Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die unterste Talsole - durchschritten?

susu, Friday, 07.07.2006, 02:55 (vor 6506 Tagen) @ Beelzebub

Ich habe mal deine Anmerkungen entfernt und stelle einfach mal Zitaten dagegen.

"- Männer dürfen feministische Theorie nicht zu vereinnahmen suchen. Sie
sollen die Autonomie der Frauenforschung respektieren, ohne eine
entsprechende Autonomie für Männerstudien anzustreben."

"Auf der anderen Seite sehen mittlerweile viele Frauenforscherinnen in der Männerforschung eine notwendige Ergänzug der Frauenforschung im Kontext ihrer Entwiklung zur Geschlechterforschung und fordern einen 'Blickwechsel' (Janshen, 2000)." - aus Döge, 2001

Wenn die mens studies nicht Autonom sind, sind sie überflüssig. Forschung an sich muß schon unabhängig sein. Und sie muß sich jeglicher begründeter Kritik stellen. Die Forderung ist albern.

"- Die kritische Auseinandersetzung mit Männern muss grundsätzlich allen,
Frauen wie Männern, offen stehen. Kritik von Frauen ist zu begrüssen."

"[E]s ist keine geheimnisvolle Essenz, die Männern und Frauen Aufrichtigkeit oder Unaufrichtigkeit diktiert" - de Beauvoir, 1949

Insofern, ja, Kritik von Frauen ist zu begrüßen, solange sie fachlich ist. Das gleiche gilt aber natürlich auch umgekehrt.

"- Die Hauptaufgabe der Männerforschung besteht in der Entwicklung einer
Kritik männlicher Praxis unter Zuhilfenahme feministischer Theorie, nicht
in der Entwicklung einer Feminismuskritik. Das kritische Ziel (target)
sind die Männer und ihr Diskurs, nicht Frauen oder Feminismus."

Äh, nein:
"[Kritische Männerforschung] versucht über die Thematisierung der negativen Folgen [der] Verhältnisse für Männer deren Bewustsein hinsichtlich ihrer eigenen Unterdrückung zu heben". - Döge, 2001

Das kritische Ziel sind die "Verhältnisse", daß schließt sowohl Männer als auch Frauen ein, Männer sind zwar Forschungsobjekt der Männerforschung (was der Name ja sagt), aber existieren nicht im Vakuum.

"- Alle feministischen Ansätze - gerade auch die besonders
männerkritischen - sollen zur Kenntnis genommen werden."

"Den Argumenten der Feministinnen sollten wir allerdings nicht weniger mißtrauisch begegnen: oft macht das polemische Anliegen sie ganz wertlos" - de Beauvoir, 1949

Und deshalb macht es zwar Sinn zur Kenntnis zu nehmen, daß Solanas Männer für eine "walking abrtion" hält, aber damit hat es sich schon. Niemand kann etwas erforschen, daß er hasst. Sogar Mediziner, die an Krebs forschen, sind davon fasziniert. "Männer sind böse. Punkt." ist ein unsinniger Arbeitsansatz. Man stelle sich einen Zoologen vor, der sagt: Da sind irgendwie Tiere. Der wird es zu viel bringen, in seiner Disziplin...

"- Männerforscher müssen ihre Studien auf ihre persönliche Erfahrung
gründen und das Privatleben entsprechend gestalten."

Erster Teil: Nö. Wie soll das bitte gehen? Männerforscher sind Männerforscher und als solche gehören sie zu einer sehr spezifischen Gruppe Männer. Sie werden über eine überdurchschnittliche Ausbildung verfügen, sie verdienen mehr als der Durchschnitt. Man kann durchaus Soziologische Studien über Kohlekumpels machen, ohne Kohlekumpel zu sein.

"The most general definition of men´s studies is that it is the study of masculinities and male experiences as specific and varying social-historical-cultural formations" - Brod, 1987

Wenn es eigener Erfahrungen bedürfte, wäre es kaum möglich etwas über das Leben eines moldawischen Lehnsbauern im 13. Jh. auszusagen. Da kann man als Historiker (der Trüeb deprimierenderweise ist) direkt die ganze Disziplin in die Tonne treten...

Zum zweiten Teil: Irgendwie glaube ich schon, das sich die Beschäftigung mit Männerthemen automatisch auf das Privatleben auswirkt. Ich habe auch Bekannte, die Lebensmittelchemie studieren und das prägt deren Kaufverhalten bei Lebensmitteln ("Nee, der Joghurt verursacht Krebs").

susu


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