Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ich verabschiede mich aus den Foren

Arne Hoffmann, Sunday, 17.02.2002, 15:32 (vor 8695 Tagen)

Hallo, ihr Lieben! :-)

Ich werde die Parsimony-Foren zur Geschlechterdebatte ab sofort verlassen.

Wie bekannt ist, habe ich die bestehende Situation an sich schon als unbefriedigend empfunden. Aus dem Forum der Freien Frauen wurden wiederholt scharfe Angriffe auf unsere Foren geführt, worauf wir dann wieder konterten. Eine sachliche, zielführende Diskussion war unter diesen Umständen ohnehin schon schwierig. Gestern ist die Situation noch einmal eskaliert, als Lilith/Maya, die Forenführerin der Freien Frauen, Dinge, die ich ihr in persönlichen Mails und Telefonaten im Vertrauen mitgeteilt habe, in leicht verdrehter Form öffentlich gepostet hat, um mich damit zu diffamieren und/oder zu verletzen.

Ich muss dazu etwas über meinen Hintergrund berichten: Vor einigen Jahren ist meine Mutter an Krebs gestorben. Obwohl ich Himmel und Hölle in Bewegung setze, konnte ich das nicht verhindern. Da mein Vater gleichzeitig in Rente ging, nahm ihn die Einsamkeit in dieser Zeit um so schwerer mit. Ich beschloss also zuhause wohnen zu bleiben, zumal mir a) die Hälfte unseres Hauses jetzt ohnehin gehörte und b) nach all dem Stress meine Tinnituserkrankung wieder voll ausbrach und das Manuskript "Sind Frauen bessere Menschen?" nur schwer zu vermitteln war, so dass ich auch beruflich und finanziell einen Einbruch erlitt.

Gestern postete Maya/Lilith in ihrem Forum einen sehr hämischen Text über meine so entstandene Lebenssituation: "Da schreibt einer ein Buch über den MANN, der noch zu Hause lebt und sich von Papa bekochen läßt. Vielleicht bin ich ja konservativ, aber ein Mann ist für mich jemand, der erwachsen ist, und erwachsen ist für mich ein Mensch, der auf eigenen Beinen steht. Arne ist das beste Beispiel, ja die Ikone der Männertragödie." Diese Passage war von vergleichbaren Angriffen umrahmt.

Mit anderen Worten: Wenn wir das Buch schon nicht angreifen können, dann vielleicht den Menschen dahinter. Ich habe darauf natürlich geantwortet. Eine Entschuldigung von Mayas Seite erfolgte nicht. Wie ich darüber hinaus soeben festgestellt/erfahren habe, wurde von ihr nicht nur in den Text meiner Antwort eingegriffen, es gab auch drei weitere Antworten, unter anderem von Rüdiger. Alle drei wurden von ihr komplett gelöscht. In anderen Postings werden Links entfernt, und die Namen von Forschern wie Professor Bock unterliegen einer Wortsperre. So wird jedes Einbringen kontroverser Meinungen und dem feministischen Dogmatismus zuwiderlaufender Informationen unmöglich gemacht, nur damit den Forenmitgliedern dort ihre Sicht der Welt erhalten bleibt. Über alles, was von ihrer Doktrin abweicht, äußern sich Eva, Hannibal, Rumtrauben und Lilith daraufhin nur noch in Polemik und herablassender Heiterkeit. Es wäre vermutlich einfacher, Skinheads für das Ausländerwahlrecht zu begeistern, als diese Clique für Männerrechte.

Was der Versuch, mich aufgrund meiner Lebensumstände zu diffamieren, mit einer auch noch so kontrovers geführten Geschlechterdebatte zu tun hat, weiß ich nicht. Allerdings hatte Maya schon wenige Tage zuvor versucht, Monika ausgerechnet dadurch zu diskreditieren, dass diese selbst Opfer häuslicher Gewalt geworden war. Wochen vorher war ich im Forum der Freien Frauen mit Sextourismus in die Dritte Welt in Verbindung gebracht worden.

Mir war immer klar, dass es nach der Veröffentlichung meines Buches nur kurze Zeit dauern würde, bis die Angriffe auf der persönlichen Ebene erfolgen würden, weil die Sachebene kaum Möglichkeiten zum Kontern zuließ. Was mich erschreckt, ist, dass diese Attacken jetzt von jemandem kommen, dem ich trotz aller Meinungsverschiedenheiten und Kritik vertraut habe. Was mich auch erschüttert, ist, dass ich vor dem Hintergrund einer ohnehin schwierigen Lebenssituation angegriffen werde, die ich mir nicht ausgesucht habe.

Damit ist nicht nur jeder weiteren Debatte offensichtlich die Grundlage entzogen, ich sehe auch keine andere Wahl als den völligen Rückzug aus den Foren. Das mag euch überraschen, ist für mich aber die einzige Alternative, nachdem alle anderen ausfallen:

Mich bei Maya zu revanchieren, indem ich die Dinge ausplaudere, die ich über sie weiß und die ihr schaden könnten, wäre erstens unethisch, zweitens würde ich mich damit selbst auf das von mir beanstandete Niveau begeben, drittens würde es nur schaden und niemandem nützen.

Maya in Zukunft nicht mehr zu kritisieren, egal welche Dinge sie von sich gibt, kann ich mit meinen Prinzipien ebenfalls nicht vereinbaren.

Dass wir uns einfach nicht um das kümmern, was im Forum der Freien Frauen geschieht, wie von Beatrix und Monika vorgeschlagen, erweist sich auch nicht als sinnvoll. Hätte ich das getan, hätte ich von Mayas Äußerungen über mich nie erfahren und hätte keine Gelegenheit gehabt, sie zurechtzurücken. Woher kann ich wissen, ob als nächster Schritt nicht die Phase der Verleumdungen kommt? In Ansätzen sind wir ja schon soweit, wenn sie behauptet, in meinem Buch ginge es ohnehin fast nur um Pornographie und um die Situation in den USA.

Mein Versuch, mit Maya auf eine Ebene zu gelangen, auf der wir politisch gegeneinander argumentieren, aber den persönlichen Bereich außen vor lassen, ist ebenfalls gescheitert. Offenbar hält Maya jeden, der ihre Meinungen nicht teilt, für gestört, und sieht sich gezwungen, in seiner persönlichen Lebensgeschichte herumzufuhrwerken, um das auch allen anderen zu "beweisen".

Den Konflikt mit Maya und ihren Freien Frauen auf eine neue Stufe eskalieren zu lassen, halte ich ebenfalls nicht für zielführend. Man kann anderen Leuten ein Gespür für moralisches Verhalten schlecht "einprügeln". Maya kann höchstens selbst darauf kommen, warum sie sich in bestimmten Situationen so verhält und dass dafür ihr eigener Hintergrund bedeutsamer ist als der fremder Leute. Dazu kann sie aber kein Druck von außen bringen, im Gegenteil. Die einzigen, die ihr klarmachen könnten, dass ihr Verhalten so nicht geht, wären die Freien Frauen selber. Den meisten dort scheint es aber so wichtig zu sein, an dem Klischee festzuhalten, dass Frauen bessere Menschen sind, dass sie inzwischen auch Schläge unter der Gürtellinie hinnehmen, wenn der selbsterschaffene Gegner so zum Schweigen gebracht werden kann. Davon abgesehen bleibe ich dabei, dass Maya nicht der Antichrist ist. Sie hat in vielerlei anderer Hinsicht die allerbesten Anlagen und schon einiges bewirkt, hat aber leider auch EIN spezielles Problem, und das walzt sie eben auch auf andere Leute aus. Schlimm ist nur, dass sie dabei von Mitgliedern in ihrem Forum immer wieder Unterstützung erhält. Selbst eine so integre Frau wie Beatrix äußert ihre Kritik an Maya nicht in deren Forum selbst, sondern sehr verhalten ("unfair, aber keine andere Wahl" etc.) in Jörgs Forum. Die Gesamtdynamik finde ich insofern sehr unglücklich.

Wie dem auch sei: Wenn die Spielregeln von einem Beteiligten immer wieder verletzt werden, sehe ich nur die eine Möglichkeit, das Spiel abzubrechen. Ich kämpfe keine Schlachten, die ich nicht gewinnen kann und bei denen noch nicht einmal feststeht, was "gewinnen" bedeuten würde.

Natürlich sehe ich auch meine eigene Beteiligung bei diesem Debakel. Ich hatte zum Beispiel nicht vorausgesehen, dass Maya auf meine scharfe Kritik an ihrem Forum dermaßen jedes Maß verlieren würde, sonst hätte ich mich längst noch einmal telefonisch mit ihr in Verbindung gesetzt. In Zusammenhang damit, dass sie bei der Debatte über häusliche Gewalt inzwischen stehend k.o. ist, müssen ihr meine Worte viel mehr zugesetzt haben, als ich geahnt hatte. Allerdings haben wir schon früher gefetzt, sie hat über meine Arbeit Böses behauptet, ich habe ihr das nachgesehen, dann bin ich sie wieder angegangen - das alles hat trotz aller Schärfe die Grenzen der politischen Debatte nie verlassen. Mir ist nicht bekannt, dass jemals Dinge aus dem Privatleben von Maya, Eva, Hannibal oder Rumtrauben in die Debatte eingebracht wurden, um diese damit zu diffamieren. Sowas darf man offenbar nur bei Monika, Jörg oder mir tun. Hier ziehe ich allerdings für mich persönlich den Schlusstrich. Vor diesem Hintergrund kann man nicht mehr miteinander diskutieren.

Es hat keinen Sinn, mir per Posting zu antworten, weil ich ab sofort aus diesen Foren aussteige. Nur zwei kleine Bitten zum Abschluss:

- Mein zine werde ich natürlich weiterführen. Monika und Jörg stehen auf meiner Empfängerliste und werden es hier posten. Falls jemand von euch berichtenswerte Meldungen in den Medien findet, kann er sie mir gerne per Mail mitteilen.
- Wenn umgekehrt eines unserer Themen in den Medien vorangekündigt wird, so dass man noch auf die Berichterstattung Einfluss nehmen kann (und sei es wie letzte Woche im taz-Forum) bitte ich euch ebenfalls um eine kurze Mitteilung. Es gibt da draußen viel mehr Leute zu erreichen als dieses kleine Häuflein von Fundamentalisten.

Ansonsten war es eine spannende, unterhaltsame und lehrreiche Zeit hier für mich. Vielen Dank euch allen!

Arne


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