Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: [OT] Konservativ war: Hilfe ! Was tun ? Stoiber oder Schröder wählen ?

point / Thomas , Sunday, 20.01.2002, 16:52 (vor 8723 Tagen) @ Sven

Als Antwort auf: Re: Hilfe ! Was tun ? Stoiber oder Schröder wählen ? von Sven am 18. Januar 2002 18:07:36:

Ich kann mich dir (fast) anschließen. Ich werde es aber nicht übers Herz bringen Stoiber zu wählen (sonst müsste ich ja in 10 Jahren NPD wählen - mit dem Alter wird man i.d.R. ja immer konservativer).

Och, konservativ im Sinne von irrationaler Starrheit nicht notwendigerweise. Es zwingt uns ja niemand ausser uns selbst, ein "In-der-Regel-Mensch" zu sein, oder? ;-)

Was allerdings mit dem Älterwerden nach meiner Eigenerfahrung kommt, sind kritische Überlegungen über die schwachen Fähigkeiten und charakterlichen Begrenztheiten des Menschen (sich selbst natürlich eingeschlossen), die wohl zu einer weniger idealistischen Sichtweise und reduzierten Erwartungen an eine gesellschaftliche Umsetzbarkeit von Idealen führen.

Ich habe z.B. auch mal an das Modell "Summerhill" geglaubt; daran, daß Menschen von selbst gut werden, wenn man sie nur unter guten Bedingungen aufwachsen lässt. Diese Menschenbild habe ich heute nicht mehr. Ich sehe, daß es in der Tat das Böse ganz real in Menschen gibt, manchmal trotz sehr guter Kindheits/Lebensbedingungen, und daß es selten nur eine einzige, klare Ursachenerklärung dafür (und für vieles andere) gibt - manchmal sogar überhaupt keine.

Ich finde Konservatismus solange gut, wie er sich auf *Werte* bezieht - und schlecht, sobald aus egoistischen Gründen nur der gesellschaftliche status quo festgeschrieben werden soll.

Aus Sicht der Jungen ist Konservatismus naturgemäß meist unangebracht - und das ist ja auch in Ordnung so, muss so sein.

Übrigens: Warum muss man, wenn man *jetzt* eine Notwendigkeit sieht, "rechts" zu wählen, später rechtsextrem wählen? Meinst Du, daß auf der rechten Seite eine Art Sucht, mit Dosissteigerung, entsteht? ;-)

Ich glaube, daß in unserem Volk eher das Gegenteil der Fall ist. Aufgrund unserer Geschichte halte ich so ziemlich alles für möglich - aber keine Wiederholung einer *rechten* Diktatur klassischen Musters. Was hingegen im Moment eher zu beobachten ist, ist eine bemerkenswert grosse Toleranz gegenüber den Abläufen im linken Spektrum, siehe Berlin, und vielleicht bald auch im Bundestag.

Aber: Die eigentlich wirklich relevanten, heutigen Gefahren/Problemstellungen sind m.E. sowieso nicht mehr mit Begriffen wie "links" und "rechts" zu beschreiben. Insofern halte ich persönlich eine dauerhafte Zuordnung seiner eigenen Person in "das linke oder rechte Lager" eher für einen Anachronismus.

Ich denke, wir sind als Volk/Gesellschaft wirklich reif genug, um je nach Notwendigkeit zu wählen. Man trifft ja keine konservative Ewigkeitsentscheidung damit.

bye
Thomas


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