Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Lichterketten Bitte! Ich sehe sie nicht!

Wattebausch, Sunday, 08.10.2006, 22:30 (vor 7000 Tagen)

Lichterketten Bitte! Ich sehe sie nicht!

Simon (1.), Sunday, 08.10.2006, 22:44 (vor 7000 Tagen) @ Wattebausch

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,441252,00.html

Wäre er (als Wehrpflichtiger) zum Kriegsdienst gezwungen worden, würde ich das Problem sehen. Die US-Armee ist allerdings eine Freiwilligenarmee. Hat er gedacht, zu seinen Dienstpflichten gehörte nur das Blümchenpflücken?

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Rainer ⌂, Sunday, 08.10.2006, 23:32 (vor 7000 Tagen) @ Simon (1.)

Hallo

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,441252,00.html

Wäre er (als Wehrpflichtiger) zum Kriegsdienst gezwungen worden, würde ich
das Problem sehen. Die US-Armee ist allerdings eine Freiwilligenarmee. Hat
er gedacht, zu seinen Dienstpflichten gehörte nur das Blümchenpflücken?

Ein Mann muss eben für seine Familie sorgen. Als Hispano oder Ni**er in den USA sieht es mit der "Freiwilligkeit" und seinen Alternativen düster aus.

Rainer

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Kazet heißt nach GULAG jetzt Guantánamo

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Simon (1.), Monday, 09.10.2006, 21:49 (vor 6999 Tagen) @ Rainer


Ein Mann muss eben für seine Familie sorgen. Als Hispano oder Ni**er in
den USA sieht es mit der "Freiwilligkeit" und seinen Alternativen düster
aus.

Rainer


Das erinnert mich irgendwie an die Argumentationsweise von Feministinnen: Nie sind Frauen selbst verantwortlich für ihre Entscheidungen, Freiwilligkeit gibt es nur in Anführungsstrichen, weil die böse Gesellschaft ihnen ja keine Alternativen lässt usw.

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Wattebausch, Tuesday, 10.10.2006, 12:41 (vor 6998 Tagen) @ Simon (1.)


Ein Mann muss eben für seine Familie sorgen. Als Hispano oder Ni**er in
den USA sieht es mit der "Freiwilligkeit" und seinen Alternativen

düster

aus.

Rainer

Das erinnert mich irgendwie an die Argumentationsweise von Feministinnen:
Nie sind Frauen selbst verantwortlich für ihre Entscheidungen,
Freiwilligkeit gibt es nur in Anführungsstrichen, weil die böse
Gesellschaft ihnen ja keine Alternativen lässt usw.

Selbst im Osten von D ist es so, das junge Männer wieder verstärkt zur Armee gehen, aufgrund mangelnder beruflicher Möglichkeiten. Vielleicht würden gerade Klaus_z Vorschläge hier für Entspannung sorgen.

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Gismatis, Basel, Wednesday, 11.10.2006, 01:23 (vor 6998 Tagen) @ Simon (1.)


Ein Mann muss eben für seine Familie sorgen. Als Hispano oder Ni**er in
den USA sieht es mit der "Freiwilligkeit" und seinen Alternativen

düster

aus.

Rainer

Das erinnert mich irgendwie an die Argumentationsweise von Feministinnen:
Nie sind Frauen selbst verantwortlich für ihre Entscheidungen,
Freiwilligkeit gibt es nur in Anführungsstrichen, weil die böse
Gesellschaft ihnen ja keine Alternativen lässt usw.

Es gibt wohl unterschiedliche Grade von Freiwilligkeit. Das Problem sehe ich jedoch darin, dass die Armeeanwärter nicht ausreichend informiert werden. Der vorliegende Fall lässt sich gut mit einer osteuropäischen Zwangsprostituierten vergleichen, die mit irgendwelchen Versprechungen nach Westeuropa gelockt wird.

Zudem sollte es meiner Meinung nach Grenzen geben, wozu sich Menschen überhaupt juristisch bindend verpflichten können, Freiwilligkeit hin oder her. Das ist für mich dann gegeben, wenn das Leben gefährdet ist.

Gismatis

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Wattebausch, Monday, 09.10.2006, 00:50 (vor 7000 Tagen) @ Simon (1.)

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,441252,00.html


Wäre er (als Wehrpflichtiger) zum Kriegsdienst gezwungen worden, würde ich
das Problem sehen. Die US-Armee ist allerdings eine Freiwilligenarmee. Hat
er gedacht, zu seinen Dienstpflichten gehörte nur das Blümchenpflücken?


Sollte es nicht mehr genug "Freiwillige" geben, betrift es wieder Alle!
So einfach geht das Spiel!, deshalb mach ich da persönlich keine allzu grossen Unterschiede.

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susu, Monday, 09.10.2006, 01:06 (vor 7000 Tagen) @ Simon (1.)

Wäre er (als Wehrpflichtiger) zum Kriegsdienst gezwungen worden, würde ich
das Problem sehen. Die US-Armee ist allerdings eine Freiwilligenarmee. Hat
er gedacht, zu seinen Dienstpflichten gehörte nur das Blümchenpflücken?

Der Mann war bereits im Krieg. Und hat aus Gewissensgründen den Kriegseinsatz verweigert, was in Deutschland auch möglich ist, wurde jedoch abgelehnt. Einem Deserteur droht in den USA die Todesstrafe (wurde zwar seit dem 2. Weltkrieg nicht mahr vollstreckt, aber ist immerhin als Höchststrafe vorgesehen). Damit hätte er im Grund ein Anrecht auf politisches Asyl in Deutschland (und nach der Aufhebung des Folterverbots dürfte klar sein, das es sich da nicht um ein "sicheres Land" handelt, NATO oder nicht)

Die Freiheit des Gewissens hat Vorrang vor irgendwelchen anderen Ansprüchen dritter zu haben. Punkt. Egal warum er eingetreten ist: Man kann ihn nicht zwingen nochmal in den Krieg zu ziehen.

susu

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Garfield, Monday, 09.10.2006, 18:48 (vor 6999 Tagen) @ Simon (1.)

Hallo Simon!

"Die US-Armee ist allerdings eine Freiwilligenarmee. Hat er gedacht, zu seinen Dienstpflichten gehörte nur das Blümchenpflücken?"

Das war auch so in etwa mein erster Gedanke. Aber der Mann hat sich ja gerade aufgrund seiner pazifistischen Einstellung "nur" zum Dienst als Sanitäter verpflichtet.

Er dachte offenbar, das würde auch nicht viel anders sein als ein Job in einem Krankenhaus. Aber die Realität sah dann halt anders aus. Vermutlich hätte er in einer Kampfeinheit weniger Schlimmes zu sehen bekommen.

Nun kann man natürlich einwenden, daß er sich das ja auch vorher hätte denken können. Aber ich glaube, was man gerade auch als Sanitäter an der Front erlebt, übersteigt das Vorstellungsvermögen eines normalen Menschen, der noch nie zuvor etwas mit Krieg zu tun hatte.

Dann muß man auch bedenken, daß die Werber der US-Armee mit allen Mitteln arbeiten, um immer neue Rekruten zu bekommen. Spätestens seit dem Irak-Krieg ist es wohl schwieriger, Nachwuchs für die Armee zu finden. Früher (jedenfalls nach Vietnam) war das ein relativ lockerer Job. Wer Glück hatte, verbrachte seine Dienstzeit gefahrlos in einer Basis in Deutschland, Japan oder sonstwo. Und wenn es doch mal (wie z.B. in Grenada) zum Kampfeinsatz kam, dann hatte man immer überlegene Technik zur Seite stehen, mit deren Hilfe die Kämpfe oft in wenigen Tagen beendet werden konnten und vergleichsweise wenige Opfer auf der eigenen Seite forderten. Der Angriffsbefehl wurde auch erst gegeben, wenn man sicher war, sich kein zweites Vietnam einzuhandeln. Wenn die Kämpfe dann vorbei waren, herrschte schnell wieder Ruhe im Kampfgebiet, eine US-hörige Marionettenregierung wurde eingesetzt, die US-Soldaten kehrten in ihre Basen zurück und konnten stolz mit ihren Kriegsgeschichten prahlen.

Das hat sich mittlerweile geändert. Heute schicken Cheney & Co. die US-Truppen ohne Rücksicht auf Verluste zum Wohle ihrer Sponsoren aus der Wirtschaft in die ganze Welt. Man verläßt sich auf die eigene überlegene Waffentechnologie, aber die so angezettelten Kriege finden kein Ende mehr, weil sie von unzufriedenen Teilen der Bevölkerung in den besetzten Gebieten und von Untergrundorganisationen immer weiter geführt werden. Gegen Selbstmordattentäter, Bombenleger oder Heckenschützen nützt auch die modernste Technik wenig. Abziehen will man die Truppen dann auch nicht, wenn die Unzufriedenheit im Land so groß ist, daß die Marionettenregierung allein nicht sicherstellen kann, daß die US-Konzerne dort weiterhin große Profite einfahren. Also müssen die US-Soldaten dort bleiben. Und wenn man dann so auf seinem Wachposten steht und mißtrauisch jeden Passanten mustert, dann fühlt man sich auch kaum als großer Kriegsheld. Es ist nicht so wie in einem herkömmlichen Kampfeinsatz, wo man kaum zum Nachdenken kommt und sowieso vollgepumpt mit Adrenalin ist. Wo einem vielleicht wirklich alles wie ein Abenteuer erscheint, jedenfalls solange man nicht ernsthaft verwundet wird und auch nicht gerade einen Kameraden mit herausquellenden Eingeweiden schreiend daliegen sieht. Nein, auf so einem Wachposten oder einer Patrouille hat man genug Zeit zum Nachdenken, z.B. darüber, daß vor wenigen Tagen gerade wieder ein Kamerad auf derselben Patrouille oder am selben Wachposten umgekommen ist. Da hat man einfach nur die Hose voll, und das ist ein Scheißgefühl.

Das ist natürlich vielen Menschen in den USA bewußt. Denn die kriegen ja trotz aller Heimlichtuerei ihrer Regierung doch mit, daß ein Sarg nach dem anderen aus dem Irak zurück kommt. Deshalb müssen die Werber immer mehr versprechen und die Menschen auch bewußt irreführen, um sie zur Unterschrift zu bewegen. So ist es denn kein Wunder, daß so viele US-Soldaten desertieren.

Freundliche Grüße
von Garfield

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