Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die Marionetten fangen jetzt an zu klappern

Garfield, Tuesday, 06.03.2007, 13:35 (vor 6857 Tagen) @ DervordemRechnerlebt

Hallo vor dem Rechner lebender!

Und das ist vollkommen richtig! Ja, die halte ich zum größten Teil für psychisch krank (du siehst: keine Anführungsstriche). Die Gründe der hohen Arbeitslosigkeit z.B. halte ich zum größten Teil für die Folge von undiagnostizierten Persönlichkeitsstörungen, wie Borderline, Narzissmus usw.. Auch den im Osten grassierenden Alkoholismus und das allgemeine Elend halte ich für den Ausdruck von frühen Traumatisierungen.

Also, das ist ja nun komplett daneben. Die Gründe für die hohe Arbeitslosigkeit im Osten liegen ganz woanders:

1990 sahen die meisten westlichen Unternehmen die DDR bzw. später die neuen Bundesländer vor allem als Absatzmarkt. Der Aufbau von Produktionskapazitäten im Osten interessierte viele Unternehmen zunächst gar nicht, weil sie im Westen bereits ausreichende Kapazitäten hatten. Ganz im Gegenteil: Es ging manchmal sogar konkret darum, potenzielle Konkurrenten im Osten auszuschalten, so geschehen z.B. mit der ostdeutschen Kalisalzförderung.

Die speziellen Fördermittel für den "Aufbau Ost" änderten daran auch nicht viel. Viele Unternehmen kassierten diese Fördermittel (und investierten sie teilweise sogar im Westen, wie bei der Bremer Vulkan-Werft), ließen die Produktion im Osten noch solange weiterlaufen, wie es zum Kassieren der Fördermittel gerade nötig war, warfen dann die Beschäftigten raus, verkauften Maschinen und Anlagen zum Schrottpreis und fuhren anschließend noch einen guten Gewinn durch Verkauf der Grundstücke und Immobilien ein, die sie von der "Treuhand" oft zum symbolischen Kaufpreis von 1 DM bekommen hatten. In manchen Fällen lief es auch einfach so, daß der neue Besitzer mit den Millionen von der "Treuhand" plötzlich verschwunden war.

Das hatte schon einmal den Effekt, daß ab 1990 nach und nach viele Betriebe im Osten platt gemacht wurden. Dazu kam noch, daß eine große Zahl kleiner privater Unternehmen, die sich zu DDR-Zeiten noch gehalten hatten, ab 1990 nicht mit den großen westlichen Unternehmen mithalten konnten und so sehr schnell verschwanden. Manche dümpelten noch einige Jahre vor sich hin, wurden dann aber auch in den Ruin gezwungen.

Das alles erhöhte die Erwerbslosigkeit im Osten sehr schnell, während im Westen kurzzeitig durch Öffnung des ostdeutschen Marktes neue Arbeitsplätze entstanden (die dann allerdings teilweise auch mit Menschen aus dem Osten besetzt wurden).

Vor allem für ältere Menschen im Osten war das eine Katastrophe. Die fanden nämlich häufig keine neuen Jobs und blieben dann Langzeitarbeitslose. Von denen war übrigens als Kind keiner jemals in einer DDR-Kinderkrippe.

Dann kam im Osten noch ein negativer Faktor dazu: Die Löhne und Gehälter waren von Anfang an sehr viel niedriger als im Westen. Man begründete das anfangs damit, daß die Lebenshaltungskosten ja auch niedriger wären und daß mit Erhöhung der Lebenshaltungskosten auch die Löhne und Gehälter erhöht werden. Die Preise für Lebensmittel, Benzin usw. stiegen dann schnell auf Westniveau und teilweise sogar noch darüber. Nur die Mieten konnte man schlecht ganz auf Westniveau bringen - ansonsten glichen sich die Lebenshaltungskosten aber recht schnell ans Westniveau an. Die Löhne und Gehälter blieben aber weiterhin niedrig.

Da die DDR-Bürger ihre Ost-Mark recht günstig umtauschen konnten (die westlichen Unternehmen wollten ja zahlungskräftige Konsumenten im Osten), konnten sie anfangs trotzdem fleißig einkaufen. So wurden die Trabbis und Wartburgs schnell gegen Gebrauchtwagen aus dem Westen eingetauscht, man kaufte sich Videorekorder, der alte Schwarz/Weiß-RFT-Fernseher wanderte in den Sperrmüll und wurde durch einen neuen Farbfernseher ersetzt... Die Barvermögen der meisten Ostdeutschen schrumpften aber schnell, vor allem, als dann immer mehr von ihnen arbeitslos wurden. Dementsprechend ging die Kaufkraft im Osten bald wieder rapide zurück. Und viele westliche Unternehmen sahen nun erst recht keinen Grund mehr, um im Osten zu investieren.

Das sind die Gründe für die hohe Arbeitslosigkeit im Osten. Mit irgendeiner Traumatisierung durch Kinderkrippen hat das nichts zu tun. Mittlerweile gibt es auch im Westen Gegenden, in denen es ähnlich trostlos aussieht, z.B. im Ruhrgebiet, wo nach und nach die Zechen dicht gemacht werden. Manches Unternehmen hat mittlerweile auch schon Fördermittel für den Aufbau einer modernen Fabrik im Osten kassiert und dafür dann eine ältere Fabrik im Westen geschlossen. So wird sich nicht etwa der Osten langsam auf Westniveau hinbewegen, sondern im Gegenteil wird der Westen langsam auf Ostniveau absacken. Der einzige Faktor, der momentan noch kräftig gegen diesen Trend arbeitet, ist das gute Exportgeschäft. Aber das wird auch nicht ewig so bleiben.

Daß Menschen mit niedrigen Einkommen zum Alkoholismus neigen, ist auch schon immer so gewesen. Das ist also auch kein reines Ost-Phänomen.

Freundliche Grüße
von Garfield


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