Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: meine letzten Bemerkungen dazu

VWL-Experte, Thursday, 28.07.2005, 20:00 (vor 7438 Tagen) @ Querdenker

Als Antwort auf: meine letzten Bemerkungen dazu von Querdenker am 27. Juli 2005 20:31:

Die These von der "Basarwirtschaft" ist längst widerlegt.

Von wem? Quellen bitte.

Ständig die Kaufkraft der Wertschöpfenden zu verkleinern und sich dann beschweren, daß sie "billig" einkaufen - das funktioniert nicht.

Ist halt ein Kreislauf: Löhne runter-Preise runter-Löhne weiter runter-Preise noch weiter etc. Nennt man Deflation.
Ich werf ja niemanden vor, billig einzukaufen. Mach ich ja auch. Aber die Konsequenzen kann ich dann halt auch nicht leugnen.
Ist übrigens doch ein Hauptpunkt bei den Gesellen. Die glauben offensichtlich ja auch, man müsse die Leute nur zum Kauf zwingen und schon gehts mit der Wirtschaft aufwärts.

Gleichzeitig fordern sie aber die großen Lohnerhöhungen.

Sie können fordern, solange sie wollen. Die Realität sieht anders aus.
Die (bereinigte) Lohnquote als Verhältnis von Löhnen/Gehältern zum Bruttonationaleinkommen
ist seit 1980 - und besonders drastisch seit 1990 - in nahezu jedem Jahr gefallen.
Inzwischen bewegt sie sich auf einem Level unterhalb des Werts der fünfziger Jahre.
Gewerkschaftsschelte ist en vogue, ignoriert aber die realen Zahlen.

Ist grundsätzlich richtig. Man darf aber nicht den Fehler machen einfach irgendwelche Statistiken zu Rate zu ziehen, die alles "über einen Kamm scheren". Es stimmt, dass die Lohnstückkosten insgesamt betrachtet nicht überdurchschnittlich hoch sind. Wenn man aber nach Qualifikation der Arbeitnehmer aufschlüsselt sieht die Sache anders aus. Gerade im unteren Sektor (Geringqualifizierte) zeigt sich ein überdurchschnittlicher Wert. Und in diesem Bereich haben wir auch die meisten Arbeitslosen.
Bei Hochschulabsolventen liegt Deutschland mit einer Arbeitslosenquote von 3 % im europäischen Mittel, genauso bei den höher Qualifizierten (Abitur, Berufsausbildung etc.) ABL-Quote 7 % (europäisches Mittel), nur bei den Geringqualifizierten liegt Deutschland mit ca 20 % weit über dem internationalen Schnitt. Also dort, wo die Löhne überdurchschnittlich hoch sind.
Ist wie bei PISA. Insgesamt sind die deutschen Schüler blöd. Aber einige Hochbegabte gibts halt doch.

Drittens finde ich es schon lustig, wie hier gejammert wird:
Der Kapitalismus ist gescheitert.

Du hast es noch nicht verstanden: Der "Kapitalismus" feiert im Moment enorme Triumphe. Noch nie gab es
solch enormen Gewinnmargen, Rationalisierungen, Verschlankungen, länderübergreifende Mergers, das Ausspielen
der Standorte gegeneinander von international agierenden Konzernen ohne irgendwelche Hemmnisse etc.
Nochmal:
Man kann bei
- rekordhohem Bruttosozialprodukt
- rekordhohem Exportüberschuß
- rekordhoher Anzahl von Millionären und Milliarden
- absolut konkurrenzfähigen Lohnstückkosten
- ständig sinkender Lohnquote
- ständig steigender Produktivität
- Rekordgewinnen der DAX-Unternehmen in 2004 (und auch europaweit)
nicht von einem "Scheitern" des Kapitalismus speziell in Deutschland reden, sondern von einer gigantischen Erfolgsgeschichte.

Hab ich behauptet der Kapitalismus ist gescheitert? Wann denn, wo denn, wie denn?

Nur: wer hat etwas davon ?
Kleines Beispiel gefällig ? In der Firma, für die ich arbeite, werden
tarifliche (!) Nettolöhne für ledige Vollzeitarbeiter etwa bis hinunter auf 1050 Euro gezahlt.
Gleichzeitig erwirtschaftet das Unternehmen pro Kopf einen Gewinn von gut 20.000 Euro. Das geht
alles in die Dividende und die Taschen des Private Equity Fonds, der da die Hand drauf hat..........
Sollte man mal drüber nachdenken, anstatt ständig zu schwadronieren, daß wir alle jetzt gefälligst den Gürtel enger zu schnallen hätten.

Mein Tip. Mach ein eigenes Unternehmen auf, dann kannst du den Gewinn einstreichen.
Aber Spaß beiseite. Natürlich gibts ungerechte Verteilungen im System. Das bestreite ich gar nicht. Aber ich weiß nicht, ob Kommunismus da gerechter ist. Da profitiert halt dann das Politbüro. Musst halt schauen, dass du da dazu gehörst.

Viele Länder der Erde erfreuen sich derzeit am Kapitalismus, wie nie zuvor, weil sie einen riesen Wohlstandsgewinn einfahren. Siehe Osteuropa und Asien.

Kennst Du die Berichte aus Polen, Rumänien etc. ? Die sind interessant. Aus Russland ? Wer hat da einen Wohlstandsgewinn ? Die Masse der Bevölkerung ? Die Lebenserwartung russischer Männer ist drastisch gesunken seit 15 Jahren. Der Lebensstandard und die soziale Sicherheit weiter Bevölkerungsteile auch.

Liegt zum großen Teil daran, dass der Russe gerne SÄUFT, vor allem Selbstgebranntes. Liegt auch daran, dass die "alte Garde" aus Sozialismus-Zeiten sich nach dessen Ende natürlich die besten Pfründe gesichert hat, oder woher glaubst du hat Abramowitsch sein Geld. Oder Putin. Da haben sich die Parteigenossen halt schön bedient. Da blieb für den NORMALO natürlich wenig.

Kennst Du die Berichte aus der "Globalisierungsfalle", wonach hochrangige Unternehmensführer davon ausgehen, daß in Zukunft nur noch 20 % der arbeitsfähigen Bevölkerung gebraucht werden und der
Rest mit "Tittytainement" ruhig zu stellen sei ?
Wie sieht Deine Meinung dazu aus ?

Ist aus zwei Gründen unrealistisch:
1.) Die Unternehmer wissen, dass sie nichts verkaufen, wenn keiner Geld hat.
2.) Gibts dann sowieso Revolution. Aber vielleicht ist das Tittytainment gar nicht so schlecht. Mal schauen.

Sorry, lieber "Experte", aber die üblich-sinnlosen Sinn'schen Thesen helfen hier in keinster Weise weiter.
Die Diskussion, wie man sieht, ist müßig. Zugestanden sei Dir, daß Du Dich in guter, breiter Gesellschaft befindest.
Alle - neben Dir - sogenannten oder selbsternannten Experten, alle Politiker etc. blasen in Talkshows,
via Medien, Fernsehen, Rundfunk ins gleiche Horn - und repräsentieren
in Reinform die "Kultur der Irrationalität".

Ich persönliche finde es eher Irrational sich eine Welt zusammenzuphantasieren und die Realität zu leugnen. Ich kann nix dafür, dass der Chinese für 100 Euro im Monat arbeitet. Und wenn die Afrikaner erst anfangen, dann gute Nacht.
Aber was mich interessieren würde, WIE SIEHT DEINE LÖSUNG AUS.

Leider, leider gesteht man den Vertretern von VWL und BWL - Fächer, die mit irgendeiner Art von "Wissenschaftlichkeit" nicht das Geringste zu tun haben - zu, als Spielwiese für ihre plumpen Denkversuche ganze Nationen zu mißbrauchen.
Das wird sich früher oder später bitter rächen.

UI, da ist ja die Revolution wieder. Wer wird es diesmal sein, Hitler oder Stalin? wird sicher spannend.

ABER JETZT WIRKLICH ERSTHAFT. Wenn du bessere Lösungen hast, lass doch mal hören. Würde mich echt interessieren.
Wenn wir mal echt davon ausgehen, dass nur noch 20 % arbeiten, wie finanziertst du dann die anderen.
Wenn sich die Menschheit individuell entfalten soll, bitte schön. Ich wüsst ja auch besseres mit meiner Zeit anzufangen.
Aber wie finanziertst du dass. Ganz ohne Geld fällt mir jetzt nicht ein, wies laufen könnte. Hast du da nen Vorschlag. Oder läufts wieder auf Gesell heraus (weiß jetzt nicht, wie du dazu stehst). Aber der geht ja auch davon aus, dass die Menschen kaufen und die Wirtschaft antreiben. Bei nur noch 20 % Arbeitern geht sein System ja auch komplett den Bach runter. Und Kommunismus funtioniert auch nicht, wenn nur noch Maschinen arbeiten. Verkaufen musst du da ja auch. Und individuelle Entfaltung ist ebenfalls Fehlanzeige.
Die individuelle Entfaltung ist ne tolle Idee. Das würde aber voraussetzen, dass alle altruistisch alles teilen. Dass der Bäcker sein Brot backt und es mir schenkt, weil er einfach Spass daran hat. Sobald er nämlich was dafür will, läufts nur wieder auf Tauschwirtschaft hinaus.
Ich glaube nicht, dass die Menschheit dazu fähig ist. War sie noch nie und wird sie wohl auch nie. Ein paar werden immer dabei sein, die sich selbst bereichern wollen. Wenn du dass Irrational findest, gut. Aber die Hoffnung auf ein Paradies auf Erden hab ich einfach nicht.
Also muss ich mich mit den bestehenden Verhältnissen auseinandersetzen und vorhandene Probleme lösen.
Wie.. Darüber kann man ja streiten.
Also, mach nicht immer bloß Thesen von anderen nieder, sondern mach doch mal selbst einen Lösungsvorschlag. Alles Scheiße finden reicht ja wohl nicht.


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