Re: @Nikos
Als Antwort auf: @Nikos von Melanie Sophia am 26. April 2005 13:33:
Hallo Melanie Sophia
IN einer Antwort an mich schreibst Du davon dass das Klima zwischen den Geschlechtern vergiftet sei. Sinngemäss jedenfalls.
Die Beeintraechtigung (von Vergiftung wuerde ich ebenfalls noch nicht sprechen) des Klimas zwischen den Geschlechtern ist wohl derzeit eher auf einer abstrakten gesellschaftlichen Ebene. Auf der persoenlichen Ebene ist dabei bislang wenig zu spueren - zumindest solange die persoenlichen Beziehungen zwischen Maennern und Frauen (scheinbar) noch einigermassen intakt sind.
Das deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen. Einen Geschlechterkampf kann ich im realen Leben nicht ausmachen. Nicht bei den Frauen.
Solange man sensible Themen meidet, passiert gar nix. Wenn man(n) sich aber beispielsweise ueber bestimmte Themen auslaesst (z.B. Haeusliche Gewalt, Abtreibung, Gehaltsdifferenzen in Berufen, Ungleichverteilung der Geschlechter in der Politik und Wirtschaft) dann wird haeufig gerade von Frauen (aber durchaus auch von 'hilfsbereiten' Maennern) scharf geschossen; da hab ich schon einige aufschlussreiche Erfahrungen gemacht mit Frauen, die sonst eigentlich ganz nett waren und sich ploetzlich wie Furien gebaerdeten. Eine weitere Erfahrung ist, dass die wenigsten Frauen sonderlich viel wissen, ihre Vorurteile nichtsdestotrotz mit grosser Vehemenz vertreten. Ich wuerde sagen, der durchschnittlich gebildete Schreiber in einem Forum wie diesem hier, steckt 90% dieser Frauen argumentativ locker in die Tasche - alleine schon aufgrund des Informationsvorsprungs...
Und die Männer scheinen mit ihrer Situation auch ganz zufrieden. Sonst würden sie ja wohl lauthals protestieren. Siehst Du solche Proteste?
Die meisten Begegnungen zwischen Maennern und Frauen laufen ueber die persoenliche Ebene. Man geht zusammen tanzen, etwas essen und trinken, arbeitet zusammen und diskutiert gelegentlich auch schonmal ueber politische Entwicklungen. Solange eine Schoenwetterlage herrscht ist (scheinbar) alles eitel Sonnenschein. Und wenn Du als Mann mit einer netten Frau ausgehst, willst Du sie ja nicht gleich mit sowas aetzendem wie Gleichberechtigung in die Flucht jagen.
Kleiner Tip: Diskutiere mal mit einem unterhaltsverpflichteten, von seinen Kindern getrennt lebenden Vater. Praesentiere ihm Deine Thesen zu maennlichen Taetern bezueglich Haeuslicher Gewalt; mache Dich aber gefasst auf eine geballte Ladung Desillusionierung und Sarkasmus. Da tun sich Abgruende auf punkto Bosheit von Ex-Frauen, die Du selten in der Presse dokumentiert findest...
Gut, es wird vielleicht über die Medien etwas excessiv gelästert, das gebe ich schon zu. Aber wirklicher Kampf? Im Grunde brauchen wir einander gegenseitig wie die Luft zum Atmen.
Nein der Geschlechterkrieg ist nicht in seiner heissen Phase - noch nicht. Aber unter der scheinbar ruhigen Oberflaeche brodelt und rumort es.
Ich ziehe mal das Beispiel Jugoslawiens als Vergleich heran: seit dem Ersten Weltkrieg existierte dort ein Vielvoelkerstaat; man lebte mehr oder weniger friedlich nebeneinander im Koenigreich Jugoslawien. Mit dem Zweiten Weltkrieg kam eine erste Zaesur; die Deutschen marschierten ein. Politisch und teilweise ethnisch unterschiedliche Fraktionen kaempften fuer verschiedene Ziele - z.T. als Kollaborateure der deutschen Besatzer, zum groesseren Teil gegen sie. In diesem Krieg kam es (auch) zu starken zwischenethnischen Wunden, die nach Kriegsende von Titos Herrschaft voellig ueberdeckt wurden. Politische Gegner (egal, ob Kollaborateure oder rivalisierende Widerstandskaempfer) wurden zu Beginn des neuerrichteten sozialistischen Staates ruecksichtslos und ohne Ansehen ihrer ethnischen Zugehoerigkeit liquidiert oder unterdrueckt. Scheinbar kam das Land zur Ruhe. Fast 50 Jahre spaeter kam es zum Buergerkrieg; mehrere Generationen andauerndes mehrheitlich friedfertiges Zusammenleben mutierte (scheinbar) innerhalb weniger Jahre zum grenzenlosen gegenseitigen Hass. Vorausgegangen war aber ueber ein Jahrzehnt nationalistische Wuehlarbeit unter den diversen Ethnien; die Kriege kamen mitnichten aus heiterem Himmel. Es wurde vielleicht nicht gezielt auf diese hingearbeitet - aber die nationalistischen Brandstifter leisteten ganze Arbeit mit ihrer systematischen Indoktrination der Bevoelkerung, die dann letztendlich in den Kriegen gipfelten. Und auch heute noch ist das Gleichgewicht in gewissen Nachfolgestaaten (z.B. Mazedonien, Bosnien-Herzegowina) aeusserst fragil. Nichtsdestotrotz trauern viele Menschen dem sozialistischen Staat Titos mit seinen unbestreitbaren Errungenschaften nach.
Ich weiss nicht, wie lange feministische (und wohl vermehrt auch maskulistische) Brandstifter noch wirken koennen, ohne dass es in zunehmendem Masse zu Ausbruechen kommt. Die Vehemenz, mit der sich scheinbar aus dem Nichts eine breite Opposition gegen das Verbot heimlicher Vaterschaftstests formierte, ist schwer zu deuten. Haben immer mehr (vorab maennliche) Buerger die Nase voll von einem stetig deutlicher zutage tretenden Staatsfeminismus, der sie mit kleinlichen Forderungen eindeckt und sexistischen Regelungen ueberzieht? War es der Protest gegen staatliche Einmischungsversuche in eine aeusserst diffizile Angelegenheit? Oder war es eher ein Protest gegen den Staat insgesamt, dem immer mehr Buerger (als Nichtwaehler) den Ruecken kehren? Man weiss es nicht. Aber der Zug Richtung Staatsfeminismus rollt laengst mit hoher Geschwindigkeit, ja er beschleunigt derzeit noch. Und selbst wenn man jetzt auf die Bremse traete, wuerde er noch eine Zeitlang weiterrollen. Wann ist der point-of-no-return zum flaechendeckenden Geschlechterkonflikt erreicht? Ich hoffe noch nicht.
Aber die Brandstifter haben schon viel zerstoert, viel Misstrauen wurde gesaet. Noch ist die Institution Familie, in der die meisten tiefergehenden zwischengeschlechtlichen Begegnungen geschehen, ein Ideal der Jugend; aber diesem Ideal fehlt schon heute jegliche Grundlage in der Realitaet. Wird die Unverbindlichkeit, mit der heute Beziehungen eingegangen, gelebt und auch wieder beendet werden, die einst tiefe Verbundenheit zwischen den Ehepartnern und ihren Kindern auch weiterhin garantieren koennen? Ich glaube nicht. Auch die Jugoslawen lebten scheinbar friedlich nebeneinander - selbst noch lange nachdem die zersetzenden Kraefte begonnen hatten, die Eintracht innerlich auszuhoehlen. Am Schluss stand nur noch die Fassade und die brach schlussendlich mit einem grossen Krachen zusammen.
Ein Rat nicht nur an Dich, Melanie Sophia: schau hinter die schoene Fassade; kratze ein bisschen an der Oberflaeche und schau, was darunter hervorkommt. Die einst soliden Grundlagen des gegenseitigen tiefen Vertrauens broeckeln schon lange weg. Welchem Mann kann man es veruebeln, wenn er unter dem Eindruck stetig steigender Scheidungsraten - einhergehend mit der Marginalisierung seiner Person im Leben der von ihm gezeugten Kinder - sich je laenger je weniger auf das hochriskante und v.a. fuer ihn ruinoese Projekt 'Familie' einlaesst? Mit ruinoes meine ich uebrigens in erster Linie nicht den pekuniaeren sondern vielmehr den familialen Aspekt; der u.U. jahrzehntelang an Kinder und moeglicherweise die Exe zu leistende Unterhalt ist lediglich das weithin sichtbare Symbol dafuer, auf welche Rolle das deutsche Rechtswesen den Vater reduziert.
Das angestrebte Verbot heimlicher Vaterschaftstests mag dabei manchem Mann in Deutschland wie ein leuchtendes Menetekel an der Wand erschienen sein. Die Botschaft wurde vernommen und wohl auch von den meisten verstanden: zahlen muesst ihr fuer Eure Vaterschaft, aber anzweifeln duerft ihr sie nur unter Inkaufnahme der Familienzerstoerung und Ueberwindung hoher rechtlicher Huerden! Vielleicht (ja sogar wahrscheinlich) war die Botschaft noch nicht mal so gemeint, die Brandstifter haben ihre mangelnde Empathie und ihren Zynismus gegenueber Vaetern trotzdem aller Welt offenbart.
Kein Grund zur Besorgnis: Die Befriedigung seines Sexualtriebes sowie eines weitgehend oberflaechlichen Verliebtheitsbeduerfnisses kann der deutsche Michel auch mit fluechtigen Beziehungen hierzulande und/oder Billignutten in Suedostasien und Osteuropa erzielen, notfalls helfen auch der gute alte Handbetrieb und die Welt des Internets; die Befriedigung seiner Sehnsucht nach Familie begraebt er jedoch besser tief in seinem Herzen. Als Ersatzbefriedigung kann er stattdessen 'Sims' spielen und dort virtuell ausleben, was in der Realitaet einfach zu gefaehrlich geworden ist - eine Moeglichkeit, die uebrigens auch Frauen offensteht, die sich nach Familie sehnen.
Inwieweit brauchen Mann und Frau sich wirklich? Ich sag's mal etwas ueberspitzt: eine Frau ist so gut wie die andere, dasselbe gilt wohl umgekehrt auch fuer Maenner. Verliebtheit ist so fluechtig wie der Wind und launisch wie das Aprilwetter. Die besten und treuesten Freunde habe ich als Mann jedenfalls nur unter Maennern gefunden. Das ist meine wichtigste Erkenntnis, die ich aus Freundschaften gewonnen habe. Und ein einziger guter Freund ist mehr wert als 100 fluechtige Liebschaften...
Gruss
Maesi
gesamter Thread:
- @Nikos -
Melanie Sophia,
26.04.2005, 16:33
- Re: @Nikos - Cleo, 26.04.2005, 17:31
- Re: @Nikos - Silvain, 26.04.2005, 18:11
- Re: @Nikos -
Nikos,
26.04.2005, 18:31
- hinter die Fassaden schauen - Leser, 27.04.2005, 16:25
- Re: @Nikos -
Antwortschreiber ,
27.04.2005, 20:09
- Re: @Nikos - Nikos, 27.04.2005, 20:33
- Re: @Nikos - Garfield, 26.04.2005, 19:18
- Re: @Nikos - Krischan, 27.04.2005, 00:44
- Re: @Nikos - Maesi, 27.04.2005, 03:36