Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Noch mehr Realitätsverhunzung

Nils, Tuesday, 19.07.2005, 07:26 (vor 7448 Tagen) @ Ekki

Als Antwort auf: Neuer "Höhepunkt" im Ersten von Ekki am 18. Juli 2005 11:46:

Ein Dorffest in Brandenburg. Es wird getrunken und getanzt. Claudia amüsiert sich - zu viel, wie ihr Freund findet. Das Paar streitet sich, Claudia geht allein nach Hause. Zum Glück hält ein Wagen. Zwei Männer nehmen das junge Mädchen mit. Die Fahrt endet in einem Wald. Claudia wird von dem Bauunternehmer Frank Göber vergewaltigt. Bevor auch sein Kumpel Alex Kohler sich an Claudia vergehen kann, gelingt ihr die Flucht.

Hauptkommissarin Johanna Herz kann die beiden Täter noch in derselben Nacht verhaften. Doch zu ihrer Überraschung lässt der Haftrichter die beiden Männer schon am nächsten Tag wieder frei. Es wird kein Verfahren geben, aus Mangel an Beweisen. Der Fall nimmt eine jähe Wendung, als Kohler tot aufgefunden wird, kastriert und verblutet.

Ich habe mir den Film zum Teil angesehen. Erwähnenswert ist die Szene, in der der Staatsanwalt entscheidet, kein Verfahren gegen die beiden Männer anzustrengen. Die zwei konnten gemeinsam zum Verfahrenszimmer gehen, so daß sie Gelegenheit hatten, sich untereinander abzusprechen. In dem Raum sitzen dann die beiden am Tisch dem Mädchen und der Kommissarin gegenüber, am anderen Ende der kühle und unsensible Staatsanwalt. Der Vergewaltiger behauptet, alles hätte einvernehmlich stattgefunden, das Mädchen wäre wohl um seinen Ruf besorgt und würde deshalb "die Flucht nach vorn" antreten"; sein Kumpel bestätigt diese Version. Da beim Mädchen keine Gewaltspuren festgestellt werden konnten und sie beim Dorffest einmal mit dem Vergewaltiger getanzt hat, beschließt der Staatsanwalt, wegen Mangel an Beweisen keine Untersuchung einzuleiten. Das ganze dauert keine drei Minuten.

Nun habe ich zwar keine Ahnung, wie in der Realität so eine Voruntersuchung abläuft, melde aber starke Zweifel an, daß sie sich tatsächlich derart abspielen könnte. Weder würden sich die Verdächtigen absprechen können, noch würde man beide zusammen verhören und ihre Aussagen einfach so stehenlassen, ohne sie auf Widersprüche abzuklopfen. In der Realität wäre deren Geschichte wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Noch dazu wurden wieder auf übelste Weise Geschlechterklisches transportiert, mit dem Staatsanwalt als dem unsympathischen Mann, der das Mädchen wohl schon von Anfang an für eine Lügnerin hält und absolut uneinfühlsam mit ihr umspringt, und der Kommissarin, die voll auf der Seite des Mädchens und mit Herzblut dabei ist, der aber bei ihren Einwänden von ihm schroff über den Mund gefahren wird.

Der Film stellt eine Realität dar, in der es für einen Vergewaltiger genügt, einfach "Sie wollte es ja auch" zu sagen, um problemlos jeder Art von Strafverfolgung zu entgehen und holt alle weiteren Klisches hervor, die zum Thema "Armes Vergewaltigungsopfer erfährt keine Gerechtigkeit" in den Köpfen der Masse herumspuken, aber mit der Realität nichts zu tun haben. Nur werden sie durch solche Filme weiter am Leben erhalten, als wären die Hürden für eine Verurteilung so hoch, daß Unschuldige praktisch nie verurteilt werden könnten und dafür die meisten Vergewaltiger feixend den Gerichtssaal verlassen können, wenn sie ihn überhaupt betreten mussten.


gesamter Thread:

 

powered by my little forum