Re: Was mich an der aktuellen Solanas-Debatte ein wenig stört
Als Antwort auf: Was mich an der aktuellen Solanas-Debatte ein wenig stört von Jörg am 16. Mai 2002 17:49:16:
Hallo Joerg
Welchen Stellenwert hat ein solches Buch hier und jetzt in der Geschlechter-
debatte? Bei allem Verständnis für die harsche Kritik an diesem Buch kann
ich mich des Eindrucks nicht erwehren, daß der Stellenwert dieses Buches
streckenweise maßlos überschätzt wird.
Ich finde ebenfalls, dass man(n) das Buch nicht ueberbewerten sollte. Allerdings fand ich die Einschaetzung von Frau*****, es handle sich um ein humoristisches Werk, schon etwas leichtfertig. Die Autorin hatte naemlich niemals diese Intention. Dass das Werk aufgrund seiner Abstrusitaet auf einige schlichtweg nur noch laecherlich wirkt, macht es noch lange nicht zur Satire.
Wenn ich auch dagegen bin, daß mit einem solchen Schund auch noch Geld
gemacht wird und werden darf, sollte man nicht aus den Augen verlieren, daß
- wie Jolanda auch schon geschrieben hat - die meisten Frauen eben nicht so
krude Ansichten haben wie Solanas sie hatte.
Natuerlich haben die meisten Frauen keine solchen Ansichten (genauso wie die meisten Maenner keine frauenfeindlichen Ansichten haben). Wie gross der Einfluss auf die Frauenbewegung tatsaechlich ist, kann wohl kaum jemand abschaetzen. Wenn ich jedoch lese, was insbesondere prominente Exponentinnen von NOW so an maennerfeindlichem von sich geben, bin ich nicht mehr ueberzeugt, dass Solanas Einfluss auf den amerikanischen Feminismus vernachlaessigbar ist.
Maenner werden auch hierzulande auffaellig oft als weniger kommunikationsfaehig, als gefuehlskalt, als weniger intelligent (Stichwort: EQ), als gewalttaetiger, etc. angesehen. Solanas hat in ihrem Buch sozusagen bis zur letzten Konsequenz diese Denke weiterentwickelt. Das Gefaehrliche ist jedoch der Wahn, ein Geschlecht (hier das weibliche) sei besser und edler als das andere, und genau dieser Wahn scheint in feministischen Kreisen (insbesondere deren Meinungsfuehrerinnen) recht weit verbreitet zu sein. Wahrscheinlich halten sich maennerfeindliche Frauen bevorzugt in feministischen Kreisen auf und nehmen dort Einfluss auf die feministische Arbeit.
Solange eine groesstenteils maennerfeindliche Stroemung den Feminismus dominiert, muessen sich gemaessigte Feministinnen dies halt auch vorwerfen lassen. Wer sonst, wenn nicht sie, hat die Moeglichkeiten diese Scharfmacherinnen zurueckzupfeifen? Nicht wenige kokettieren jedoch mit Denkweisen, die in ihrem Wesen menschenverachtend sind oder tolerieren sie zumindest. Vielleicht weigern sich deshalb viele Frauen, die voellig legitime Frauenanliegen vertreten, sich als Feministinnen zu bezeichnen. Vielleicht ist das ihre Art und Weise, um sich vor dieser Form von Extremismus zu distanzieren. Nur: auf laengere Sicht koennen sie zu solchen Fehlentwicklungen nicht mehr schweigen ohne sich unglaubwuerdig zu machen.
Es sollte kein Geschlecht dafür in Sippenhaft genommen werden, was einzelne
Vertreter des jeweils anderen Geschlechtes zu verantworten haben.
Zustimmung
Abgesehen davon finde ich es schade, wenn hier über irgendeine blöde "Haß-
lektüre" debattiert wird, da sich so etwas meiner Meinung nach immer eher
negativ auf das Forumsklima auswirkt. Ich möchte diese Debatte nicht ab-
würgen, würde es aber begrüßen, wenn demnächst auch mal wieder über andere
Dinge diskutiert wird als über extreme Auswüchse von offensichtlich geistes-
gestörten Menschen. Die aktuelle Geschlechterpolitik bietet genügend
Anknüpfungspunkte.
Ebenfalls Zustimmung. Die in alltaeglichen Phrasen und Vorurteilen daherkommende Misandrie halte ich fuer weitaus gefaehrlicher als das Machwerk einer psychisch kranken Frau. Die duemmlichen Talkshows sind genauso ein (eher laecherliches, wenn auch ernstzunehmendes) Beispiel dieser weit verbreiteten Maennerfeindlichkeit, wie die einseitige Zuweisung von Gewalt als angeblich typisch maennliche Eigenschaft bzw. die Proklamation der stets von Maennern unterdrueckten Frau.
Diese vom Feminismus zwar nicht erfundenen aber kraeftig gefoerderten Mythen versperren den Blick auf die wesentlich komplexere Realitaet, in der Schuld und Unschuld sehr selten so einfach zugeteilt werden koennen. Gleichzeitig vergiften sie das Klima zwischen Menschen weiblichen und maennlichen Geschlechts mit Ressentiments, Misstrauen und Angst; eine aeusserst fatale Entwicklung.
Gruss
Maesi
gesamter Thread:
- Was mich an der aktuellen Solanas-Debatte ein wenig stört -
Jörg,
16.05.2002, 20:49
- Re: Was mich an der aktuellen Solanas-Debatte ein wenig stört -
Thomas Neuringer,
16.05.2002, 20:59
- Re: Was mich an der aktuellen Solanas-Debatte ein wenig stört -
Jörg,
16.05.2002, 22:25
- Re: Was mich an der aktuellen Solanas-Debatte ein wenig stört -
Norbert,
16.05.2002, 22:48
- Re: Was mich an der aktuellen Solanas-Debatte ein wenig stört - Jörg, 16.05.2002, 23:58
- Re: Was mich an der aktuellen Solanas-Debatte ein wenig stört - Buuz, 16.05.2002, 22:51
- Re: Was mich an der aktuellen Solanas-Debatte ein wenig stört -
Norbert,
16.05.2002, 22:48
- Re: Was mich an der aktuellen Solanas-Debatte ein wenig stört -
Jörg,
16.05.2002, 22:25
- Noch eine wichtige Frage :-)) -
Rüdiger,
16.05.2002, 21:22
- So, und jetzt ...... -
Rüdiger,
16.05.2002, 21:35
- Re: So, und jetzt ...... -
Jörg,
16.05.2002, 22:33
- Herzlichen Dank ..... und zum Thema -
Rüdiger,
17.05.2002, 19:41
- Re: Herzlichen Dank ..... und zum Thema -
Jörg,
18.05.2002, 01:45
- Talkshows - Rüdiger, 18.05.2002, 04:20
- Re: Herzlichen Dank ..... und zum Thema -
Jörg,
18.05.2002, 01:45
- Herzlichen Dank ..... und zum Thema -
Rüdiger,
17.05.2002, 19:41
- Re: So, und jetzt ...... - Jolanda, 17.05.2002, 01:16
- Re: So, und jetzt ...... -
Jörg,
16.05.2002, 22:33
- So, und jetzt ...... -
Rüdiger,
16.05.2002, 21:35
- Re:um die wichtigkeit zu unterstreiche.... - Quixote, 17.05.2002, 04:06
- Re: Was mich an der aktuellen Solanas-Debatte ein wenig stört - Maesi, 18.05.2002, 14:24
- Re: Was mich an der aktuellen Solanas-Debatte ein wenig stört -
Thomas Neuringer,
16.05.2002, 20:59