Dissens e.V. - Stellungnahme zum Spiegelartikel
In einem Artikel des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" werden die Gender Mainstreaming-Strategie, das Pilotprojekt "Neue Wege für Jungs", die Bundesregierung, die Bundesministerin Frau von der Leyen und auch Dissens e.V. angegriffen. Eine erste Stellungnahme der Geschäftsführung von Dissens e.V. hier:
Unter der Überschrift: "Der neue Mensch" schreibt René Pfister im "Spiegel" 1/2007 einen Artikel über die Umsetzung der Gender Mainstreaming-Strategie durch die Bundesregierung und stellt darin bizarre und unzutreffende Behauptungen auf.
Der Autor beschreibt Gender Mainstreaming fälschlicherweise als ein "Erziehungsprogramm", das nicht nur die Lage der Menschen, sondern die Menschen selbst ändern solle. In Wirklichkeit ist Gender Mainstreaming eine Strategie, die auf Veränderung von Politik und Verwaltungshandeln zielt.
Der Autor versucht die vielen bei der Umsetzung der Gender Mainstreaming-Strategie aktiv mitarbeitenden weiblichen und männlichen MitarbeiterInnen von Verwaltungen, Ämtern und Institutionen zu diskreditieren, in dem er willkürlich herausgegriffene Beispiele aus einzelnen Studien anführt. Diese sollen so als seltsame Auswüchse einer scheinbar absurden Verwaltungstätigkeit erscheinen. Über die Gesamtaussagen der Studien und die Motive der auftraggebenden Verwaltungen erfahren die LeserInnen nichts.
Der Autor kritisiert das Bildungsprojekt "Neue Wege für Jungs", durch die Jungen und junge Männer an diejenigen Pflege- und Sozialberufe herangeführt würden, die zu geringe Karriereaussichten bieten würden. Der Grund ist, dass er die Zielrichtung von "Neue Wege für Jungs" absichtlich oder unabsichtlich missversteht: Dort geht es um die Reflektion von Geschlechterrollen, die Erweiterung von Berufsperspektiven für Jungen und um die Erweiterung von sozialen und pflegerischen Kompetenzen für Jungen, damit Jungen sich nicht weiterhin selbst aus bislang als "weiblich" angesehenen Berufsfeldern ausschließen.
Als Beispiel für Gender Mainstreaming in der Praxis kommt der Autor unter anderem auf Dissens e.V. zu sprechen und schreibt etwa, Ralf Puchert, einer der Dissens e.V. - Geschäftsführer/innen, habe es sich zur Lebensaufgabe gemacht, einen anderen Mann zu "formen". Dissens e.V. quäle Jungen mit einer Pädagogik, die ihre Identität zerstören solle. Diese polemisierende Darstellung verfälscht die Arbeit von Dissens e.V. - dies lässt sich nur als Abwehr des Autors gegen die in den letzten Jahrzehnten durch die Arbeit von Dissens e.V. und vielen anderen Männern und Frauen entwickelten emanzipatorischen Männlichkeits- und Weiblichkeitsentwürfe lesen. Diese versucht Pfister zu diffamieren und der Lächerlichkeit preiszugeben.
Wir möchten die Gelegenheit nutzen, die Berichterstattung richtig zu stellen. Dabei beschränken wir uns an dieser Stelle auf die Kritik an der Jungenarbeit von Dissens e.V. und gehen nicht weiter auf die ähnlich tendenziösen und verfälschenden anderen Teile des Artikels ein. Dies haben andere bereits getan, und auch wir werden dies an geeigneter Stelle nachholen.
Dissens e.V. ist ein Fachträger für geschlechterdifferenzierte pädagogische Arbeit mit Jungen. Schwerpunkt der Angebote des Arbeitsbereichs Jungenarbeit sind verschiedene Hilfsangebote für Jungen im Rahmen der Hilfen zur Erziehung.
Wir führen auch Seminare im Rahmen der geschlechtsspezifischen politischen Jugendbildungsarbeit durch, darunter die Antidiskriminierungstrainings "Alle sind gleich - alle sind verschieden" sowie gelegentlich Projekttage und -wochen für Schulklassen, in aller Regel in enger Zusammenarbeit mit Mädchenarbeitsfachträgern.
Es geht in der Jungenarbeit von Dissens e.V. um die Erweiterung von Geschlechtervorstellungen und um die Infragestellung von tradierten und die Jungen häufig in ihrem Potential einengenden Männlichkeitsbildern.
Unsere pädagogische Arbeit beruht auf der Wertschätzung von Jungen und zielt einerseits darauf die Handlungskompetenzen, insbesondere in Bezug auf Sozialkompetenz, zu erweitern und andererseits dominantes und gewalttätiges Verhalten von Jungen zu begrenzen. Insbesondere bei den Hilfen zur Erziehung wird jeder einzelne Junge auf Grundlage seiner Ressourcen und seines Förderbedarfs gestärkt. In kurzzeitpädagogischen Bildungsmaßnahmen der politischen Jugendbildung wird in Jungengruppen vorwiegend zu "Rollenerweiterung" von Jungen gearbeitet.
Insgesamt fördert die Arbeit von Dissens e.V. soziale Gerechtigkeit und Lebensqualität von Frauen und Männern.
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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein
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- Dissens e.V. - Stellungnahme zum Spiegelartikel -
Christine,
19.01.2007, 17:21
- Dissens e.V. - Stellungnahme zum Spiegelartikel - Max, 19.01.2007, 17:44
- Dissens e.V. - Stellungnahme zum Spiegelartikel - Freddy, 19.01.2007, 20:54