Unfair zu Muttchen
© ZEIT online 26.3.2007 - 18:19 Uhr
Unfair zu Muttchen
Weshalb die von Justizministerin Zypries geplante Reform des Unterhaltsrechts zu Recht korrigiert wurde.Von Robert Leicht
Sebastian Haffner kippte einmal einen vom damaligen SPD-Justizminister geplanten Entwurf zur Scheidungsrechtsreform mit einer Schlagzeile im Stern. Sie lautete "Unfair zu Muttchen!" Die heutige Bundesjustizministerin Brigitte Zypries hatte diese Geschichte bestimmt nicht in Erinnerung. Deshalb war sie ja auch so überrascht und hat es wohl gar nicht recht verstanden, weshalb die CDU/CSU ihrer Neuregelung des nach-ehelichen Unterhaltsrechts nicht vorbehaltlos zustimmen wollte. Mir scheint, Ministerin Zypries ist - wie die damaligen Rechtstechniker Anfang der siebziger Jahre - auch eher eine kühle Konstruktionsingenieurin als eine Emphatikerin des Rechts, so wie sie sich ja auch zu Fragen der Bioethik oder der Religionspolitik eher im Geist eines verdünnten Rationalismus als mit einem gründlichen und historisch unterfütterten Gespür für die Problematik der Sache zu äußern pflegt. Das regt in der Regel nur deshalb niemanden auf, weil man sie eher als Beamtin denn als wuchtige Politikerin wahrnimmt. Aber diesmal hat es geknallt.
Doch nun genug ad personam und zur Sache selbst: An sich ist der Grundgedanke zu begrüßen, dass man bei der Unterhaltspflicht nach der Scheidung vor allem an die vom Unterhaltsverpflichteten gezeugten Kinder denkt und dass die Unterhaltspflicht gegenüber der Mutter daran gemessen wird, ob sie sich um die Pflege und Erziehung dieser Kinder kümmert. Ansonsten sollte ja schon bisher nach einer Scheidung jeder Partner für sich selber aufkommen, soweit dies dem wirtschaftlich schwächeren Partner vor allem im Blick auf die Dauer der Ehe und der in der Ehe einverständlich gehandhabten Rollenverteilung zumutbar ist. Wäre ja auch zu komisch, wenn der an Alter zusammen mit seiner Frau fortgeschrittene Ehemann sich eine jüngere Gefährtin sucht - und man die Frau, die seinetwegen schon vor 17 Jahren aus dem Beruf ausgeschieden war, nun als nicht mehr vermittelbare Arbeitskraft mit veralteten Qualifikationen zu Aldi oder zur Bundesagentur für Arbeit an die Kasse schickt, während der neu verliebte Manager auf Gran Canaria Ferien macht.
Es ist genauso komisch, das immer wieder der ältere Mann, der seine Frau wegen einer jüngeren Geliebten verläßt, herhalten muß. Das überwiegend Frauen die Trennung vollziehen und Scheidung einreichen, ist diesem Herrn anscheinend nicht bekannt. Außerdem wären auch bei der alten Version dieses Gesetzesentwurfes jene Frauen berücksichtigt worden.
Die Kommentare sind wie immer interessant, auch wurde die "Neue-Frau-Version", die MANNdat hier verlinkt hat, bei den Leser-Kommentaren eingestellt.
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7. Familienbericht http://dip.bundestag.de/btd/16/013/1601360.pdf
Seite 234, Familienarbeit: - Väter 70 Std. - Mütter 46 Std.
Siehe auch: http://www.wgvdl.com/forum/index.php?id=12360
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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein
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- Unfair zu Muttchen -
Christine,
27.03.2007, 12:13
- Unfair zu Muttchen -
Anders,
27.03.2007, 16:30
- Unfair zu Muttchen - Nikios, 29.03.2007, 03:21
- Unfair zu Muttchen -
Anders,
27.03.2007, 16:30