Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wehrpflicht - evolutive Argumente

Manfred, Wednesday, 08.11.2006, 22:57 (vor 6968 Tagen)

Hier nun eine Zusammenstellung von Argumenten pro Wehrpflicht - und wie man ihnen entgegnet. Aus der letzten Disku wurden Anregungen von Nihilator, Xray und Adam berücksichtigt.

Standardargument: Frauen und Kinder
Frauen leisten durch Kinderkriegen und Kindererziehung einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft, die kein Mann leisten muss. Daher ist eine Wehrpflicht nur für Männer gerechtfertigt. Eine Ausweitung auf Frauen wäre eine Frechheit.

Entgegnung:
Hier wird ein Recht mit einer Pflicht verglichen, mithin liegt ein schwerer Logikfehler vor. Kinderkriegen ist ein Akt, der auf Freiwilligkeit basiert und Kindererziehung liegt im Verhandlungsspielraum zwischen den Partnern. Wie sie untereinander die Aufgaben verteilen, geht den Staat nichts an.
Falsch wäre es, mit einer Antwort zu kommen, wie?ja, aber Männer und dies und jenes?.Damit ist man den Femanzen auf den Leim gegangen, denn das sind Inhalte, der Fehler liegt aber schon in der Form.


Evolution 1: Anzahl Wehrpflichtige = Anzahl Frauen mit Kindern
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Ungerechtigkeit auch unter den Männern sieht man sich gezwungen, die Argumentation zu modifizieren. Es ergibt sich eine Mischung aus dem Standardargument und einem Pseudoargument. Das Argument sieht dann so aus:
Nicht jeder Mann wird gezogen, in Summe entspricht die Anzahl aber in etwa der Anzahl der Frauen, die Kinder gebären.

Entgegnung:
Der Logikfehler aus dem Standardargument bleibt unsaniert. Dass die Anzahl der wehrpflichten Männer zufällig, und nichts anderes als Zufall ist es, der Zahl der gebärwilligen Frauen entspricht, sagt rein gar nichts aus. Vielmehr haben wir jetzt sogar nicht nur eine Geschlechterungerechtigkeit, sondern sogar noch eine innerhalb des männlichen Geschlechts.
Entscheidend ist also weiterhin nicht allein die erbrachte Leistung, sondern vor allem die Entscheidungsfreiheit. Die ist für Männer nicht, für Frauen immer gegeben.
Weiterhin werden einer Mutter nicht ihre garantierten Grundrechte beschnitten. Einem Dienstpflichtigen schon: Recht auf körperliche Unversehrtheit, auf freie Wohnortwahl, auf Freizügigkeit, auf Privatsphäre, Verbot von Zwangsarbeit - alles außer Kraft gesetzt für jenen merkwürdigen Anachronismus, der eigentlich die Bezeichnung Staatssklaverei oder staatliche Leibeigenschaft verdient.

Evolution 2: suggestive Umfragen
Umfragen zur moralischen Stärkung des Wehrdienstes. Die Umfragen auf die sich die Bundeswehr und andere aus der Zwangsdienstlobby so gerne berufen, sind üblicherweise sehr suggestiv im Stil:
"In Zeiten des internationalen Terrorismus braucht Deutschland eine angemessene Verteidigung? Die Wehrpflicht ist Garant für Demokratie und Sicherheit und ohne sie bricht das Gesundheitssystem zusammen. Sind Sie also für die Abschaffung der Wehrpflicht?"
Entgegnung: Von so einem Mix aus Lügen und rhetorischem Gesülze über den Tisch gezogen ist klar, daß dann viele die Wehrpflicht "befürworten". Unabhängige Umfragen ergeben aber ein anderes Bild.


Evolution 3: Justiztricks
Offensichtlich kann man den Leuten den Unfug mit "Frauen und Kindererziehung" nicht mehr verkaufen, weil immer weniger darauf reinfallen..
Stattdessen wurde jetzt etwas vollkommen Neuartiges erfunden: das Prinzip des Verfassungsranges.
Demnach ist die Wehrpflicht für Männer eine Bestimmung im Range eines Verfassungsartikels. Ebenso wie bspw. der Verbot von Zwangsdiensten oder die Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Da diese Artikel den gleichen Rang besitzen, dürfen sie nicht gegeneinander verwendet werden, auch wenn sie sich widersprechen. Interessante Konstruktion, oder?
D.h. man kann jetzt auch einen Artikel in die Verfassung einfügen, der die Meinungsfreiheit verbietet und wenn jemand darauf aufmerksam macht, daß dies einigen anderen Artikeln der Verfassung widerspricht, dann weist man einfach auf die Gleichrangigkeit dieser Artikel hin. Wie einfach!
So wird Unrecht zu Recht erklärt und Lüge zu Wahrheit!

Entgegnung: Das ist genau so irrsinnig wie die Behauptung, die Männerwehrpflicht kompensiere die diversen Benachteiligungen der Frauen!

Fazit: Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!


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