Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Da sind wir aber dankbar!

DschinDschin, Sunday, 27.12.2009, 00:33 (vor 5848 Tagen) @ DschinDschin

Warum manche Kinder und Jugendliche reüssieren und andere versagen

Das ist eine große Frage, ich schlage eine kleinere vor. Ich frage, mit Börne, dem Protagonisten des „Jungen Deutschland“, wer uns helfen kann. Wen müssen wir umwerben, fördern, an uns binden? Ich frage mit Heine nach den Alliierten und Mitstreitern, die wir gewinnen müssen und können. Es gibt sie. Nicht mehr ganz so viele, aber man kann sie sehen, meistens morgens gegen 7.45 Uhr auf den Straßen unserer Städte. Sie sind jetzt fünf, zehn oder fünfzehn Jahre alt. Sie werden zum Beispiel dreißig Jahre alt sein, wenn die heute Dreißigjährigen, der Geburtsjahrgang 1978, sechzig sind, und die Achtundsiebziger tun gut daran, einmal nachzusehen, wie viele Dreißigjährige es dann noch gibt, denn die sind alle schon auf der Welt.

Die Frage, die unsere gesellschaftliche Zukunftsfrage wird, lautet, warum manche Kinder und Jugendliche reüssieren und andere versagen. Das war in der Vergangenheit eine Sonntagsfrage, geeignet für Festreden wie diese. Sie ist es nicht mehr.

Die Menschen glauben immer noch nicht, dass wirklich wahr ist, was sie mittlerweile fast täglich in den Zeitungen lesen. Und deshalb noch einmal als Aussagesatz: Diese Gesellschaft wird in Kürze eine Gesellschaft von sehr wenigen und immer weniger jungen Menschen sein. Wir bemerken es nur deshalb nicht, weil die Babyboomer im Augenblick auf der Höhe ihrer Leistungskraft stehen. Es ist ein Unterschied, ob man tausend Menschen die Aufgabe hinterlässt, einen Berg abzutragen, oder einem einzigen. Alle unsere pädagogischen und bildungspolitischen Maßnahmen tun so, als stimme das Gegenteil. Die Integration und Bildung von Migranten, die Konzentration auf frühkindliche Erziehung, die Notwendigkeit einer Bildungsrevolution für das junge Deutschland - das hat nichts mehr mit Ideologien zu tun, die gezielte und womöglich auch teure Förderung von Migranten nichts mit Gnadenerweisen. Es ist eine existentielle Frage geworden, die nur in die ferne Zukunft verschieben kann, wer die demographischen Fakten ignoriert. Wie in allem anderen, wo wir mühsam umlernen müssen, verdirbt uns auch hier die Erfahrung des Überflusses. Es war immer von allem genug da, auch von jungen Menschen, und weil genug da war, konnte man es sich leisten, vieles buchstäblich zu verschwenden.

Erlernte Hilflosigkeit

Bildungsversagen heißt nicht nur, dass Menschen später womöglich keinen Beruf finden. Es heißt auch nicht nur, dass Innovationen und Gedanken vertrocknen. Bildungsversagen verändert die Psychologie einer Gesellschaft. Es führt dazu, dass Menschen nicht nur für ein, zwei Jahre, sondern ein ganzes Leben lang vom Bewusstsein ihrer eigenen Inkompetenz verfolgt werden. Die Sozialpsychologie hat diesen Teufelskreis exakt beschrieben. Denn die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die sich einmal in diesem Teufelskreis befinden, lernen durchaus noch, aber sie lernen, wenn man so will, negativ. Der Begriff dafür lautet: „erlernte Hilflosigkeit“. Sie geben auf. Manche von ihnen, wie wir wissen, schon mit fünfzehn Jahren. Eine Gesellschaft, die aufgrund der wachsenden Zahl von Älteren ohnehin ein viel stärkeres Gefühl erlernter oder wirklicher Hilflosigkeit hat, muss alles dafür tun, dass die jungen Menschen sich fähig und jeder einzelne sich gebraucht fühlt. Man sollte sich nicht auf die verlassen, die es geschafft haben. Wer sagt denn, angesichts des internationalen Wettbewerbs um junge Menschen, dass diese jungen Erwachsenen hierbleiben wollen? Der Soziologe Gunnar Heinsohn hat unlängst darauf hingewiesen, wie hoch der offizielle Bedarf an qualifizierter Zuwanderung junger Leute in der angelsächsischen Welt, von Australien bis Kanada, sein wird. Er entspricht - damit man sich die Dimensionen vor Augen führt - der Anzahl sämtlicher Lebendgeburten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Österreich, Polen und Bulgarien.

Ist einmal erkannt, dass die Mission einer zweiten Aufklärung in unserer Gesellschaft, der „new deal“ einer Bildungsvision, kein Thema unter vielen, sondern das Thema schlechthin ist, stehen unsere Chancen immer noch gut. Der Rohstoff, den wir haben, sind unsere Gehirne. Und es ist ganz einfach und gar nicht unerfüllbar, was zu geschehen hat. Es reicht, wenn wir der Ausbildung der nachwachsenden Generation den gleichen Stellenwert geben wie einer Bank namens Hypo Real Estate. Es reicht, sie systemisch zu nennen. Die Hypo Real Estate war eine Geldvernichtungsbank, aber es gibt auch vermögensbildende Banken. Und das gilt auch für die Bildung: Es gibt eine florierende und offenbar hochprofitable Verdummungsindustrie; warum sollte es so etwas nicht auch für das Gegenteil geben?

Mit dem Kopf noch immer im Jahre 1827

Das alles ist konkret, nicht abstrakt. Zum ersten Mal geht die Frage der Bildung nachwachsender Generationen nicht nur Eltern, sondern alle an. Ob heute Schulklassen zusammengelegt werden, weil es weniger Schüler gibt, oder ob Klassen klein bleiben, weil weniger Schüler die Chance des kleinen Unterrichts ermöglichen - das ist eine Entscheidung, deren Folgen in wenigen Jahren alle zu ertragen haben werden. Die Tatsache, dass wir, bei einer Lebenserwartung von bald fast neunzig Jahren, immer noch ganze Bildungskarrieren und Lebensläufe beim zwölften Lebensjahr zementieren, wird späteren Generationen nur noch als objektiver Wahnsinn vorkommen.

Psychologie und Hirnforschung haben in den letzten Jahren gezeigt, wie unglaublich vielfältig und reich die Möglichkeiten menschlichen lebenslangen Lernens sind. Es ist so, um die amerikanische Psychologin Ellen Langer zu zitieren, als hätte man alle Erkenntnisse der modernen Medizin auf dem Papier, weigerte sich aber, sie anzuwenden. Es ist so, als wären wir mit unserem Körper im 21. Jahrhundert, aber mit unserem Kopf immer noch im Frankfurt des Jahres 1827. Börne, der zeigt, was das Vertrauen in Aufklärung und Rationalität aus einem Menschen machen kann, träumte von einer Solidarität für die besseren Dinge. Was die heute bedeuten könnte, dafür gibt er uns selber den Titel: Solidarität mit dem jungen Deutschland.

faz

DschinDschin

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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.


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