Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Frauen können ALLES besser

Garfield, Monday, 12.07.2010, 17:38 (vor 5633 Tagen) @ Horsti

Hallo Horsti!

Eine Ausnahme stellt der Staat Rwanda dar, wo das Parlament nach dem Genozid von 1994 von einer weiblichen Mehrheit geführt wird – mit der Folge, dass die wirtschaftlichen Indikatoren nun steil nach oben zeigen.

Allein an dieser Aussage stimmt ja fast gar nichts.

Richtig ist nur folgendes: Das Parlament von Ruanda hatte bis 2008 einen Frauenanteil von 48,8%. Nach der Wahl von 2008 besetzten Frauen 44 der 80 Parlamentssitze. Das entspricht also einem Frauenanteil von 55%. Das ist so möglich durch Quotenregelungen: 24 Parlamentssitze sind generell für Frauen aus Frauenorganisationen reserviert. Weiterhin muß jede Partei auf ihrer Kandidatenliste mindestens ein Drittel Frauen haben.

Zwar hatte Ruanda in den letzten Jahren eine Wachstumsrate von bis zu 6%, aber der Bürgerkrieg hat das Land ja vorher weit zurück geworfen. Somit konnte es danach einfach nur noch aufwärts gehen - alles andere wäre eine absolute Katastrophe für das Land gewesen.

Ruanda gehört aber nach wie vor zu den ärmsten Ländern Afrikas. Von einem durch Frauen verursachten Wirtschaftswunder kann keine Rede sein. Das Wirtschaftswachstum kommt vor allem aus der Landwirtschaft, der Bauindustrie und dem Dienstleistungssektor, also aus Bereichen, die nach dem Bürgerkrieg nun wieder nach und nach aufgebaut werden.

Es gibt verschiedene Hindernisse für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, z.B. Rohstoffmangel, Mangel an Fachkräften, schlecht ausgebaute Infrastruktur und ein schwacher Binnenmarkt. Nur 5 % der Bevölkerung haben Stromanschluß in ihren Wohnungen. Weil die Kraftwerkskapazität selbst dafür nicht ausreicht, wird obendrein der Strom in den einzelnen Stadtvierteln auch noch abwechselnd an- und abgeschaltet.

Laut UNICEF wachsen etwa 1 Million Kinder in Ruanda in extremer Armut auf, teilweise als billige Arbeitskräfte in der Landwirtschaft. Laut Amnesty International ist das Recht auf freie Meinungsäußerung stark eingeschränkt. Überhaupt gibt es viele Menschen, die kein regelmäßiges Einkommen haben, und es gibt immer wieder Hungersnöte.

Also alles andere als ein Paradies.

Freundliche Grüße
von Garfield


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