Brief an den SPD-Vorstand wegen Wehrpflicht
Hier ein Auszug aus der Mail, die ich heute an den SPD-Parteivorstand geschickt habe. Wird wahrscheinlich noch Jahre dauern, bis eine Antwort kommt - wenn überhaupt. Aber ich kann nur jedem empfehlen, Briefe oder Mails an diese Leute zu schicken, damit auch mal irgendjemand mitkriegt, was Männer von der ganzen Sache halten.
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Hinblick auf die im Augenblick anhaltende Diskussion
ueber die Wehrpflicht und das noch ausstehende Urteil des
Europaeischen Gerichtshofes zu dieser Frage, haette ich
von Ihrer Partei gerne gewusst, aus welchen Gruenden Sie an der Maennerwehrpflicht festhalten, da sich mir der Sinn dieses Zwangsdienstes nicht mehr erschliessen laesst. Zwar steht die hohle Phrase im Raum, die auch seitens der verschiedenen Parteien immer wieder gebetsmuehlenartig wiederholt wird und die besagt, dass eine derartige Einrichtung wie die Maennerwehrpflicht wichtig sei fuer die Integration der Bundeswehr in die Gesellschaft - ich kann aber beim besten Willen nicht erkennen, dass bei einer Freiwilligenarmee wie bspw. den US-Streitkraeften etwas Gegenteiliges der Fall waere.
Ueberdies gibt es auch meiner Ansicht nach keinen ueberzeugenden Beweis dafuer, dass eine Maennerwehrpflicht fuer die bessere Einbettung der Bundeswehr in gesellschaftliche Strukturen dienlicher waere als eine Freiwilligenarmee. Oft verwendete historische Vergleiche halte ich fuer stark "konstruiert".
Davon einmal abgesehen, stellt sich mir die Frage, ob eine Maennerwehrpflicht ueberhaupt noch zeitgemaess ist. Krisensituationen in der heutigen Zeit erfordern wohl eher eine technisch hochentwickelte, spezialisierte und hervorragend ausgebildete Armee, insbesondere Ingenieure, Computerspezialisten und Kraefte, die besonders auf Krisenmanagement hin trainiert wurden und die genau wissen, wie sie sich in bestimmten Situation zu verhalten haben. Wie soll ich mir Ihr Modell und den Sinn einer Maennerwehrpflicht in einem wirklichen Ernstfall
ganz konkret vorstellen? Wollen Sie etwa Maenner in einem Ernstfall einsetzen, die irgendwann vor 20 Jahren einige Monate an einem Gewehr ausgebildet wurden, das heute schon keiner mehr verwendet?
Wie wollen Sie junge wehrpflichtige Maenner mit einer Grundausbildung von 2 oder 3 Monaten in einem Kriegsfall einsetzen? Da steht der junge Wehrpflichtige mit einem veralteten Gewehr, aufgepflanztem Bajonett und preussischer Disziplin auf dem Kraehenfeld und wartet auf den Feind, waehrend die britische Royal Air Force bereits Experimente mit computergesteuerten Kampfflugzeugen durchfuehrt.
Wie wollen Sie denn jungen Maennern heute noch den Sinn einer Maennerwehrpflicht vermitteln? In einer Zeit, in der fast alle westlichen Maechte die Maennerwehrpflicht abgeschafft haben oder zumindest gerade im
Begriff sind, die Wehrpflicht fuer Maenner zu beenden. Wie wollen Sie jungen Maennern einen Begriff fuer "Wehrgerechtigkeit" vermitteln, wo doch nur noch ein geringer Bruchteil der Maenner eines Jahrganges tatsaechlich herangezogen wird?
Wie koennen Sie ueberhaupt noch von "Gerechtigkeit" sprechen, wo doch Frauen freiwillig eine Ausbildung bei der Bundeswehr beginnen koennen, wenn sie das wollen, Maenner hingegen nach wie vor dazu gezwungen werden? In meinen Augen wird hier jeder Gleichbehandlungsgrundsatz mit den Fuessen getreten.
Ich kann hier beim besten Willen keine "Wehrgerechtigkeit" mehr erkennen und muss feststellen, dass diese Einrichtung der Maennerwehrpflicht nicht
nur eine staatlich institutionalisierte Diskriminierung von Maennern darstellt - was bereits schlimm genug ist, sie vermittelt auch keinen nachvollziehbaren Sinn mehr.
Mich beschleicht langsam der Eindruck, dass hier gegen jeglichen gesunden Menschenverstand und gegen jegliche Form von gesundem Rechtsempfinden an einer Institution festgehalten wird, die vollkommen veraltet ist und die den gegenwaertigen und zukuenftigen Herausforderung, welche die Welt an uns stellt, nicht einmal mehr annaehernd gewachsen ist.
usw usf...
Mal sehen, was die antworten!
Gruß
Stefan
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- Brief an den SPD-Vorstand wegen Wehrpflicht -
Stefan G.,
05.11.2002, 15:01
- Tut mir leid...Übertragung etwas schlecht formatiert! (n/t) - Stefan G., 05.11.2002, 15:02
- Stefan ist ein Vorbild für uns alle. -
Karl,
05.11.2002, 16:01
- Re: Stefan ist ein Vorbild für uns alle. -
Jörg,
05.11.2002, 16:42
- Re: Stefan ist ein Vorbild für uns alle. -
Manfred,
07.11.2002, 01:21
- Re: Stefan ist ein Vorbild für uns alle. -
Jörg,
07.11.2002, 02:02
- Re: Stefan ist ein Vorbild für uns alle. - Jolanda, 07.11.2002, 10:03
- Re: Stefan ist ein Vorbild für uns alle. -
Jörg,
07.11.2002, 02:02
- Re: Stefan ist ein Vorbild für uns alle. -
Manfred,
07.11.2002, 01:21
- Re: Stefan ist ein Vorbild für uns alle. - Jolanda, 05.11.2002, 18:26
- Re: Stefan ist ein Vorbild für uns alle. - Stefan G., 05.11.2002, 20:07
- Re: Stefan ist ein Vorbild für uns alle. -
Jörg,
05.11.2002, 16:42
- Re: Brief an den SPD-Vorstand wegen Wehrpflicht - pit b., 05.11.2002, 22:00