Tschüß :-)

Nick, Friday, 12.07.2002, 14:44 (vor 8551 Tagen) @ Jolanda

Als Antwort auf: Re: Tipps für die Männer........ von Jolanda am 11. Juli 2002 19:22:58:

Liebe Jolanda!

Erst mal einen ganz herzlichen Dank für deine liebe Antwort

Vorneweg: ich bin an sich überhaupt gar kein bitterer Mensch ...eher im Gegenteil. Ich führe ein ausfüllendes Leben, mit dem ich ganz zufrieden bin. Ja, es gibt auch Glück... stilles Glück, strahlendes Glück, auch „melancholisches“ Glück.... Ich fühle jedenfalls persönlich wenig Grund zum Klagen – und kann Jammern und Klagen sowieso nicht besonders gut ertragen. Vielleicht ist mein genereller „Optimismus“ dem deinigen gar nicht so sehr wesensfremd. Aber Trauer und Zorn, auch leidenschaftlicher Zorn, stehen für mich nicht im Widerspruch dazu, eher im Gegenteil.

Ich bekomme heutzutage einen heiligen Zorn, wenn ich über solche Themen wie oben rede. Ich will mich zwar nicht inhaltlich wiederholen, aber ich habe in meinem persönlichen Umfeld im vergangenen Jahr ein paar böse Entwicklungen sehr nah mitbekommen und begleitet, die meine Sicht drastisch verändert haben, vielleicht besser: „im Prinzip“ bekannte Probleme zeigen sich mir heute in ganz anderer Dringlichkeit, weil „mit Gesicht“, haben ein strukturelles Leidpotential für mich offenbart, das mich umtreibt. Auch ich kenne viele „gutlaufende“ Beziehungen, liebevolle oder freundschaftliche. Meine Freunde und Bekannten sind meist sehr reflektierte, erwachsene Leute, ausgeglichen, zu starken Gefühlen fähig, verläßlich und mit gutem Vertrauen ins Leben. Aber zwei von ihnen hat es böse erwischt. Außerdem finde ich die allgemeine Entwicklungen unserer Gesellschaft brandgefährlich! Manche Sachen laufen einfach ganz fundamental daneben in Gesellschaft, Staat, Justiz und Medien, und besonders zwischen den Geschlechtern, das muß sich gründlich ändern.

Klar haben wir hier keine Kriege, Seuchen, Katastrophen [und ein erschreckend kurzes Gedächtns, wann es sie zuletzt gab]... viele sind eher satt und faul und läppisch (was allgemein wohl etwas „gaga“ im Kopf zu machen scheint), aber das könnte sich schnell ändern, wenn wir nicht zu elementaren Ordnungen zurückkehren, die man meiner Meinung nach nicht lange konsequenzenlos aushebeln darf. Was heute leichtfertig verspielt wird, das könnte bald schon unverzichtbar wichtig werden. Und ist dann u.U. nicht mehr vorhanden.

Eigentlich ist das Internet nicht mein „Hauptmedium“, in dem ich mich bewege. Ich mag solche „Virtualität“ nicht. Nun bin ich jedoch mal hier und schreibe gelegentlich was zum einen oder anderen, auch wenn ich hier nicht gerade so besonders viel Resonanz zu finden scheine... Aber mir liegt ganz strikt etwas an einer ungestörten Entwicklung und Selbstorientierung der Männerbewegung, nicht weil ich „Maskulist“ wäre, oder alle Frauen für böse hielte [*hihi*] o.ä. – sondern weil ich diese Bewegung schlicht für (gegenwärtig) unverzichtbar halte, damit sich die Relationen wieder etwas einnorden. „Die Frauen“ selbst tragen dazu im Moment leider sehr wenig bei , wie ich finde (mit seltenen Ausnahmen). Für die meisten von „euch“ scheint der Feminismus noch eher eine prima Sache zu sein, allenfalls neutral oder egal, und das ist er für mich überhaupt nicht. Ich habe schon ein paar mal was dazu gesagt. Ich meine, daß sich viele Frauen tendenziell davon korrumpieren lassen, lieber wegschauen oder ausweichen, verharmlosen etc., jedenfalls kaum einen Grund zu sehen scheinen, selbst dagegen aktiv vorzugehen, weil sie fälschlich meinen, das ganze wäre im Prinzip „in ihrem Sinne“. Vordergründig und „machtpolitisch“ scheint es ja sogar zu stimmen, aber das sehe ich ganz anders, weil was viel Wesentlicheres verloren geht, was aber für „Frauenkämpferinnen“ völlig wurscht ist. Die Liebe geht flöten, und manche wissen halt nichts von Liebe. So was läßt sich heute allerdings leider noch kaum mit Frauen diskutieren, hinsichtlich Feminismus. Wie gesagt: von seltenen Ausnahmen abgesehen

Die ganze Debatte ist zum Teil total von Machterwägungen pervertiert, unglaublich vulgär und platt. Ja, es ist wenig Liebe zu spüren, viele empfinden sich „ihrem“ Geschlechtslager „zugehörig“ und verlassen den Menschenstandpunkt, unterscheiden nicht nach Recht und Unrecht, sondern nach männlich und weiblich. Komplett idiotisch! Und selbstgerecht, eitel bis zum Abwinken. Wie gesagt, die Unterscheidung „feministisch“ oder nicht, die macht für mich schon Sinn, die ist nötig, aber nicht die Unterscheidung männlich-weiblich. Die ganze Debatte ist persönlich total vergiftet, von beiden(!) Seiten aus. Manche heulen regelmäßig dann auf, wenn sie bei der Gegenseite das erkennen, was sie selber dauernd tun, etc. – wie im Irrenhaus! Jeder fühlt sich dabei total im „Recht“ und „erlaubt“ sich deswegen genau die Übergriffe, Gemeinheiten und Provokationen, die sie/er der Gegenseite vorwirft. Also eine klassische Kriegssituation.

Kriege kann man entweder gewinnen (und wenn sie notwendig sind, dann soll man sie auch führen und gewinnen, was allerdings in diesem Fall hier logisch unmöglich ist) - oder beenden! Ich schreibe ein wenig in diesem Forum, weil hier keine Kriege geführt werden. Wenn jemand/frau private Aggression „ausüben“ möchte, dann ist das ihr reines Privatproblem, das niemanden sonst interessiert. Es ist in meinen Augen gut und richtig, wenn so etwas hier strikt gesperrt und ausgeschlossen ist und bleibt. Das braucht auch nicht jedesmal neu erwogen zu werden, irgendwann hat man einen Standpunkt und eine weitere Diskussion darüber ist sinnlos. Man muß sich nicht um jeden Preis versöhnen, klar getrennte Wege zu gehen ist manchmal die bessere Lösung.

Ich zum Beispiel wüßte nicht, was ich mit radikalen Feministinnen zu besprechen hätte. Ich rede mit Frauen, gerne und sowieso, aber Feministinnen sind für mich Feinde, mit denen ich mich nicht friedlich an einen Tisch setze. Ich säusle ja auch nicht mit Faschisten oder Stalinisten, zum Beispiel. Da gibt es nur unerbittliche Ablehnung und Kontra. Mich bringt es auf, wenn so viele Blöd-Männer sich einschleimen und die Fronten verwischen.

Männer haben keinen Grund, sich von Frauen abhängig zu fühlen oder sich dauernd auf sie zu beziehen. Ich brauche das nicht. Ja, Mann kann man selbst sein, ohne weiteren Bezug. Das ist ungemein wichtig, denke ich. Ich wünschte mir manchmal mehr Klarheit und Selbstbewußtsein bei manchen Männern, mehr Gelassenheit vor allem, nicht selbst aggressiv zu werden, wenn sie provoziert werden. Es ist z.B. besser, private Tobsuchtsanfälle, Egokrisen und Chuzpe in anderen Foren kühl zu übergehen, als der Gegenseite den Gefallen zu tun, darauf emotional oder sonstwie einzusteigen. Lüge und Heuchelei richten sich sowie von selbst, um so mehr, je stiller es um sie wird. Es reicht, wenn man Bescheid weiß. Soll ich andere belehren, ihnen etwas „nachweisen“? Das ist endlos und ohne jeden Sinn. Der emotionale Schaum trocknet ganz von alleine aus, wenn nichts mehr nachkommt. Und kratzt mich dann nicht weiter. Es ist jedenfalls gut, wenn es hier nicht stattfindet.

Ich weiß, daß du das ähnlich siehst. Du hast hier neulich was geschrieben, was mir ungemein gefallen hat („Wie denkt ihr darüber?“). Ich habe schon was dazu geschrieben. Ja, es ist wichtig, einen eigenen, ungestörten Ort zu haben, wo nicht jeder Egokram von außen sich blähen und dazwischenfahren kann um „aufzumischen“. So ein öffentliches Forum ist dafür vielleicht nicht ideal, aber warum nicht auch hier. Hier interessiert „nur die männliche Sicht“. Nicht weil es die einzig wahre ist oder weil es sonst keine anderen Dinge auf der Welt gäbe, sondern weil kein Bedarf an Gezanke besteht. Zur Orientierung und Selbstfindung braucht es erst mal Ungestörtheit, Ruhe und Gelassenheit. Viele Männer brauchen heute dringend solche Orte oder Punkte. Ich finde deine Überlegungen dazu, wie gesagt, sehr reif und wertvoll. Sie haben sicher sehr zur Klärung der Situation beigetragen. Ich finde es, wie wohl die meisten hier, schön und wertvoll, daß du hier schreibst.

So, jetzt geht es bald los. Die Wanderschuhe (für die Yeti-Füße) sind geölt, der Rucksack gepackt. Danke für deine guten Wünsche! Und auch dir alles Gute.

Wünscht dir der Nick

.

P.S.: Ja, gewiß, die Erde ist alt und der Mensch ist sehr gering dagegen. Aber er hat eine innere Größe, die von Gott kommt. Die macht ihn unendlich viel erhabener, als die „äußere Welt“. Manchmal braucht es Abstand, um die Relationen gut zu peilen, aus den Verhaftungen herauszutreten...

Die Brücke fließt über den Fluß
und die Zeit steht nun still.
Wie grenzenlos weit ist der Ozean!
Hinter dem Horizont
treibt ein verlassener Kahn
und es regnet.