Re: Pille für den Mann: A Better Pill To Swallow?

Garfield, Friday, 08.07.2005, 21:21 (vor 7458 Tagen) @ XRay

Als Antwort auf: Re: Pille für den Mann: A Better Pill To Swallow? von XRay am 06. Juli 2005 21:09:

Hallo XRay!

Interessant finde ich ja wieder folgendes:

"«Eine schmerzfreie Verabreichung der Spritze ist nicht möglich», hält Forster fest. «Aber nachdem die Frauen jahrelang die Pille geschluckt haben, ist jetzt auch mal der Mann dran», fügt sie hinzu und entschärft die kämpferische Aussage mit einem Lachen."

Ich glaube kaum, daß sich hormonelle Verhütung bei Frauen durchgesetzt hätte, wenn sie nicht in Pillenform, sondern nur als Spritze verabreicht werden würde. Es ist eben ein Unterschied, ob man regelmäßig einfach eine Pille schluckt oder ob man regelmäßig zum Arzt laufen, dort die Hosen herunterlassen, sich eine unangenehme Spritze in den Hintern geben lassen muß und danach womöglich auch noch Schmerzen beim Sitzen hat.

Viele Frauen verweisen ja bei dem Thema auch immer gern darauf, daß Männer ja Kondome nehmen und damit verhüten könnten. Dabei übersehen sie gern, daß es auch Kondome für Frauen gibt, die nur deshalb in so geringer Stückzahl produziert werden, weil kaum eine Frau sie benutzen will. Das Gefummel damit ist den Damen nämlich zu lästig und zu abtörnend. Aber wehe ein Mann sagt, daß ihn das Gefummel mit dem Kondom aus der Stimmung bringt... Dann kommen von weibliche Seite sofort Sätze wie "ja, das wälzt ihr auf uns Frauen ab..."

Tatsächlich nehmen viele Frauen die Pille keineswegs nur zur Verhütung, sondern beispielsweise auch, um die Regelblutung zu regulieren und zu vermindern. Manchmal werden Verhütungspillen sogar gegen Krankheiten verschrieben.

Interessant finde ich auch, daß die Pille für den Mann von weiblicher Seite häufig keineswegs begrüßt wird. Wenn Verhütung wirklich so eine Last für die Frauen wäre, dann müßten sie doch begeistert über die Aussicht sein, daß vielleicht bald auch Männer ohne lästiges Gefummel mit Kondomen verhüten können. Aber dem ist nicht so. Da kommen dann Sätze wie "ich würde mich nie darauf verlassen, daß ein Mann die Pille auch wirklich regelmäßig nimmt".

Das hat mehrere Gründe. Bei vielen Paaren läuft es so, daß sich beide die Kosten für die Pille teilen. Wenn der Mann aber selbst auch eine Pille nimmt, würde jeder seine Pille selbst bezahlen. Oder aber die Frauen müßten auf ihre Pille verzichten. Damit hätten sie zwar die möglichen Nebenwirkungen nicht mehr, aber auch nicht die Vorteile.

Ja, und dann ist es manchen Frauen auch wichtig, daß sie allein durch Nehmen oder Nichtnehmen der Pille über eine Schwangerschaft entscheiden können. Selbst wenn eine Frau das nicht unbedingt ausnutzen will - sie könnte es ausnutzen, um schwanger zu werden, falls ihr das mal sehr wichtig sein sollte. Wenn der Mann ebenfalls die Pille nimmt, dann ist diese Entscheidungshoheit der Frau futsch. Dann kann ein Mann nicht mehr so einfach gegen seinen Willen zum Vater gemacht werden, wann immer frau dazu Lust hat. Dann muß sie ihn dazu bringen, das Kind wirklich zu wollen und dazu eventuell auch Kompromisse eingehen, die sie jetzt noch nicht unbedingt eingehen muß.

Außerdem scheint es vielen Frauen auch wichtig zu sein, daß der Partner sich immer ein wenig in ihrer Schuld fühlt. Deshalb hören sie es auch so gern, wenn alles, was sie für den Partner tun, von den Medien hochgelobt wird, während alles, was der Partner für sie tut, heute als selbstverständlich gilt. Und Verhütung betrachten sie eben auch gern als etwas, das sie aufopferungsvoll für den Partner tun. Auch wenn eine Frau gar nicht die Absicht hat, ihren Partner damit unter Druck zu setzen - es ist ja ein gutes Gefühl, wenn man glaubt, etwas für den Partner zu tun und sich seine Dankbarkeit verdient zu haben. Wenn er aber selbst auch die Pille nimmt, dann muß er der Frau für die Verhütung nicht mehr dankbar sein. Und wenn sie selbst die Pille dann nicht mehr nimmt, dann fühlt sie sich in der Hinsicht sogar in seiner Schuld.

Dann kommt wohl noch etwas dazu: Die Verhütungspille gilt vielen Frauen heute ganz selbstverständlich als Frauensache. Sie gilt als etwas typisch Weibliches, und deshalb betrachten viele Frauen sie als etwas Unmännliches. Genau wie sie sich darüber lustig machen, wenn eine Mann beispielsweise Faltencreme benutzt, erscheint es ihnen auch lächerlich, daß ein Mann die Pille nimmt. Ein echter Kerl befaßt sich eben nicht mit Frauenkram, und die Pille ist Frauenkram. Basta. Und heute, wo viele Frauen beruflich auch nicht schlechter dastehen wie ihre Männer, achten sie eben noch mehr auf solche eigentlich unwichtigen Details, bei denen ihre Partner sich dann als "echte Kerle" erweisen müssen, wenn sie es sonst in den Augen ihrer Frauen schon nicht mehr sind.

Na ja, jedenfalls hoffe ich, daß es bald Verhütungsmittel für Männer gibt, die wirklich mit denen für Frauen vergleichbar sind. Ein Implantat wäre doch schon eine brauchbare Alternative, wenn zusätzlich keine Spritze mehr nötig wäre.

Aber dann werden die Geburtenzahlen nochmal deutlich in den Keller gehen.

Freundliche Grüße
von Garfield