Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Frauen werden in der Medizin exrem benacheiligt!

susu, Wednesday, 19.02.2003, 22:01 (vor 7740 Tagen) @ Michel

Als Antwort auf: Frauen werden in der Medizin exrem benacheiligt! von Michel am 19. Februar 2003 11:03:52:

Hallo.

Das Wort extrem ist das Problem.
Tatsächlich war die Zulassung von Medikamenten, die nur an Männern getestet wurden, bis vor kurzem die Regel und sehr problematisch. Allerdings kann mensch den Zustand der Medizin nicht auf einen so einfachen Nenner bringen. Fakt ist: Männer und Frauen werden beim Arzt/bei der Ärztin (BTW auch auf gleiche Art und Weise, egal welchen Geschlecht die Medizinkundige Person angehört) unterschiedlich behandelt. Bestimmte Diagnosen werden bei Frauen, andere bei Männen eher gestellt, bei gleicher Ausgangslage. D.h. im Lehrbuch steht das eine Krankheit häufiger beim einen Geschlecht vorkommt, die behandelnden ÄrztInnen stellen bei deisem die Diagnose eher und bestätigen die Lehrbuschmeinung für sich persönlich auch in der Praxis. Beispiele dafür, daß bei Frauen fehldiagnostiziert wird, gab es in diesem Thread ja schon einige, hier mal 2 Krankheitsbilder, bei denen männliche Patienten schlechte Karten haben:

Chronische Kopfschmerzen.
Zwar gibt es keine neurophysiologische Erklärung, warum diese häfiger bei Frauen vorkommen sollten, dennoch wird diese Diagnose deutlich häufiger bei Frauen gestellt. Ob es sich dabei um Fehldiagnosen an Frauen (falsch positiv) oder Männern (falsch negativ) handelt, könnten nur aufwendige CT Untersuchungen belegen, soweit ich weiß gibt es dazu auch keine Studien.

Hormonprobleme.
Kommen zwar bei Männern und Frauen gleich häufig vor, werden aber bei Männern nur äußerst selten erkannt und behandelt. Bei Frauen wird bei einigen Anlässen ein endokrinologisches Blutbild erstellt (meist von GynäkologInnen angeordnet), was die Chance erhöht Unregelmäßigkeiten zu erkennen. Probeleme wie z.B. Testosteron-Überproduktion, die stark leberschädigend ist und zum Tod führen kann, werden bei Männern nur in extremen Fällen diagnostiziert (denn Testosteron serokonvertiert in diverse Östrogene, was dann körperlich auffällt).

Alles in allem kann gesagt werden, daß bei Frauen eher psychische, bei Männern eher somatische Ursachen gesucht werden, was im einen Fall oft zu einer Unterbehandlung, im anderen oft zu einer Überbehandlung führt, wobei letztere deshalb Probleme bereitet, weil so gut wie kein Medikament Nebenwirkungsfrei und keine OP Nebenwirkungsfrei ist. Vom Zustand einer PatientInnengerechten Medizin sind alle geschlechter meilenweit entfernt.

susu


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