Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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"Es liest sich wie ein Plädoyer für die Tötung von Menschen

Christine ⌂, Friday, 24.11.2006, 15:00 (vor 6953 Tagen) @ Maxx

Hallo Maxx,

"Es liest sich wie ein Plädoyer für die Tötung von Menschen mit
Behinderungen"

Liest sich so, ist aber, glaube ich, nicht so gemeint.

ich bin mir da aber nicht so sicher. Hier kommt meine Befürchtung zum tragen, wer wann welche Grenzen setzt und bestimmen will, was lebensunwert ist und was nicht.

Ich möchte jedenfalls nicht entscheiden müssen, was lebenswertes und was
unlebenswertes Leben ist.

Ich auf jeden Fall auch nicht.

Andererseits würde ich mich wahrscheinlich bei einem eigenen Kind, das mit
schwersten Missbildungen geboren wird und in der Folge nach grauenhaft und
qualvoll schmerzenden Lebenswochen oder -monaten voraussichtlich sowieso
sterben würde, eben doch für einen schmerzlosen Tod entscheiden.

Ob ein Säugling überhaupt wochenlang qualvolle Schmerzen aushalten kann, wage ich einfach mal zu bezweifeln.
Ich selbst habe es "nur" 3 Tage erleben müssen, als mein Sohn 4 Jahre war. Die Ärzte gaben ihm kaum eine Chance, hatten andere Kinder mit seiner Diagnose es bis dato in diesem Krankenhaus noch nicht geschafft, das zu überleben. Im übrigen war kurz vorher ein Junge mit gleicher Diagnose daran gestorben.
Am Anfang half noch das Morphium, aber das konnten die Ärzte nicht sehr hoch dosieren, damit der Körper das noch verkraftet. Obwohl ich diese Schmerzen natürlich nicht nachvollziehen konnte, kam es mir tatsächlich vor, als ob ich in der Hölle leben müßte, weil man als Angehöriger einfach macht- und hilflos ist. Trotzdem kam mir in dieser Zeit nie der Gedanke, das es besser für ihn wäre zu sterben. Hingegen wollte sein Vater ihn von diesen Leiden befreien, ihn entführen und in Ruhe sterben lassen.
Mein Sohn hat es geschafft, obwohl andere daran nicht geglaubt haben, was auch die Gleichgültigkeit der Ärzte und Schwestern signalisierte. Nachher wurde mir allerdings gesagt, das alle es fast wie ein Wunder aufgefaßt haben, das mein Sohn es überlebt hat, denn keiner konnte sich das erklären.
Wer will also beurteilen, ab wann ein Leben noch lebenswert ist?

Ich denke, dieses Thema zu vertiefen würde manchen Rahmen sprengen, wie
dein beigefügter Link ja deutlich zeigt.

Es mag den Rahmen sprengen, aber ich bin der Meinung, das man sich sehr wohl Gedanken darüber machen muß. Wenn ich selber sterben wollte und dieses kundtun würde, dann werde ich entmündigt, mit welchem Recht eigentlich? Wieso können fremde Menschen besser das Leben anderer beurteilen, als man selber?
Für mich entstehen da Fragen über Fragen, auf die sehr wahrscheinlich wohl keiner eine Antwort geben kann.

Gruß - Christine

--
Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein


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