Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Gleichberechtigung der Geschlechter?

Garfield, Wednesday, 12.03.2003, 20:19 (vor 7736 Tagen) @ Katharina

Als Antwort auf: Gleichberechtigung der Geschlechter? von Katharina am 12. März 2003 15:28:36:

Hallo Katharina!

Eigentlich hat Stefan ja schon alles geschrieben, was es zu diesem Leserbrief zu schreiben gibt. Trotzdem möchte ich noch etwas hinzufügen:

Mir fällt immer wieder auf, daß auch ganz normale Frauen, die also keineswegs radikalfeministisch eingestellt sind und teilweise sogar eine eher negative Meinung zu Schwarzer & Co haben, immer schnell abblocken, wenn das Gespräch irgendwie darauf kommt, daß es wohl doch eher die Männer sind, die in unserer Gesellschaft benachteiligt werden. Man spürt dann immer deutlich, wie da so eine Art geistige Jalousie herunter gelassen wird.

Viele Frauen scheinen sich so pudelwohl in der Opfer-Haltung zu fühlen, die ihnen seit Jahrzehnten von der radikalfeministischen Ideologie suggeriert wird, daß sie sich schon ganz unbewußt mit Händen und Füßen daran festklammern, sobald irgendein Einfluß von außen kommt, der sie eventuell davon abbringen könnte.

Das ist ja auch durchaus logisch. Während Männer, die beruflich oder sonstwo nicht besonders viel auf die Reihe kriegen, sich Gedanken darüber machen müssen, ob das nicht vielleicht an ihrem eigenen Versagen liegt und sich diese Frage womöglich mit einem frustrierenden Ja zu beantworten haben, hilft die liebgewonnene Opferhaltung vielen Frauen in derselben Situation dabei, die Verantwortung für eigenes Versagen und Fehlverhalten auf andere abzuschieben. Frau ist dann nicht selbst dran schuld, sondern wurde vom frauenunterdrückenden Patriarchat in ihr Unglück gezwungen... Das ist dann natürlich schon viel positiver für das eigene Ego, wenngleich es wohl kaum dazu beiträgt, irgendetwas an der jeweiligen Misere zu ändern.

Dann gibt es aber noch die Frauen, die mit ihrem Leben durchaus zufrieden sind, aber trotzdem gern ihre Opferhaltung pflegen. Auch das ist durchaus logisch. Wie päppelt frau ihr Ego wohl besser - indem sie sich eingesteht, daß sie im Leben eigentlich einfach immer Glück hatte oder vielleicht sogar irgendein Ziel mehr durch Frauenquoten oder durch die Hilfe anderer erreicht hat als durch eigene Leistung, oder indem sie sich einredet, daß sie irgendein Ziel entgegen allen patriarchalen Widerständen unter Einsatz gewaltiger Leistungen trotzdem erreichen konnte?

Letzteres Phänomen findet sich übrigens durchaus auch bei Männern. Gerade unter Geschäftsleuten findet man immer wieder die selbsternannten "Selfmade"-Typen, also Leute, die immer wieder betonen, wie hart sie doch für ihren Erfolg hätten arbeiten müssen. Wenn man da dann mal genauer nachforscht, stellt man häufig fest, daß sie ihren Erfolg einfach nur einem enormen geerbten Vermögen verdanken und sich schon sehr dämlich hätten anstellen müssen, um das wieder zu verlieren, oder daß sie (wie z.B. Bill Gates mit Microsoft) einfach immer nur das Glück hatten, zufällig zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein. Nur zugeben würde das kaum einer von ihnen, nicht einmal vor sich selbst.

Und dann kommt noch etwas dazu: Es ist nun einmal so, daß es heute in unserer Gesellschaft einige Vorteile hat, eine Frau zu sein. Männer haben wohl auch den einen oder anderen Vorteil Frauen gegenüber, aber wenn man sich die Gesellschaft mal insgesamt ansieht, muß man doch - sofern man ehrlich zu sich selbst ist - erkennen, daß Frauen schon einige Vorteile mehr haben als Männer. Und manche sind sogar so ehrlich, das auch zuzugeben. "...weil ich ja sowieso gewinn', weil ich ein Mädchen bin, weil ich ein Mädchen bin..." Und noch mehr Frauen ist das insgeheim durchaus klar. Spätestens, wenn die Jungen teilweise nach dem Abi erstmal Wehr- oder Zivil-Dienst ableisten müssen und die Mädchen mit frischem Schulwissen sofort ein Studium oder eine andere Ausbildung beginnen können, ist doch schon klar, wie der Hase läuft. Oder auch, wenn frau in jede Bibliothek und auch jederzeit in jede Schwimmhalle kommt, während ihr Partner manchmal leider draußen bleiben muß. Oder wenn frau im Kino oder Restaurant ganz selbstverständlich alles von ihrem Partner bezahlt bekommt, auch wenn sie ihr eigenes Geld verdient. Oder wenn offen darüber debattiert wird, wieviele Männer eine Frau wohl gleichzeitig bräuchte, um wirklich glücklich zu sein, während fremdgehende Männer natürlich weiterhin miese Schweine und sofort zu verlassen sind. Und wie rechtfertigt frau das alles vor sich selbst? Das ist dann natürlich nur der faire Ausgleich für die jahrtausendelange patriarchale Unterdrückung der Frau durch den Mann...

Ja, und so pflegen viele Frauen ihre Opferhaltung eben fleißig weiter. Auch wenn sie ansonsten mit Feminismus rein gar nichts zu tun haben wollen.

Interessant ist für mich an diesem Leserbrief nur die Frage, ob die Autorin das alles wirklich glaubt, oder ob sie sich das - wie offenbar viele Frauen - einfach nur als Rechtfertigung für weibliche Privilegien einredet.

Freundliche Grüße
von Garfield



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