Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Miltiär

Norbert, Friday, 22.07.2005, 14:54 (vor 7444 Tagen) @ Jolanda

Als Antwort auf: Re: Miltiär von Jolanda am 22. Juli 2005 09:17:51:

Hi Jolanda

Lieber Norbert
Ich will bestimmt das Gebären nicht aufwerten, indem ich es mit dem Militärdienst vergleiche.

Geht auch nicht.
Denn es sind zwei Dinge, die so ziemlich nichts miteinander gemeinsam haben.
Deswegen sollte frau sie auch nicht gegeneinander aufzurechnen versuchen.
Was aber häufig geschieht.
<hr>

Die Geschichten, die vom Militärdienst erzählt werden und zwar ganze Abende lang, wenn Männer da mal anfangen sich auszutauschen, die mögen ja ihre Berechtigung haben und alles was ihr hier an Geschichten aufzählt, das ist mit Sicherheit geschehen.
Ich habe das aber nicht ganz so gemeint. Es ging hier eher um Geschichten wer am längsten marschieren musste, wer am härtesten ausgebildet wurde, wer die verrücktesten Streiche gespielt hat, etc.

Ok, das Seemannsgarn gibt es, es wird auch immer mal noch etwas dazu 'ausgeschmückt'.
Gibt es bei beiden Geschlechtern, und jeder Altersstufe.
Die Themen sind halt verschieden.

Auch erzählen Männer nicht immer gern von dieser Zeit.
Mein Vater war Soldat im 2.WK.
Er erzählte davon nur ganz ganz wenig.
Ich erfuhr dann aber, daß er diverse Verletzungen erlitten hatte, und sich immer Geschoßsplitter in seinem Körper befunden haben.
Dieses waren aber nur Ergänzungen zu Geschichten, die meine Mutter damals erzählte.

Daß die Militärzeit aber eben nicht so ungefährlich ist, auch in Friedenszeiten, wird aber meines Erachtens ziemlich unter der Decke gehalten.
Auch eines jener eigenartigen Tabus unserer Zeit.
Die Opfer sind dann eben nur 'Männer'.

Beim Militärdienst gibt es auch noch viele kleine Widerwärtigkeiten, die ich hier bewußt nicht aufzählen wollte.

Die es nicht erlebt haben, sehen es als vielleicht etwas zu sehr als Abenteuerspiel, was es aber nicht ist.
Das Bild des Autowracks von dem Funktrupp habe ich aktuell wieder vor Augen, als ob es vor mir steht, obwohl es nun mehr als 25 Jahre her ist.
Und das Entsetzen darüber.

Vor kurzem war in den Medien der Skandal über Verfehlungen bei der Ausbildung in der Bundeswehr berichtet worden.
Zu beachten ist, wie lange dieses unberichtet geschehen konnte.
'Gehört halt dazu', war die gängige Erklärung dafür.
Obwohl es klare Menschenrechtsverletzungen waren.
Und so etwas darf einfach nicht 'dazu gehören'.

Die psychische Deformation, der man(n) dabei zwangsweise ausgeliefert ist, wurde schon Scipio erwähnt.
Dem kann ich nur zustimmen.
<hr>

Verzeiht mir, wenn ich beim Vergleich von Geschichten erzählen nicht zuerst überlege, ob ich hier wohl jedem gerecht werde.

Verziehen.
Aber dieses hier solltest du als widerlegt ansehen:

Niemand bei uns muss sein Leben lassen, wenn er die Rekrutenschule besucht.
Ich rede vom Militärdienst, den junge Schweizer Männer absolvieren.
Hier wird niemand vernichtet.
Ich kenne auch keinen einzigen Mann bei uns hier, der wegen dem Militärdienst fantasierend im Bett gelegen wäre.

Es gibt da zu viel Opfer, die totgeschwiegen werden.
In jedem Sinne des Wortes.
Oder ihre dabei 'gewonnenen' Neurosen verschweigen.
Holger hatte früher davon berichtet wie männliche Verwandte wegen ihrer Kriegserlebnisse nachts schreiend erwachten.

Adäquat zum Thema häusliche Gewalt:
Männliche Memmen, wenn sie so etwas zugeben.

Um es nicht mißzuverstehen:
Es gibt viel Bereiche des Lebens, z.B. der Straßenverkehr, bei dem Menschen zu Schaden kommen, getötet werden, oder schwer verletzt, sowie traumatisiert werden.
Oder der Haushalt, die Arbeit.

Nur, die Handhabung gefährlicher Gegenstände, samt den geltenden Rahmenbedingungen beim Militär, erzeugen dort ein erhebliches höheres Risiko.
<hr>

Nur noch etwas. Auch heute kommt es noch vor, dass bei einer Geburt das Kind oder die Mutter stirbt. Ich finde auch, dass man eine Geburt nicht verherrlichen sollte, Frauen gebären seit menschengedenken Kinder, ich sehe das schon auch eher nüchtern. Aber es ist nicht so, dass eine Geburt kein Risiko in sich birgt, also nur Freude, Friede, Eierkuchen ist das auch nicht.

Ich bin so ziemlich der Letzte, der so etwas behaupten würde.
Und erinnere mich nun auch nicht hier in letzter Zeit etwas derartiges gelesen zu haben.
Es ist sogar richtig, daß heutige Frauen es da 'durchschnittlich' schwerer haben als früher.
Dieses hat anatomische Gründe.
Die Beckenstruktur heutiger Frauen ist enger geworden, gleichzeitig sind die Kinder bei der Geburt größer geworden.
Im Durchschnitt gesehen. Individuell kann es große Abweichungen geben.
<hr>

Aber ich beharre nicht darauf, diesen Vergleich mit den Geschichten aufrecht zu erhalten, wenn ihr das eben ganz anders seht und der Meinung seid, dass man das nicht vergleichen kann, dann lassen wir das so stehen.
Herzlicher Gruss
Jolanda

Da ich dieser Ansicht bin, einverstanden.

Lieber Gruß
Norbert


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