Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

Homepage - Archiv 1 - Archiv 2 -- Hilfe - Regeln für dieses Forum - Kontakt - Über uns

126461 Einträge in 31030 Threads, 293 registrierte Benutzer, 456 Benutzer online (1 registrierte, 455 Gäste)

Entweder bist Du ein aktiver Teil der Lösung, oder ein Teil des Problems.
Es gibt keine unbeteiligten Zuschauer!

    WikiMANNia
    Femokratieblog

Neoliberalismus??? (Gewalt)

Garfield @, Tuesday, 15.01.2013, 16:55 (vor 4152 Tagen) @ Borat Sagdijev

Hallo Borat!

Für die Kostenträger der Sozialleistungen ist diese nur interessant wenn sie möglichst selten gebraucht wird.

Wenn das so ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit, daß man selbst auf Sozialleistungen angewiesen sein wird, sehr gering. Man sieht also keinen potenziellen Nutzeffekt für sich selbst. Außerdem werden Empfänger von Sozialleistungen eher als Faulenzer gesehen. Das verringert die Akzeptanz für die Sozialleistungen.

Das war ja auch in der DDR ein wesentliches Problem für die arbeitende Bevölkerung. Da gab es zwar offiziell keine Sozialleistungen, real aber sehr wohl. Lebensnotwendige Güter waren staatlich subventioniert, und das wurde durch niedrige Löhne finanziert, weshalb man diese staatlichen Subventionen auch als "zweite Lohntüte" bezeichnete. Außerdem gab es für diejenigen, die einfach nicht arbeiten wollten, Gutscheine zum Kauf lebensnotwendiger Güter. Im Endeffekt sah das dann so aus, daß jemand, der gut arbeitete, dafür am Jahresende ein paar hundert Mark Prämie bekam. Davon abgesehen hatte er aber auch nicht mehr als jemand, der oft erst zu Mittag auf der Arbeit erschien und sich dann auch wenig bewegte. Das hat damals viele DDR-Bürger frustriert und demotiviert.

Wenn das so wäre, dürfte es in wohlhabenden Ländern kaum Kriminalität geben und arme Länder müssten eine starke Kriminalität haben.

Was ist für dich ein wohlhabendes Land? Zählst du Deutschland dazu? Auch in sogenannten wohlhabenden Ländern ist keineswegs jeder reich. Die Kluft zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander, und so gibt es natürlich auch in sogenannten wohlhabenden Ländern Kriminalität. Umgekehrt ist in sogenannten armen Ländern auch nicht jeder arm.

Was hat die neuen Deutschen bei uns so fertiggemacht?

Wen meinst du damit?

Der Neoliberalismus oder der Sozialismus davor?

Wie sollte der Sozialismus in der DDR die Bundesbürger fertig gemacht haben? Die DDR-Bürger hat er auch nicht fertig gemacht. Ich hab 20 Jahre in der DDR gelebt - da war man manchmal genervt und frustriert, aber fertig eigentlich nicht. Und genervt und frustriert erlebe ich viele Menschen auch heute noch.

In den neuen Bundesländern in den 1990er Jahren war dann aber der Neoliberalismus definitiv ein Problem, denn dadurch wurde dort die Wirtschaft weitgehend platt gemacht und Ersatz entwickelte sich nur sehr langsam.

Hat der "Neoliberalismus" das Versagen des Sozialismus nur offengelegt?

Der Neoliberalismus breitete sich ja erst nach dem Zerfall des Ostblocks so richtig aus. Ich denke aber, daß die Globalisierung einen wesentlichen Anteil am Niedergang der DDR hatte. In den 1980er Jahren war die DDR unter den Industriestaaten weltweit auf Platz 8. Was glaubst du, wie das möglich war?

Man brauchte als DDR-Bürger nur mal z.B. einen Quelle-Katalog in die Hand bekommen, um das zu verstehen. Darin fand man nämlich diverse DDR-Produkte wieder. Es gab in der DDR viele Betriebe, die ausschließlich für den Export in westliche Länder arbeiteten. Viele westliche Konzerne kauften nicht nur fertige Produkte aus der DDR, sondern ließen dort auch einzelne Teile wie z.B. Motoren fertigen. U.a. auch Autohersteller wie VW oder Mazda.

Was glaubst du denn, wieso die BRD der DDR den berühmten Milliardenkredit gegeben hat? Denkst du ernsthaft, daß das nur geschehen ist, damit Honecker den Abbau der Selbstschußanlagen an der Grenze anordnet? Nein, dieser Kredit war dafür gedacht, daß die DDR damit ihre Produktionsanlagen modernisieren kann, um so ein besserer Partner für die westlichen Konzerne sein zu können.

In den 1980er Jahren begannen viele westliche Firmen aber damit, die Produktion nach Asien auszulagern. Das hing nicht nur mit den dort niedrigen Löhnen zusammen. Ich hab in den 1990er Jahren z.B. mal erlebt, daß sogar ein hochmoderner Schweißroboter, der erst 1-2 Jahre zuvor beschafft worden war, durch Verlagerung der Produktion nach Asien "arbeitslos" wurde. Viel wesentlicher waren dabei nämlich die asiatischen Märkte. Da wollten die westlichen Konzerne präsent sein, also bauten sie dort riesige Fabriken auf, die dann manchmal gleich die Produktion für Europa mit übernahmen. Dank riesiger Containerschiffe war der Transport der Produkte zu der Zeit ja schon nicht mehr mit hohen Kosten verbunden.

Da die DDR inzwischen stark mit der westdeutschen Wirtschaft verknüpft war, wirkte sich diese Produktionsverlagerung dort auch aus. Die westlichen Importeure und Produzenten orderten nun immer mehr in Asien und immer weniger in der DDR. Das brachte die DDR wirtschaftlich ins Trudeln. Und so hatte man eben auch immer weniger Spielraum, um etwas gegen die gährende Unzufriedenheit der Bevölkerung zu unternehmen. Es ist also gut möglich, daß die DDR nicht durch zu wenig, sondern durch zu viel Kapitalismus untergegangen ist!

Freundliche Grüße
von Garfield


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum