Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Häusliche Gewalt in Berlin: 28 Prozent der Tatverdächtigen sind Frauen

Arne Hoffmann, Sunday, 25.08.2002, 22:56 (vor 8508 Tagen) @ Odin

Als Antwort auf: Re: Häusliche Gewalt in Berlin: 28 Prozent der Tatverdächtigen sind Frauen von Odin am 25. August 2002 12:59:38:

Das ist eine interessante Theorie, die Du da aufstellst, hinkt aber - wie so vieles in diesen Diskussionen, da man erstmal klarmachen muß, was "Gewalt" eigentlich ist.

Generell gesprochen ja, aber bei den wissenschaftlichen Untersuchungen zur häuslichen Gewalt wird ja mittlerweile genau aufgegliedert, welche Form von Gewalt vorlag (körperlich? war eine Waffe im Spiel? welche? usw.).

Seit einigen Jahren gibt es das Gesetz gegen Gewalt in der Erziehung. Nicht zu unrecht wird hier der Gewaltbegriff ausgedehnt und umfaßt nicht nur körperliche Gewalt, sondern auch psychische Erniedrigungen und dergleichen. Oft kann man hören, daß diese Form der Gewalt sogar die gefährlichste ist und nicht zu vergleichen mit einer Ohrfeige aus Wut.

Nun sollte man hier eben auch weiterdenken: Eine immer noch geltende Grundregel besagt: Wer zuhaut hat Unrecht! Könnte man vielleicht als Grundregel mal so stehen lassen, nur sollte man wissen, daß es doch wohl sehr viele Ausnahmen dazu gibt. Nicht immer - ich würde sogar sagen, sehr selten - ist die Frau diejenige, die vernünftig über ein Problem diskutieren möchte und der böse Mann haut einfach drein. Sehr viel häufiger ist die Frau diejenige, die fortwährend stichelt, hetzt, den Mann im Freundeskreis bewußt blamiert (oder im trauten Frauenkreis), die Kinder aufwiegelt, Intrigen spinnt, mobbt ...

Wenn du nach den Studien gehst, die zuletzt Professor Bock in einer Wiesbadener Veranstaltung zitierte, ist aber auch das nur ein populäres Vorurteil. Das Interessante dabei war ja, dass die ungefähre Gleichverteilung der Geschlechter auf SÄMTLICHEN Eskalationsstufen festzustellen war. Das bedeutet: Frauen greifen genauso oft zu schwerer körperlicher Gewalt (unter Umständen mit Waffen) wie Männer, aber - und das ist für viele genauso verblüffend - Männer sind genauso fit im Nörgeln, Hetzen, Fertigmachen etc., also der verbalen Gewalt, die traditionell Frauen zugeschrieben wird.

Das ist Gewalt in miesester, hinterhältigster Form und macht eine aggressive Reaktion des Mannes durchaus verständlich - wenn sie diese nicht sogar rechtfertigt!

Naja, "Verständnis" haben kann man für sehr vieles, aber hältst du das wirklich für eine sinnvolle Lösung? Wenn eine Frau ihren Mann ständig nervt, darf er ihr ruhig mal eine reinhauen, damit endlich Ruhe ist? Erstens kann dann JEDER Gewalttäter mit dem Spruch ankommen "Tja, sie ist mir halt auf die Nerven gegangen." Zweitens empfindet es vielleicht nur der Mann als Nerverei, und die Frau verfolgt in ihren Augen völlig berechtigte Interessen. Du kannst doch nicht wirklich erwarten, dass sie in Zukunft den Mund hält, nur weil sie Angst vor weiteren Schlägen hat? Drittens sollte man bei Konflikten ja doch versuchen, deeskalierend zu wirken, statt auf die nächste Eskalationsstufe hochzugehen. Da muss man andere Lösungen finden: neue und weniger konfliktträchtige Arrangements, Paarberatung, zur Not Trennung usw. Ich persönlich halte Gewalt nur in sehr seltenen Extremsituationen wie Notwehr oder Nothilfe (aufgrund körperlicher Bedrohung) für akzeptabel.


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