Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Dissens e.V. - Stellungnahme zum Spiegelartikel

Freddy, Friday, 19.01.2007, 20:54 (vor 6897 Tagen) @ Christine

Der Autor beschreibt Gender Mainstreaming fälschlicherweise als ein
"Erziehungsprogramm", das nicht nur die Lage der Menschen, sondern die
Menschen selbst ändern solle. In Wirklichkeit ist Gender Mainstreaming
eine Strategie, die auf Veränderung von Politik und Verwaltungshandeln
zielt.

Ich halte fest: Laut Dissens e.V. ist Gender Mainstreaming kein Erziehungsprogramm und will den Menschen auch nicht ändern. In Wirklichkeit will Gender Mainstreaming Politik und Verwaltungshandeln ändern.

Der Autor kritisiert das Bildungsprojekt "Neue Wege für Jungs", durch die
Jungen und junge Männer an diejenigen Pflege- und Sozialberufe
herangeführt würden, die zu geringe Karriereaussichten bieten würden. Der
Grund ist, dass er die Zielrichtung von "Neue Wege für Jungs" absichtlich
oder unabsichtlich missversteht: Dort geht es um die Reflektion von
Geschlechterrollen, die Erweiterung von Berufsperspektiven für Jungen und
um die Erweiterung von sozialen und pflegerischen Kompetenzen für Jungen,
damit Jungen sich nicht weiterhin selbst aus bislang als "weiblich"
angesehenen Berufsfeldern ausschließen.

Ist es den Mitgliedern von Dissens e.V. schon mal in den Sinn gekommen, daß das, was aus ihrer Sicht eine Erweiterung ist, für den Jungen eine Einschränkung sein könnte? Jungen haben heute mehr als früher die Möglichkeit (z.B. mit Hilfe des berühmten Internets), sich über Berufsmöglichkeiten zu informieren. Wenn jedoch nach einem entsprechenden Überblick ihre Wahl trotzdem auf einen traditionell männlichen Beruf fällt, warum kann man das dann nicht respektieren? Ich selbst würde zwar keinem Jungen oder jungen Mann, der mir etwas bedeutet, einen gefährlichen Beruf empfehlen. Daß es aber trotzdem in manchen Fällen nicht zu vermeiden ist (Feuerwehr z.B. muß es ja weiterhin geben), sehe ich ein, jedoch sollte diese männliche Opferbereitschaft eine angemessene gesellschaftliche Würdigung erfahren.

"Alle sind gleich - alle sind verschieden"

Ja was denn nun? Etwa beides?? Bitte keine kotradiktorischen Werbesprüche!

Es geht in der Jungenarbeit von Dissens e.V. um die Erweiterung von
Geschlechtervorstellungen und um die Infragestellung von tradierten und
die Jungen häufig in ihrem Potential einengenden Männlichkeitsbildern.

Die Frage, ob ihr eigenes(!) Männlichkeitsbild sie einengt, sollten die betroffenen Jungen selbst beantworten. Daß das traditionelle gesellschaftliche Männerbild eingeengt ist, steht außer Frage, aber das ist ein Problem der Leute, die dieses Bild vertreten und nicht ein Problem von Jungen, die dieses Bild vermutlich gar nicht kennen. Bei diesen Leuten, nicht bei den Jungen, müßte der Dissens e.V. ansetzen, wenn er Veränderungen erreichen will - offenbar herrscht hier Unklarheit über Ursache und Wirkung!

Unsere pädagogische Arbeit beruht auf der Wertschätzung von Jungen und
zielt einerseits darauf die Handlungskompetenzen, insbesondere in Bezug
auf Sozialkompetenz, zu erweitern und andererseits dominantes und
gewalttätiges Verhalten von Jungen zu begrenzen. Insbesondere bei den
Hilfen zur Erziehung wird jeder einzelne Junge auf Grundlage seiner
Ressourcen und seines Förderbedarfs gestärkt.

Offensichtlich will der Dissens e.V. bei der Erziehung von Jungen mitwirken. Da Gender Mainstreaming keine Erziehung ist (wie oben vom Dissens e.V. erklärt), frage ich mich, warum der Dissens e.V. mit eben jenem Gender Mainstreaming (von sich selbst oder anderen) in Verbindung gebracht wird.

Gruß
Freddy


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