Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Miltiär

Norbert, Thursday, 21.07.2005, 12:42 (vor 7445 Tagen) @ Jolanda

Als Antwort auf: Re: Geburtsschmerz der Frau von Jolanda am 21. Juli 2005 03:44:47:

Ich lebe in der Schweiz. Niemand bei uns muss sein Leben lassen, wenn er die Rekrutenschule besucht.
Ich rede vom Militärdienst, den junge Schweizer Männer absolvieren. Hier wird niemand vernichtet. Ich kenne auch keinen einzigen Mann bei uns hier, der wegen dem Militärdienst fantasierend im Bett gelegen wäre.
Gruss
Jolanda

Hi Jolanda.
Ich muß dir da widersprechen.

Militärische Einrichtungen, wenn auch zur Verteidigung gegen Angreifer gedacht, sind auf Zerstörung und Töten ausgerichtet.
Ein Fakt, mag man zum Militär stehen, wie man will.

Und während ich meinen Grundwehrdienst bei der Bundeswehr ableistete, sind mir etliche, auch tödliche Begebenheiten bekannt geworden.
Obwohl ich in einer Einheit (Funk) war, die nicht zu den Kampftruppen gehört.

Unbeabsichtig ausgelöste Schüsse beim Wachdienst, Verkehrsunfälle, Waffen, die bei Schießübungen explodierten, etc. waren leider nicht die so große Seltenheit.
Bei einem Wachdienst ist mir mal selbst aufgefallen, daß sich meine durchgeladene Waffe beim Tragen entsichert hatte, auf Feuerstoß.
Es hätte sich also jederzeit ein unkontrollierter Feuerstoß lösen können.
Ich mag mir die Auswirkungen gar nicht vorstellen.
Das Magazin war nicht gerade leer.
Bei manchen Waffen war bekannt, daß auch die Sicherungsmechaniken versagten.
Mit entsprechenden Folgen.
Erst nach vielen Nachrüstungen wurden diese Waffen diesbezüglich verläßlich.

Beim Wachgebäude der Kaserne ist eine Überdachung aus Beton.
Die vielen Löcher darin zeigten auf, wie häufig sich dort Schüsse gelöst hatten.
Unbeabsichtigt, denn niemand würde freiwillig dorthin schießen, außer er wäre ein Vollidiot.
Denn wohin die Geschosse nach dem Auftreffen hinfliegen, ist unabsehbar.

Einem unserer Wachsoldaten ist mal eine Kugel am Kopf vorbeigeflogen.
Er war noch etliche Stunden später leichenblaß.

Ein Arbeitskollege von mir berichtete mir, daß es in seiner Einheit (Panzerartillerie) einen fürchterlichen Unfall gegeben hatte.
Ein Geschütz versagte bei einer Schießübung, beim Entfernen des Blindgängers explodierte dieser dann aber in der Panzerhaubitze.
Ergebnis: Zwei Tote, etliche Verletzte.
Die von den Kameraden geborgen werden mußten.

Bei einer anderen Schießübung zündete eine Treibladung nicht richtig.
Das Geschoß traf deswegen ein Wohnhaus, statt darüber hinweg zu fliegen.
Zum Glück, keine Personenschäden.
(p.s. solche Geschütze haben Reichweiten von 25 km und mehr. Deshalb erfolgen manche Schießübungen so, daß über bewohnte Gebiete hinweg geschossen werden 'muß'.)

Und der Drill, wie man mit Waffen auf andere Menschen schießt, gehört auch nicht zu den Seiten, die man mögen muß.

Nein, es ist kein lustiges Abenteuerspiel.
Auch bei der Ausbildung kommen Menschen zu Schaden.
Waffen und Explosivstoffe sind nun mal keine Spielzeuge.
Sondern auch für die Benutzer gefährlich, selbst bei sorgfältiger Handhabung.
Und solche Unfälle können sehr wohl traumatisieren.

Und diese Begebenheiten gelten überall, also auch in der Schweiz.
Nur, die Berichte darüber sind selten.
Da so etwas auch als leider notwendige Opfer der Sicherheit angesehen werden.
Außerdem wird es als fatal angesehen, wenn die Waffen als unsicher bekannt würden.

Gruß
Norbert


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