Re: Sieben Jahre Jugendstrafe für Mutter

Joachim, Friday, 09.08.2002, 18:15 (vor 8525 Tagen) @ HemmaNedDo

Als Antwort auf: Vater erschlug Baby mit den Fäusten von HemmaNedDo am 08. August 2002 20:30:37:

22-Jährige tötete ihr eigenes Baby

Nürnberg - Wegen der Tötung ihres neun Monate alten Babys hat das Landgericht Nürnberg-Fürth am Mittwoch eine junge Mutter zu sieben Jahren Jugendstrafe verurteilt.

Die 22-Jährige hatte nach ihrem Geständnis ihre schreiende Tochter im Mai 2001 mehrmals gegen eine Wand ihrer Wohnung geschleudert. Anschließend hatte sie das Kind in sein Bett gelegt, wo es wenige Stunden später an schweren Kopfverletzungen starb. In den Wochen vor der Tat hatte sie das Kind zudem wiederholt geschlagen und dabei auch dessen Oberschenkel gebrochen. Die Angeklagte nahm das Urteil regungslos entgegen.

Das Gericht wertete die Taten als Misshandlung von Schutzbefohlenen und Totschlag. Die Anklage hatte eine Jugendstrafe von acht Jahren wegen Mordes beantragt, die Verteidigung hingegen auf Körperverletzung mit Todesfolge plädiert.

Die junge Mutter habe die Misshandlungen wissentlich und willentlich begangen, urteilte der Vorsitzende Richter der Ersten Jugendkammer, Helmut von Ciriacy-Wantrup. Sie handelte zwar nach Einschätzung der Kammer bei der Tötung ihres Kindes nicht vorsätzlich, nahm aber zumindest dessen Tod billigend in Kauf. Die Wucht, mit der sie das dem "Sturm ihrer Aggression" wehrlos ausgelieferte Baby gegen die Wand geschleudert habe, sei vergleichbar mit Hammerschlägen auf den Kopf.

"Wir haben eine Brutalität bei der Tatausführung, ein nicht mehr nachvollziehbares Maß an Gewalt, Wut und Mitleidlosigkeit", urteilte der Vorsitzende. Die zahlreichen Misshandlungen und letztlich der einsame Tod des Babys müssen für das kleine Kind ein Horror gewesen sein, schilderte der Richter.

Ein eindeutiges Tatmotiv, das möglicherweise auf niedere Beweggründe schließen lasse, sei nicht zu erkennen gewesen. So hatte die Angeklagte zwar erklärt, mit dem ungewollten Kind allein gelassen worden und mit ihrer Mutterrolle nicht klar gekommen zu sein. Das Gericht habe aber keine Überforderung feststellen können. Der Schlüssel für die Bluttat liege vielmehr in der Persönlichkeit der Angeklagten, sagte von Ciriacy-Wantrup weiter. Die 22-Jährige sei in einem Elternhaus aufgewachsen, das von hoher Gefühlskälte geprägt gewesen sei. Zudem sei sie von ihrem Vater selbst wiederholt geschlagen worden. Sie habe sich stets von anderen beeinflussen lassen, was auch dazu geführt habe, das Kind gegen ihren Willen zu behalten.

Die Verurteilung sei zwar juristisch das Ende dieses Falles, für die junge Mutter dürfe er jedoch nicht abgeschlossen sein, warnte der Richter die Angeklagte. "Sie sind die Täterin, Sie haben schwerste Schuld auf sich geladen. Sie müssen sich dieser Schuld stellen."

dpa

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