Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Alice Schwarzer: Vom "Männerschreck" zur TV-Talkerin

Joachim, Tuesday, 03.12.2002, 22:55 (vor 8411 Tagen) @ Joachim

Als Antwort auf: Wie Alice Schwarzer Frauen und Männer miteinander versöhnen will von Joachim am 03. Dezember 2002 20:13:11:

Köln (rpo). Die Gallionsfigur der deutschen Frauenbewegung wird 60. Alice Schwarzer, einst als "Männerschreck" oder "frustrierte Tucke" beschimpft, ist auch nach 30 Jahren feministischer Publikationen noch aktiv - und etwas milder geworden.
Unzertrennbar verbunden ist Schwarzers Name mit "Emma", der weltweit einzigen autonomen feministischen Zeitschrift, die sie seit 1977 in Köln herausgibt. ""Emma" ist mein Kind." Seit fast 26 Jahren deckt die Zeitschrift Missstände auf und zettelt Kampagnen an. ""Emma" hat 1978 erstmals den Missbrauch von Kindern angeprangert und sich von dem allgemeinen Weiter-Verschweigen nicht einschüchtern lassen", erinnert sich die Bundesverdienstkreuz-Trägerin.

Vor den derzeit diskutierten Gefahren des islamischen Fundamentalismus habe sie bereits 1979 gewarnt. "20 Jahre lang war "Emma" das einzige deutschsprachige Blatt, das regelmäßig über das Problem berichtet hat: im Iran, in Algerien, Afghanistan - oder auch mitten in Deutschland." Für Aufsehen sorgte ihre PorNo-Kampagne gegen die Entwürdigung von Frauen ab Ende der 80er Jahre. "Pornografie ist das Propagieren von Frauenhass und das Verknüpfen von Lust mit Erniedrigung und Gewalt." Dabei legte sich die Journalistin und Buchautorin gerichtlich 1978 mit dem Nachrichtenmagazin "Stern" an. 1994 wurde Schwarzer vom Verlag des Akt-Fotografen Helmut Newton beklagt, da sie einige seiner Bilder gedruckt und als "sexistisch und rassistisch" bezeichnet hatte.

Insgesamt gute Noten gibt Schwarzer dem männlichen Geschlecht, vor allem den jüngeren Männern, nachdem sich in den vergangenen Jahren "ungeheuer" vieles positiv verändert habe. "Umfragen beweisen: Jeder dritte Mann ist für die Emanzipation der Frauen - und nur noch jeder andere dritte dagegen. Die sollten wir aussterben lassen." Sogar Machos schöben heute Kinderwagen durch die Gegend, meint die Feministin freudig.

Aber dennoch bleibe einiges zu ändern: "Wenn Männer Menschen werden wollen, müssen sie auch fürsorglicher werden und in Frauen und Kinder investieren." Für das weibliche Geschlecht heißt ihr Rat: "Frauen müssen lernen, nicht immer geliebt werden zu wollen."

Schwarzer hatte zunächst während ihres Studiums in Paris als freie politische Korrespondentin gearbeitet und sich dort in der Frauenbewegung engagiert. Mitte der 70er Jahre kehrte sie zurück nach Deutschland und wurde auf einen Schlag bekannt, als sie sich 1975 ein scharfsinniges Duell im Fernsehen mit der Anti-Feministin Esther Vilar ("Der dressierte Mann") lieferte. Kurz darauf veröffentlichte sie das Buch "Der kleine Unterschied und seine Folgen" über die Rolle der Sexualität im Machtkampf der Geschlechter. Der Bestseller wurde in elf Sprachen übersetzt - und sorgte für heftigste Debatten.

Viel-Schreiberin Schwarzer hat für die Zukunft "schon wieder viele Buch-Projekte im Kopf". Aber: "Dafür müsste ich bei der "Emma" ab und zu etwas abkömmlicher sein. Ich hoffe ja, dass sich meine Nachfolgerin endlich bei mir meldet." Und so wird auch ihre Geburtstagsfeier "ganz klein und privat" ausfallen. Ihr Geburtstagswunsch? "Dass meine zweite Lebenshälfte genau so lebensfroh und gesund wird wie die erste."

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