Spaltung einer Familie - Wenn der Vater AfD wählt (Politik)
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Seitdem unser Autor herausgefunden hat, dass sein Vater bei der Bundestagswahl die AfD wählte, steckt seine Familie in der Krise. Ein Erfahrungsbericht.[..]
Seit seiner Wahlentscheidung vor nun schon über einem Jahr hat sich mein Vater verändert. Er bestellte seine Zeitung ab und liest seitdem die „Preußische Allgemein Zeitung“, eine Publikation, die Horst Seehofer zum 60-jährigen Jubiläum bescheinigte, „klar und kantig, in gut preußisch-konservativer-aufklärerischer Tradition“ zu stehen. Außerdem fand ich in unserem Elternhaus die „Kleine inkorrekte Islambibel“ von den „Deutschen Konservativen“ - ein Verein, der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft wird. Nachdem mein jüngerer Bruder unsere Eltern dazu bewegen konnte, mit ihm X-Man im Kino zu schauen, ärgerten sich die beiden über den Bösewicht, der „natürlich wieder mal ein Nazi“ war. Ansonsten wettern sie beim Abendessen über Gender-Wahn, die staatlich finanzierte Antifa und die Weltelite, die sich bei der Bilderberg-Konferenz trifft, um die Welt nach ihrem Willen hin zu lenken. Mein jüngerer Bruder, der noch zu Hause wohnt, erträgt solche Situationen mit stoischer Ruhe und der geballten Faust in der Tasche. „Ich glaube, ich mache es einfach wie du“, meinte er letztens zu mir. „Soweit die Abiprüfungen losgehen, zieh' ich hier aus.“
Wären es nicht meine Eltern, die solchen Stuss von sich geben - ich würde ihnen einfach aus dem Weg gehen. Die Enttäuschung darüber, dass gebildete, kultivierte Leute in dasselbe Horn stoßen wie die AfD, schmerzt. Doch auch wenn ich es mehrmals in Erwägung zog: den Kontakt abbrechen will und kann ich nicht. Einige Freunde meiner Eltern haben das getan. Zurück blieben entweder unpolitische oder ebenfalls Verschwörungstheorien zugeneigte Bekannte. Seitdem bewegt sich mein Vater in einer Blase, in der seine politische Meinung unwidersprochen bleibt. In seiner Sucht nach immer extremeren Wissen gräbt er sich tiefer und tiefer in den braunen Sumpf an vorgefertigten Meinungen ein. Er wettert gegen die linke Mainstreampresse und vergisst dabei, dass er früher selber links war.
Unsere Familie ist jetzt gespalten. Auf der einen Seite stehen ich und meine Geschwister, die überwachte Grenzübergänge nur noch aus den Geschichten der Alten kennen, gutes Englisch sprechen und sich in Europa zuhause fühlen. Auf der anderen Seite stehen unsere Eltern, augenscheinlich abgehängt und verbittert.[..]
https://www.tagesspiegel.de/politik/spaltung-einer-familie-wenn-der-vater-afd-waehlt/23228914.html
Ich weiß gerade nicht, was ich dazu schreiben soll. Bildet euch selbst eine Meinung
Christine
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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohl angepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein