Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Die Schwächung der Autonomie und die Freiheit der Presse

Mus Lim ⌂, Friday, 06.11.2009, 16:50 (vor 5898 Tagen)

Rupert Lay, Jesuit:

Autonomie wird so lange akzeptiert, als sie sich in den Dienst der Sozietäten stellt. Die Autonomie des eigenen Urteils, die sich keineswegs der >herrschenden Meinungen«, den >allgemeinen Überzeugungen«, dem >common sense« unterwirft, wird in vergesellschafteten oder gar in vermassten Sozietäten, die Rationalität allenfalls nach innen zulassen, kaum geduldet. Hier hat die bürgerliche Toleranz ihre repressiv geschützten Grenzen. Käme etwa ein Bürger der BR Deutschland zu der Ansicht, daß Israel ein verurteilenswerter Aggressor sei [1], dann würde er sich diese Meinung gegen die >Allgemeinheit« seiner Mitbürger gebildet haben. Das mag gutgehen, solange er seine Meinung verschweigt. Sagt er sie aber, wird man ihn entweder aggressiv attackieren oder gar gesellschaftlich ausstoßen. Die Allgemeinheit herrscht. Sie beherrscht auch die Autonomie.

Die Zwangsherrschaft der Allgemeinheit über die Autonomie der Person mag zwar verbal gerade von liberal Denkenden geleugnet werden, ist aber immerhin so erheblich, daß nahezu die gesamte Presse der Bundesrepublik, ganze Informationsbereiche ausspart oder selektiv darstellt oder gar verstellt. Das gilt etwa im Bereich der Berichterstattung über sogenannte >anarchistische Umtriebe« oder der Fragen, die Israel betreffen. Hier wird die Meinung der Allgemeinheit durch allgemeine Unsicherheit oder ein allgemeines Schuldgefühl, das von Israel zudem noch mehr oder minder offen bewußt geschürt wird (- in manipulatorischer Absicht natürlich -), bestimmt. Wer sich zu solchen Themen einigermaßen zutreffend unterrichten will, ist auf schweizerische oder französische Zeitungen (und beschränkt auch englische) angewiesen. Da nun aber nicht nur die Freiheit der Presse, sondern auch der Freiheit der Meinungsäußerung, die theoretisch im Grundgesetz (Art. 5) garantiert werden, Basis jeder Demokratie sind, kann man schon mal nachdenken über die Reife der bundesdeutschen Demokratie. Aber auch das ist ein Tabu. Darüber spricht „man“ nicht, wenn man nicht als Nestbeschmutzer tätig werden will.

[1] Ich würde ergänzen wollen, "oder der Islam sei ein geringeres Übel als der Feminismus bzw. der Genderismus sei ein krankmachendes Übel der Gesellschaft.". ;-)

"Manipulation durch die Sprache", Ullstein 1990, ISBN: 3-548-34631-6

--
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Die Schwächung der Autonomie und die Freiheit der Presse

Oliver, Friday, 06.11.2009, 17:03 (vor 5898 Tagen) @ Mus Lim

"oder der Islam sei ein geringeres Übel als

der Feminismus


LIEBER weder noch
;-)

Ich nehme dann lieber
Freiheit und Rechtstaat!

Statt Feminismus und Sharia!

--

Liebe Grüße
Oliver


[image]

Deutsche Unfähigkeit zur Meinungsvielfalt

Nihilator ⌂, Bayern, Friday, 06.11.2009, 17:20 (vor 5897 Tagen) @ Mus Lim

Die Zwangsherrschaft der Allgemeinheit über die Autonomie der
Person
mag zwar verbal gerade von liberal Denkenden geleugnet werden,
ist aber immerhin so erheblich, daß nahezu die gesamte Presse der
Bundesrepublik, ganze Informationsbereiche ausspart oder selektiv darstellt
oder gar verstellt.

Was Rupert Lay da beschreibt, scheint mir das Gleiche zu sein, das schon Elisabeth Noelle-Neumann in den 70ern formuliert hatte; sie nannte es "Schweigespirale". Interessant ist dieses frühe Datum vor allem deshalb, weil wir dazu neigen zu glauben, es sei alles erst in jüngster Zeit -Feminismus, EU, Annexion durch die DDR- so geworden. Ist es nicht. Es ist in Deutschland -zu Zeiten der Spaltung in beiden Teilen- seit spätestens 1933 so, als Meinungen direkt existentiell gefährlich wurden. Davon haben sich die Deutschen nie mehr gelöst, auch wenn die direkte Bedrohung (KZ, Strafbataillion, Ostfront, Erschießung) nicht mehr existierte. Den Terror machen sie sich heute gegenseitig selbst.

--
CETERUM CENSEO FEMINISMUM ESSE DELENDUM.

MÖSE=BÖSE

Fast ein Jahr lang suchte sie Hilfe bei Psychiatern, dann wandte sie sich Allah zu.


[image]

Deutsche Unfähigkeit zur Meinungsvielfalt

Pancake, Friday, 06.11.2009, 17:41 (vor 5897 Tagen) @ Nihilator

Was Rupert Lay da beschreibt, scheint mir das Gleiche zu sein, das schon
Elisabeth Noelle-Neumann in den 70ern formuliert hatte; sie nannte es
"Schweigespirale". Interessant ist dieses frühe Datum vor allem deshalb,
weil wir dazu neigen zu glauben, es sei alles erst in jüngster Zeit
-Feminismus, EU, Annexion durch die DDR- so geworden. Ist es nicht. Es ist
in Deutschland -zu Zeiten der Spaltung in beiden Teilen- seit spätestens
1933 so, als Meinungen direkt existentiell gefährlich wurden. Davon haben
sich die Deutschen nie mehr gelöst, auch wenn die direkte Bedrohung (KZ,
Strafbataillion, Ostfront, Erschießung) nicht mehr existierte. Den Terror
machen sie sich heute gegenseitig selbst.

Das ist von jeher Teil der deutschen Krankheit. Die Sehnsucht nach dem "Wir", der deutsche Hang zum Kollektivismus. Das Hirn am Eingang abgeben und sich in der Menge wohlfühlen. Sich nie wieder einsam und klein fühlen.

Dieser Rechtsstaat wird Sie f*cken, Freundchen

Mus Lim ⌂, Friday, 06.11.2009, 17:43 (vor 5897 Tagen) @ Oliver

Ich nehme dann lieber
Freiheit und Rechtsstaat!

Wenn das so einfach wäre.

Suchen Sie mal Ihre Freiheit, wenn die Helferinnenindustrie ihre Familie zerfetzt.
Und vertrauen Sie mal auf den Rechtsstaat, wenn die Mutter Ihre Kinder entführt und Sie Ihnen entfremdet.

Alles Gute,
habe Spaß dabei! ;-)

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Brecht die Schweigespirale, werdet laut (und unüberhörbar!) (owT)

Mus Lim ⌂, Friday, 06.11.2009, 17:44 (vor 5897 Tagen) @ Nihilator

- kein Text -

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Die Schwächung der Autonomie und die Freiheit der Presse

Dragman, Vogelsberg, Friday, 06.11.2009, 18:08 (vor 5897 Tagen) @ Oliver

"Ich nehme dann lieber Freiheit und Rechtstaat!"

Die aktuelle Existenz eines Rechtsstaates ist im Allgemeinen zu bezweifeln, besonders wenn man an die supranationale Rechtssetzung der EUdSSR denkt, die uns ohne jede demokratische Legitimation oktroyiert wird. Hinzu kommen die negativen Erfahrungen, die insbesondere hier viele Mitschreiber als konkret Betroffene machen mussten.

Mit der Freiheit ist es auch nicht weit her. Der typische Bundesbürger erstrebt materielles Wohlergehen in Verbindung mit Sicherheit und sozialer Gerechtigkeit.

Letztere war das erste Staatsziel der DDR, von untergegangen mag ich nicht mehr reden, und steht nunmehr in § 1 des ersten Sozialgesetzbuches als Definition des Zweckes dieses Gesetzeskonvulutes. Dabei ist jedem, der Zwei und Zwei zu Vier addieren kann, klar, dass es soziale Gerechtigkeit nicht geben kann, denn sie lässt sich nicht zuverlässig und dauerhaft bestimmen, fußt sie doch auf der Annahme der relativen Ungleichheit und des durch diese angeblich gerechtfertigten Neides. Statt dass Ungleichheit und Neid Ansporn zu eigenem Bemühen und eigener Leistung sind, setzen sie heute eine Unkultur des Anspruchs und des Forderns in Gang, die bedingungslose Umverteilung begehrt, ohne dafür eine Pflicht zur Gegenleistung anzuerkennen.

Die beiden ersten Parameter lassen sich auch in Diktatur und Sklaverei verwirklichen. Dabei ist eine Mehrheit der Bundesbürger ausdrücklich bereit, Einschränkungen der Freiheit zugunsten von Wohlstand und Sicherheit hinzunehmen.

So gesehen sind Freiheit und Rechtsstaat wie sie bei uns gedacht und praktiziert werden keine tatsächlichen Optionen.

--
Vergil: "Varium et mutabile semper femina." (Immer schwankend und wechselnd ist das Weib.)

Die aktuelle Existenz eines Rechtsstaates ist bezweifeln

Mus Lim ⌂, Friday, 06.11.2009, 20:41 (vor 5897 Tagen) @ Dragman

Dragman, ich sehe, Sie haben mich so verstanden, wie ich es gemeint habe.

Letztere war das erste Staatsziel der DDR, von untergegangen mag ich nicht
mehr reden, und steht nunmehr in § 1 des ersten Sozialgesetzbuches als
Definition des Zweckes dieses Gesetzeskonvulutes.

Den Satz merke ich mir und werde ihn an gegebener Stelle zitieren. ;-)

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Brecht die Schweigespirale, werdet laut (und unüberhörbar!)

Pancake, Friday, 06.11.2009, 20:54 (vor 5897 Tagen) @ Mus Lim

Netter Appell, doch zuviele dürften etwas zu verlieren haben.

Deswegen klappt es ja regelmäßig nicht mit der Freiheit ;-)

Mus Lim ⌂, Saturday, 07.11.2009, 02:34 (vor 5897 Tagen) @ Pancake

Netter Appell, doch zuviele dürften etwas zu verlieren haben.

Hartz4, prekäre Beschäftigungen und Ein-Euro-Jobs sollten aber die Entscheidungsfreude beleben.

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