Spiegel online...
Hallo,
der untenstehende link verweist auf einen aktuellen Artikel in Spiegel online. Ich habe folgende mail dazu geschickt:
Liebe Redaktion,
wir sollten *genau* hinschauen.
1) Die Studie ist nach eigenen Angaben nicht repräsentativ, sondern im
universitären Umfeld entstanden, das sicherlich einen hohen Anteil an
feministisch orientierten Frauen haben dürfte.
2) U.a. sind nach Ihren Angaben unter sexueller Belästigung auch "Gesten"
enthalten... sind darunter auch schon, wie in den erwähnten angeblich
beweiskräftigen amerikanischen Studien, bewundernde Blicke oder ein Pfiff zu
verstehen? Was ist in dieser Untersuchung als Grenze zwischen
Kontaktaufnahme und Belästigung definiert? Liegt diese Grenze etwa so wie
bei amerikanischen Radikalfeministinnen allein im subjektiv-persönlichen
Erleben einer Studentin? Wäre es dann nicht einfacher, wissenschaftliche
Untersuchungen im Tausch gegen Abstimmung "Wer von Euch ist dafür, dass er
soeben sexuell belästigt wurde?" gleich ganz einzustellen?
3) Sie schreiben:" Fast 60% gaben an, schon einmal von einem Mann verfolgt
oder auf eine Art und Weise beobachtet worden zu sein, die ihnen Angst
machte." Nun, sie werden es vielleicht nicht für möglich halten, aber: In
Vor-Internet-Zeiten haben
sich annähernd 100% aller Paare durch "Verfolgung" eines der Partner
kennengelernt. Und "Angst haben" und "in Gefahr" sein sind zwei völlig
verschiedene Dinge. Hier aber wird durch die Vermischung von subjektivem
Erleben und (angeblichen) Tatsachen der Eindruck einer katastrophalen
Gesamtsituation erweckt.
4) Man untersucht eine grosse Bandbreite von leichten über mittlere bis
schwere Vorkommnisse unter dem Label "sexuelle Belästigung", gibt dann aber
*eine gemeinsame* Zahl heraus. Das Resultat: Der flüchtige Leser bezieht sie
natürlich unwillkürlich auf die plakativ-schwerwiegendsten sexuellen
Belästigungen wie das erwähnte Grapschen an die Geschlechtsteile und erzeugt
so einen künstlich überhöhten Eindruck von hoher Maximalbelästigung.
5) Sie schreiben im Text als Beschreibung der Studien-Definition von
Vergewaltigung : "Und fast jede vierte Frau, so die Studie, hat schon einmal
mit einem Mann geschlafen, weil es ihr unmöglich schien, sich gegen
Annäherungsversuche zur Wehr zu setzen."
Was Frau subjektiv erlebt, ist also automatisch objektive Wahrheit... ist
das in ihren Augen etwa tatsächlich ein hinreichender Beleg für die von
Ihnen vorgenommene Überschrift "Jede Vierte wurde sogar schon
vergewaltigt..."?
Sie behaupten in der Überschrift *Fakten* (...wurde vergewaltigt...),
während sie mitten im Text plötzlich nur noch
vom subjektiven Gefühl der Frau sprechen. Das dies nicht den gesetzlichen
Anforderungen an die Definiton einer Vergewaltigung entspricht, müsste ihnen
doch wohl klar sein.
6) Die Studie wurde von zwei Frauen verfasst. Ich erlaube mir den Hinweis,
daß, liesse man zwei Männer eine die Männer entlastende Studie machen, mit
Sicherheit der nicht ganz unberechtigte Vorwurf von möglicher Parteilichkeit
im Raume stünde. Ganz offenbar gibt es im hier vorliegenden umgekehrten Fall
aber keinerlei Anlass zur Sorge...warum nur? Inwieweit diese offensichtliche
Preferenz des
Weiblichen mit einer feministischerseits behaupteten "Vorherrschaft des
Patriarchats" in Einklang zu bringen ist, überlasse ich ihrem Urteil.
7) Die Studie untersucht nur Frauen. Wie sehen die Zahlen für
Belästigung und Vergewaltigung von Männern und Frauen *durch Frauen* aus?
Entspricht das durch die Studie vermittelte Bild also dem Gesamtbild *aller*
zwischen den Geschlechtern vorkommenden unerwünschten Vorgänge? Oder wird
durch das Auslassen einer Hälfte der Bevölkerung erneut nur eine einseitige
moralische Verurteilung eines, des männlichen Geschlechtes, vorgenommen?
Es entsteht unwillkürlich der Eindruck, dass in der Studie versucht wurde,
das Klischee des weitverbreiteten politisch korrekten Zerrbilds: "Männer
sind Schweine, Frauen sind Opfer" zu zementieren. Ich würde mir wünschen,
daß ihre Berichterstattung solche Studien kritischer hinterfragen würden.
Ich darf zwecks Aufklärung eines gesellschaftlichen Misstandes, der sich nur
sehr allmählich ins Bewusstsein zu heben vermag, auf ein Buch hinweisen, das
eine seriöse Faktensammlung des gegenwärtigen Zustandes darstellt: Arne
Hoffmann, "Sind Frauen bessere Menschen?" Schwarzkopf und Schwarzkopf. (Hier
ein Auszug aus dem Buch über häussliche Gewalt:
http://www.novo-magazin.de/45/novo4522.htm )
Dort werden solche "populäre Irrtümer" in der Geschlechtereinschätzung
gründlich durch sich z.T. gegenseitig stützende Studien widerlegt.
Denn gerade die feministische Übertreibung verhindert heutzutage immer mehr,
daß *wirklich hilfebedürftige* Frauen und Männer die Aufmerksamkeit
erhalten, die sie verdienen.
Ich würde mich freuen, falls mein Schreiben den einen oder anderen
Denkanstoss vermittelt hätte, und wünsche weiterhin alles Gute.
Ende der mail. Hat jemand im Papier-Spiegel ebenfalls diesen Artikel gefunden?
bye
Thomas
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,176233,00.html
gesamter Thread:
- Spiegel online... -
point / Thomas ,
22.01.2002, 23:51
- grossartig! (n/t) - plupp, 22.01.2002, 23:59
- Re: Spiegel online... -
frankie,
23.01.2002, 01:31
- Re: Spiegel online... -
plupp,
23.01.2002, 02:14
- Re: Spiegel online... -
frankie,
23.01.2002, 02:20
- Re: Spiegel online... - point / Thomas , 23.01.2002, 04:21
- Re: Spiegel online... -
frankie,
23.01.2002, 02:20
- Re: Spiegel online... - point / Thomas , 23.01.2002, 04:03
- Re: Spiegel online... -
plupp,
23.01.2002, 02:14
- Re: Spiegel online... -
Kassandra,
25.01.2002, 19:10
- Re: Spiegel online... - Ferdi, 25.01.2002, 20:08
- Re: Spiegel online... - plupp, 26.01.2002, 11:54