... frei nach Heinz Erhardt

Vorgeschichte:
Gedanken kommen und gehen. Manch einer taucht einfach so auf, und man kann nicht mehr nachvollziehen wie er entstanden ist. Mancher wird wieder vergessen, mancher wird "weitergesponnen".
So auch bei mir. Warum, wie und woher? Ich weiß es nicht mehr. Jedenfalls war er irgendwann da und ich habe diesen Gedanken weiter verfolgt und ausgebaut. Warum das Pferd nicht mal von der anderen Seite aufzäumen? Das war so der erste Gedanke. Danach habe ich mich immer wieder damit beschäftigt und diesen Gedanken gedreht, gewendet, in Form gebracht und ausgebaut.
Andersrum aufzäumen; Frauenanliegen vorbringen damit Männeranliegen beachtet werden? Das hatte was für sich. Also Leserbrief. Wohin? Fernsehen scheidet aus. Wird wohl kaum beachtet. Leserbrief landet wohl in der Ablage. Radio? Ähnlich oder gleich. Also auch nicht so das Wahre. Also Zeitung, aber welche? Immerhin besteht auch da die Gefahr der Ablage ohne Reaktion. Streuen, das war die Idee. Einfach mehrere Zeitschriften anschreiben. Das Ziel hier, für mich, wenigstens eine Antwort erhalten. Ab Versendedatum vier Wochen Zeit geben. Ein Nebeneffekt ist hier noch das sich die Redaktionen (oder natürlich deren entsprechenden Leserbriefbearbeiterinnen (was'n Wort)) mit dem Inhalt auseinandersetzen müssen. Zumindest Lesen. Und steter Tropfen ... Wenn schon keine Antwort, dann wenigstens bewußt gemacht. Und wer weiß?
Also in den Zeitschriftenladen, ans Regal und Frauenzeitschriften auf den Arm gepackt. Nicht alle, manche habe ich stehen lassen, hätten hier nichts gebracht. An die Theke und zahlen. Ich kann euch sagen die Dame hinter der Theke machte Augen. Ein Mann mit einem Stapel Frauenzeitschriften, ein Anblick den man nicht oft sieht.
Obwohl der Leserbrief da schon fertig war, kam jetzt erst mal die "Arbeit". Durchsehen welche Zeitschrift hat keine Leser- oder Hilfeseite? Welche Zeitschrift hat keine Themen, die Frauen beschäftigt, und Männer tangiert? Einige fielen raus. Da war nur Mode, Schminktips u. dgl. drin. Vom Rest die Anschriften der Zeitschrift/Redaktion raus schreiben. Bei gleicher Anschrift nur eine auswählen. Es blieben nicht mehr so viele über.
Warum nicht online im Netz suchen und per Mail? Zunächst einmal habe ich keine E-Mail Adresse, zum anderen wäre das sehr aufwändig. Und ob die Online Redaktion identisch ist mit der Papier Redaktion?
Wie dem auch sei, den Leserbrief nochmals durch gelesen. Ein Hauptthema und jede Menge Nebenthemen drin. Adresse der Redaktion rein und ausdrucken. Ab zur Post. Und jetzt hieß es warten. Hört sich alles simpel an? Im Prinzip ja. Von der ersten Idee bis zur Ausführung vergingen rund zwei Monate. Ich konnte mich einfach nicht so schnell durchringen. Habe mir immer wieder Gedanken gemacht. Soll ich oder nicht? Ist es richtig das zu tun? Was ist wenn ...?
Ich habe es getan, und jetzt spann' ich niemanden mehr auf die Folter. Nachfolgend der Leserbrief, im Anschluß die Reaktionen der Zeitschriften (nur gaaaanz kurz).

Der Leserbrief:
Absender

Anschrift der Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebes Redaktionsteam,

in letzter Zeit gerate ich immer öfter in Streit mit meinem Freund, mit dem ich mittlerweile einige Jahre zusammen bin. Es ist immer das gleiche, irgendwie kommen wir auf das Thema Zusammenziehen, Heirat und Kind(er). Am Anfang reagierte er noch ärgerlich darauf.
Zusammenziehen und später heiraten würde ich schon gerne. Kind oder Kinder sind eigentlich noch kein Thema für mich. Jedesmal, wenn ich ihn darauf anspreche oder wir auf das Thema kommen, reagiert er ärgerlich. Mitunter auch heftig was, wie bereits gesagt, dann in einen regelrechten Streit ausartet.
Es kommen von ihm immer die selben Argumente. Wir ziehen zusammen und einer von uns beiden wird arbeitslos. Findet der betreffende keine neue Arbeit und rutscht in Hartz IV gilt das Zusammenleben wie eine Ehe, was einer Zwangsverheiratung von staatswegen gleichkommt. Würde ich schwanger so hätte er keinerlei Rechte an dem Kind und er wüßte nicht, ob er der Vater ist. Ein Vaterschaftstest in dieser Situation wäre auch für unsere Beziehung schädlich. Wie kann er mir hier so etwas unterstellen?
Falls wir Zusammenziehen und später heiraten sollten sieht er andere Probleme. Zunächst einmal, in abgewandelter Form, eine eventuelle Schwangerschaft von mir und seine Zwangsvaterschaft. Es könnte ja sein das ich gegen seinen Willen "zufällig" schwanger würde. Und auch hier das Problem mit dem Vaterschaftstest. Schließlich gäbe es ja genug Kuckuckskinder. Und dann im Scheidungsfall gäbe es für Frauen genug Möglichkeiten das Kind dem Vater zu entfremden, ohne das er eine Chance hätte sich dagegen zu wehren.
Aber auch ohne Kind sieht er nur Gefahren und Fallen. So hätte ich jederzeit die Möglichkeit ihn aus der Wohnung per Gewaltschutzgesetz entfernen zu lassen. Oder noch doller, ihn wegen Vergewaltigung in der Ehe anzuzeigen. Eine Verurteilung wäre nur noch Formsache, da hier die Unschuldsvermutung ausgehebelt wäre. In einem solchen Fall gebe es keinerlei Möglichkeiten für ihn sich zu verteidigen.
Mit Kind hätte ich sogar noch die Möglichkeit in einem Frauenhaus unterzutauchen. Dann keine Chance mehr für ihn mich zu finden, um mit mir zu reden, oder sein Kind zu sehen.
Nach einer solchen Debatte oder Streit bin ich immer ganz geknickt. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Wie kann er mir das antun? Mir gehen einfach die Argumente aus. Wie kriege ich ihn dazu seine Meinung doch noch zu ändern? Oder hat das alles überhaupt noch einen Zweck?

mfg

Die Reaktion:
Ehrlich, ich hatte keine erwartet. Gehofft, ja. Jedenfalls kamen bereits nach einer Woche zwei Antworten. So habe ich mich entschlossen statt der vier Wochen nur noch bis Ende der laufenden zu warten, bevor ich das Ganze hier veröffentliche. So und nun einige wenige Stichworte aus den Antwortbriefen der Zeitschriften, auch wenn dadurch der Zusammenhang ganz erheblich leidet.

... noch nie von ... so negativen Mann ... gehört.
... dieser Mann der größte Pessimist ... nicht fest an Sie binden und erfindet deshalb all diese haarsträubenden Ausreden.
... Ihr Partner einfach Angst hat ...
... Woran das ... liegt, können wir ... nur vermuten.

Hatte ehrlich gesagt keine Lust beide Briefe komplett abzutippen, auch wenn beide recht kurz gehalten waren. Anhand der 4 kurzen Zeilen kann aber jeder sehen wo's hingeht.

Fazit:
Kann man überhaupt ein Fazit ziehen? Die Antworten im ersten Brief haben mich nicht überrascht. Die Antworten im zweiten waren schon verblüffender. Aber möglicherweise habe ich mittlerweile Scheuklappen der anderen Art an und deswegen mit einem solchen Brief überhaupt nicht gerechnet?

"... werden Ihre Geschichte vielleicht in der Zukunft einmal als Anregung für einen Beitrag ... im Hinterkopf behalten." Sprach ein Mitglied des Redaktionsteams. Ziel erreicht? Ich denke schon. Sobald das ein Thema werden wird, kann es sein das sich die Zeitschrift bei mir wieder meldet. Dann habe ich ein kleines Problemchen...