Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ideologiekritik muß Ideologien vergleichen, nicht gleichsetzen !

Kalle, Friday, 18.01.2002, 10:59 (vor 8725 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: Konstruktiv vs. destruktiv von Jörg am 17. Januar 2002 18:15:13:

"ich möchte hiermit nochmal deutlich machen, daß ich die gelegentlich
immer wieder mal hier auftauchenden Analogien zwischen dem Feminismus und
dem 3. Reich in vielen Fällen relativ unpasssend und eigentlich auch
recht destruktiv finde."

Natürlich gibt es Analogien zwischen der feministischen und der nationalsozialistischen Ideologie. Die beiden Ideologien sind nicht identisch, es gibt SEHR VIELE Unterschiede, aber eben auch sehr viele Analogien.

Die wichtigste Analogie, und das ist für mich der KERN TOTALITÄREN DENKENS, besteht darin, daß nicht der einzelne Mensch im Mittelpunkt des Denkens steht. Der Einzelne wird hier wie da reduziert auf kollektive Merkmale, die er besitzt. In beiden Denkweisen geht das "Allgemeine" vor dem "Besonderen", das "Kollektive" vor dem "Individuellen":

In der nationalsozialisitischen Ideologie:
Der einzelne wird in erster Linie als einer bestimmten Rasse zugehörig gesehen: "Du bist nichts, dein Volk ist alles".

In der feministischen Ideologie:
Der einzelne wird in erster Linie als einem bestimmten Geschlecht zugehörig gesehen: "Du bist zunächst einmal Frau oder Mann".

Mann könnte ergänzen:
In der kommunistischen Ideologie:
Der einzelne wird in erster Linie als einer bestimmten sozialen Klasse zugehörig gesehen: "Hast du eine bürgerlichen oder einen proletarischen Stammbaum ?"

Die Praxis, die aus dieser kollektivistischen Unterordnung des Individuums jeweils resultiert, ist frappierend ähnlich:

Beispiel :
Im 3. Reich hieß es auf dem Schild an der Parkbank: "Nur für Arier".
Im feministischen Deutschland heißt es auf dem Schild hinter einem Parkplatz: "Reserviert für Frauen".

Diese evidente Analogie ist eine schmerzliche Wahrheit. Ich bin selbst darüber erschreckt und depremiert, seitdem mir das klargewordenist. Aber sollen wir die Sache deshalb, weil wir Ekel empfinden, schönreden ? Sollen wir schweigen oder uns selbst Denk-und Sprech-Verbote auferlegen, eine Schere in den eigenen Kopf setzen ?

Natürlich gibt es zwischen Nationalsozialismus und Feminismus sehr große Unterschiede, diese Unterschiede dominieren zur Zeit zum Glück noch. Diese Unterschiede muß man benennen, ansonsten handelte es sich um eine unzulässige Verharmlosung des Nationalsozialismus. Aber eine solche Verharmlosung passiert mir nicht, keine Sorge, denn ich kenne den Faschismus sehr gut, ich habe ihn jahrelang studiert und in meiner Familie gab es eine ganze Reihe Täter UND Opfer. Ich kenne diese Pappenheimer zur genüge. Aber gerade deshalb, weil ich die Geschichte und weil ich die Verbohrtheit eines ideologischen Denkens aus eigener Anschauung sehr gut kenne, bin ich sehr hellhörig und wachsam, was neue Entwicklungen angeht.
Es ist sehr nützlich, auf Grund der traurigen Erfahrungen in der deutschen Geschichte, aktuelle totalitäre Tendenzen, und der Feminismus ist eine totalitäre Tendenz, dabei bleibe ich, immer vor dem Hintergrund eben dieser Geschichte zu sehen und zu analaysieren. Dies wird zu Recht auch in anderen Themenbereichen so gehandhabt, sei es Gentechnologie-, Euthanasie-Debatten und anderes. Das halte ich für eine nicht nur legitime, sondern für eine sogar notwendige Methode der Ideologiekritik.


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