen" und "Neuen Männern" ist ein linker Abkömmling
der linken Ursprungsidee. Die "Rote Zora" war nicht die Vorsteherin eines
katholischen Mädchenpensionats und die ersten Frauenläden und
Frauenbuchhandlungen keine konservativen Gründungen.
Das Thema ist linken Ursprungs.

Ich war zu Brandt's Zeiten bei den Jusos. Es lag noch der Mief der Adenauer-Ära, welche die Zeit davor nicht aufarbeiten wollte und der 50er Jahre über dem Land. Die DDR, ein existenter Staat, war "Mittel"deutschland oder die 'Sowjetisch besetze Zone'.
Es schrie förmlich alles nach Veränderung. Wer etwas tut macht natürlich auch Fehler. Und wenn etwas im Rutschen ist, finden manche es ganz bequem, da mitzurutschen.
Ich selber war noch nie* in einem Frauenbuchladen und habe auch nicht an deren Gründung mitgewirkt. Ich habe ziemlich schnell gemerkt, daß der Feminismus einer der Ismen ist, die immer nur Unglück über die Menschen gebracht haben.
Willst du mir das nun wirklich absprechen, weil ich sonst nicht deiner politischen Couleur entspreche?

"Gerade weil wir alle im gleichen Boot sitzen, ist es gut, daß wir nicht alle auf einer Seite sind" -geklaut von 'paprika'.

Wenn die auf der Rechten Seite alle auf der Linken runterschmeißen ergibt sich ein nicht mal labiles Gleichgewicht. Wenn mann nachdenkt können da wohl nur die FeministInnen applaudieren. Anstatt uns gegenseitig zu bekämpfen, sollten wir lieber gemeinsam die TrittbrettfahrerInnen einer wichtigen Zeit diese Landes bekämpfen.

gruß adler

[1] Küenzlen, Gottfried: Der Neue Mensch, 1997

Klappentext:(Auszug)
...Die Suche des Menschen nach einem Anders- und Neusein seiner selbst, nach Neu- und Wiedergeburt ist freilich uralt und hat die Kulturgeschichte des Menschen immer begleitet. Doch in der Neuzeit traten diese Hoffnungen mit eigenem Inhalt und Anspruch auf: den Neuen Menschen. Seine Wegbereiter waren neben Rousseau und Darwin insbesondere Condorcet, Marx und Nietzsche, neben seiner Ideengeschichte gab es aber auch eine Realgeschichte des Neuen Menschen, wie Küenzlen eindrucksvoll am Beispiel der vorrevolutionären russischen Intelligenzija, der deutschen Jugendbewegung, der Studentenbewegung von 1968 und an bestimmten Strömungen der Psychoanalyse zeigt...

GOTTFRIED KÜENZLEN, geboren 1945 in Calw, ist Professor für Evangelische Theologie und Sozialethik an der Universität der Bundeswehr in München.